Nichts
und leicht - aber nicht neutral!
Nutzt nichts.
Ich komme im Moment nicht weiter. Muss unbedingt noch mal mit Georgie Boy reden. Ich lehne mich in den Stuhl zurück und tippe auf die Eins der Tastatur. Der einzig vorprogrammierte Kommunikationsnetzteilnehmer, dem ich bislang eine Schnellverbindung zugewiesen hab.
George, meine Numero Uno.
Bei all den vielen Leuten hier, ist er der einzige, dem ich voll und ganz vertraue. Gut, ich hab’ in den vergangenen Tagen einige nette Leute kennen gelernt. Aber vertrauen kann und will ich keinem. Für mich ergibt die ganze Geschichte noch immer keinen Sinn. Einen Physiker nur aufgrund seiner Rebellionsfreude in ein Projekt zu integrieren, an dem längst zahlreiche Nobelpreisträger und sonstig hochdekorierte Wissenschaftler arbeiten. Es gibt hier niemanden, der nicht wenigstens zwanzig Jahre Erfahrung in der Teilchenphysik hätte. Nicht einen!
„Hallo?“, ertönt aus den Lautsprechern meines Rechners.
„George? Brian hier! Wie läuft’s?“, meine ich salopp.
In diesem Moment öffnet sich ein zusätzliches Bildschirmfenster und George erscheint auf meinem Display.
„Auf was spielst du an?“, fragt er mit einem bescheidenen Lächeln. „Ich kenne dich doch! Du versuchst immer, mich wie einen Gastwissenschaftler zu behandeln, sobald du dich auch nur ein wenig eingerichtet hast.“
„Ist doch Quatsch, Buddy. Aber da du’s erwähnst. Ich hätte hier einige tückische Messungen und Berechnungen, bei denen ich einen Hiwi gebrauchen könnte.“, scherze ich in dem Wissen, dass George mich nicht falsch versteht.
„Und da käme mir ein Experimentalphysiker kurz vor der Rente gerade recht!“
„Okay! Lass mal sehen. Es ist gleich zwölf. Wie wär’s, wenn wir uns drüben im Restaurant treffen. Ich hab Hunger. Und du?“
M=12, denke ich und antworte: „Genau das wollte ich von dir hören, du fauler Sack! Warte dann auf dich vor dem Eingang.“
„Das ich nicht lache! Dein Weg ist länger als meiner. Ich werde auf dich warten!“
„Träum weiter. Bis gleich!“, sage ich und drücke erneut die Eins um das Gespräch zu beenden.
Ohne weiter Zeit zu verlieren, ziehe ich meine Jacke von der Rückenlehne und verlasse die Glaskiste - nicht ohne einen verschämten Blick nach oben zu werfen.
Man weiß ja nie…
Sa. 13. August 2016 12:03 Uhr
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K annst du dich noch an die frühen Jahre erinnern?“, erkundigt sich George, nachdem er einen langen Zug aus seinem Glas genommen hat. „Vermutlich nicht. Bist zu jung dafür!“, wobei er mit einem Auge provokant blinzelt.
„In den frühen Jahren der Teilchenphysik wurden Nebelkammern benutzt, in denen winzige Tröpfchen entlang der Teilchenbahn erzeugt wurden, ähnlich dem Kondensstreifen eines Jets. In mit Flüssigkeit gefüllten Blasenkammern dagegen hinterließen Teilchen winzige Bläschen. In Funkenkammern wiederum entstanden Funken, wenn ein Teilchen das Gas ionisiert hatte…“
„Oh, danke für deinen wegweisenden Nachhilfeunterricht, mein Freund. Das nenne ich mal ‘ne echte Neuigkeit.“, proste ich meinem in Nostalgie schwelgenden Freund zu und nehme ebenfalls einen Schluck Eistee.
Natürlich will George mich ein wenig auf den Arm nehmen. Meine Frage ging nämlich in eine andere Richtung, und ich bin mir sicher, er hat es auch so verstanden.
In modernen Spurkammern werden die Spuren, die Teilchen hinterlassen, längst nicht mehr in Kammern sichtbar gemacht. Da von den einzelnen Teilchen schwache elektrische Signale erzeugt werden, können diese von Computern erfasst werden. Eine entsprechende Software rekonstruiert anschließend diese Spuren und wirft sie auf einen Bildschirm. EINAI verfügt über eine Software, die diese Spuren sogar Dreidimensional darstellt. Mit einer Maus kann man sich dann durch sie hindurchbewegen und von allen Seiten betrachten. Als ob man in einem Baum ohne Blätter säße und auf ihm herumklettern würde.
„Nein, im Ernst! Du bist der Computerspezialist. Ich glaube nämlich nicht, dass der Beschleuniger eine Fehlfunktion haben könnte. Die Fahndungsprofile sehen bis auf die eine Sache völlig normal aus. Doch bin ich mir nicht sicher, ob die Software vielleicht…“
Er unterbricht mich überraschend energisch.
„Vergiss es und ess’ deine Suppe, bevor sie kalt
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