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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Fall wahrlich keine Floskel, wie sich gerade herausstellt. Nachdem wir von Hawkins durch einige Gänge und mehrere Etagen getrieben worden sind, was mir ehrlich gesagt mehr wie eine Flucht als Führung vorkam - selbige ich eigentlich erwartet hätte – verstand ich den Grund für die Eile. Hier oben herrscht geschäftige Hektik und es scheint, als ob alle nur auf den kleinen Asiaten gewartet hätten. In dem Moment, als sich die breite, glatte Tür automatisch öffnet und wir diesen Saal betreten, wird Hawkins sofort von zwei Leuten in weißen Kitteln bedrängt. Weiße Kittel tragen hier alle, außer George, Hawkins und mir. Vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Joppen. Mein erster Eindruck, ich sei in der Kommandozentrale eines Raumschiffs gelandet, ist nicht ganz abwegig, denn das EHC - also EINAI-Head-Computer-Control-Center , wie George mir erklärt – koordiniert und überwacht den Start in eine unbekannte Welt. Eine Welt, über die bislang nur spekuliert wurde.
       George ist einer von denjenigen, die die ganze Maschinerie steuern, wie er stolz prahlt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen mit dem Fermilab-Grid – ein für sich genommen schon wegweisendes Rechenzentrum und gigantisches Computernetz – ist er neben Hawkins der führende EHC Wissenschaftler. Für ihn, wie für alle hier, die seit Jahren - manche seit Jahrzehnten - an Teilchenbeschleunigern arbeiten, sei die enorme Rechenleistung allerdings absolutes Neuland.
       „Ein Computer der Superlative, bei dem nicht nur die Größe Gänsehaut erzeugt.“, bemerkt Hawkins kurz, als er beschäftigt an uns beiden vorbeifliegt – offenbar einige Unstimmigkeiten in der Zuständigkeit klärend – und dabei seine wehenden Haare arrangiert. 
       „George, Sie können das Mister Barron sowieso besser erklären als ich. Halten Sie mir den Rücken noch für ein paar Minuten frei? Würden Sie das tun?“
       „Natürlich, Paul. Sehr gerne sogar.“, reagiert George zufrieden und wendet sich wieder an mich.
       „Wir hatten einige Probleme und fahren heute die erste Injektion seit knapp zwei Wochen. Die Zeit läuft uns davon.“
       Ich nicke verständnisvoll.
      
    Die Wände hier auf der Brücke des Raumschiffs sind voll gepflastert mit großen Computerbildschirmen. Der Raum selbst ist rund, daher vermutlich auch der sich anbiedernde Vergleich mit der Enterprise oder ähnlichen interstellaren Raumkreuzern. Die Beleuchtung, ein gedämmtes Grün, passt irgendwie nicht ganz zur allgegenwärtigen nervösen Stimmung. Grün sollte eigentlich beruhigen, oder nicht? Fenster scheinen hier auf jeden Fall fehl am Platz, zumindest kann ich keine erkennen. Jede Fläche ist gepflastert mit irgendwelcher Elektronik, Bildschirmen und blinkenden Lämpchen. Da mag einer durchblicken. In der Mitte des Saals eine, ebenfalls runde, Erhebung – eine Plattform, auf welcher weitere Arbeitsplätze kreisförmig angeordnet sind. Überall wird fleißig in die Tasten gehauen, Knöpfe gedrückt, Regler verschoben und auf Monitore gestarrt.     
       „Hier regeln wir die Magneten und steuern die Bahn der Teilchenpakete…, kennst du ja aus’m Fermilab. Allerdings kann unser Beschleuniger so viel Energie liefern, dass wir erstmals in der Lage sind, auch die schwersten der schweren Teilchen zu beschleunigen.“
       Also noch tiefer in die Materie blicken.
       „Dagegen“, fährt er fort, „wirft diese Tatsache leider ein neues Problem auf. Die dabei entstehende Datenmenge! Das ECC verteilt die empfangenen Daten und Messergebnisse der Detektoren an weitere Kontroll-Zentren auf der Anlage – je nach Fachbereich und Forschungsgebiet.“
       Er schiebt mich elegant etwas zur Seite, um den Weg für hektisch agierende Ingenieure freizumachen.
       „Die Datenmenge ist, wie gesagt, derartig groß, dass wir gezwungen waren, ein völlig neuartiges Computerherz zu entwickeln. Grid Computing reicht hierfür längst nicht mehr aus…, abgesehen davon existiert kein Grid mehr. Die Rechner und Server sind irgendwann im Januar zusammengebrochen. Der Letzte in Neuseeland, soweit ich mich erinnere, Anfang Februar. Es ist schlicht und ergreifend niemand mehr da, der sich um die Stromversorgung kümmern würde.“
       Unmittelbar muss ich an das gestrige Gespräch mit Lorenz Barkley denken , als ob das Ganze jemand geahnt hätte . Sprach der Mann nicht davon, dass gewisse Leute dies alles kommen sahen!
       Wie auch immer, George erinnert mich mit seinen Worten

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