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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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ums verrecken nicht akzeptieren. Bemerkenswert ist aber, dass ich eine zwanzigfach höhere Empfindlichkeit für den Neutrinofluss erreichen konnte, als Reines . Und der hatte für seinen experimentellen Nachweis der Reaktor-Neutrinos immerhin fünfundneunzig den Physiknobelpreis erhalten. Wie auch immer, dass hier an der Schultafel war meine Gleichung…
       „Großartig, oder nicht? Soviel Eleganz und mathematische Schönheit dürfte eigentlich nicht falsch sein, Mister Barron. Ich verstehe Ihre Gedankengänge vollkommen.“
       Irritiert über die Tatsache, dass sich jemand die Mühe macht, eine längst überholte, an jugendlicher Naivität kaum zu übertreffende Formel an seine Tafel zu schreiben, drehe ich mich skeptisch um und lehne mich, vielleicht bedrängt, jedenfalls wortlos, rücklings an das Regal. Hawkins, mir meine Verwirrung ansehend, steht auf und kommt auf mich zu. George betrachtet diese Aktion als Aufforderung und folgt ihm in einigem Abstand. An meiner Seite angekommen streicht Hawkins, wie ein verliebter Teenager, zart mit seiner Hand über die weißen Zahlen auf dem dunkelgrünen Brett – ohne dieses wirklich zu berühren:
       „Auch ich war Zeit meines Lebens ein Einzelkämpfer, Mister Barron. Außerdem habe ich mich überwiegend mit Neutrinophysik beschäftigt. Hab hier und da vielleicht sogar einige Grundlagen legen dürfen. Allerdings gelang mir das weniger durch meine Ergebnisse als durch meinen kompromisslosen Kampf, das Unmessbare zu messen. So sind wir zwangsläufig auf Sie gestoßen; Neutrinos, Grundlagen und Revoluzzer. Eine äußerst spannende Mischung. Existiert leider nicht mehr so oft. Aber nur auf diese Weise können wir das Tor zu einer neuen Physik, jenseits des akzeptierten Standardmodells aufstoßen - durch revolutionäres denken, nicht wahr?“
       Neuen betonte er nahezu sakral, als wäre ihm das Wort in diesem Zusammenhang heilig.
       „Oh, entschuldigen Sie meine Flegelhaftigkeit… Möchte jemand vielleicht einen Kaffee oder einen Tee?“
       „Machen Sie sich keine Mühe.“, verneine ich.
       „Ja! Gerne.“, scheint George dankbar über das Angebot.
       „Kein Problem!“
       Der alte Mann geht eilig zurück an seinen Schreibtisch und drückt gezielt einen der zahlreichen Knöpfe auf dem Telefon.
       „Caroline?“ sagt er, ohne den Hörer abzunehmen und damit die Hände frei zu haben für eine kurze Bändigung seiner nach vorne gefallenen Haarpracht.
       „Bringen Sie uns bitte…“, er schaut George fragend an.
       „Kaffee mit Milch und Zucker!“, antwortet dieser prompt.
       Dann richten sich die Sehschlitze auf mich. Ich schüttle mit dem Kopf und halte meine Hände hoch: „Danke. Nichts!“
       „…zwei Kaffee komplett. Vielleicht noch eine Flasche Wasser und ein paar Gläser dazu. Danke Caroline.“
       „Nehmen Sie doch wieder Platz, meine Herren.“, fordert er uns auf, nachdem die ursprüngliche Intimität doch ein wenig gelitten hat und setzt sich erneut auf seinen 'Schaukelstuhl'.
       Als George und ich dieser Aufforderung folge leisten, fährt er fort.
       „Sie sehen Mister Barron, ich verwechsle keine Tatsachen! Ich halte Sie tatsächlich für einen der begnadetsten Physiker unserer Zeit. Möglicherweise… nein, bestimmt ist Wunderphysiker eine schlechte Wortwahl. Aber ich habe Ihre Arbeit lange Zeit beobachtet. Nur aus reiner Neugier natürlich. Glauben Sie mir wenn ich Ihnen attestiere, dass Sie etwas ganz besonderes sind. Sie verstehen die mathematischen Grundlagen viel besser als alle anderen. Okay…, wir sind alle klug. Aber Sie sind klüger, wenn ich es auf den Punkt bringen darf.“
       Ungewollt schaue ich verlegen für einen Moment auf den Boden um dann sofort wieder aufzublicken. Verlegenheit ist einem Kerl meines Alters nicht angemessen. Dazu kommt, dass der Mann absolut Recht hat. Wenn Julie und Leann ihn jetzt nur hören könnten.
       „Und genau deshalb sind Sie hier! Bestimmt hat Ihnen George längst davon erzählt, dass wir mit Hochdruck am Big Bang arbeiten. Und ich glaube, dass wir mit Ihrer Hilfe und den uns hier gegebenen sensationellen Möglichkeiten den Durchbruch schaffen können. Immerhin haben Sie mit Ihren Kollegen am Fermilab die letzten Jahre nichts anderes getan.“
       „Nun, wir haben uns intensiv mit der Stringtheorie als auch Antimaterie beschäftigt, das ist wohl wahr. Allerdings stand der gute alte Big Bang dabei nicht zwingend im Fordergrund. George kann Ihnen

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