Nichts
erwarte geduldig eine Antwort.
„Du arbeitest an dem Higgs-Boson, richtig?“
„Oha…, ja. Aber erst seit ein paar Tagen. Bin ich etwa schon so berühmt?“, schmunzle ich.
„Gut! Und wenn dein Hamburger kalt und roh ist?“, stößt er aus, schaut mich an – und ist plötzlich die Ruhe selbst.
Jekyll and Hyde.
„Bitte?“, frage ich abstrus und schaue ganz automatisch auf den leeren Teller vor mir, ohne darauf etwas ungewöhnliches, schon gar keinen Hamburger zu entdecken.
„Ich hatte keinen Burger, nur ‘ne Suppe. Krabbensuppe, kann ich übrigens sehr empfehlen!“
„Dann gehst du zur Kasse, richtig?“
Ich brauche einen Moment um ihm zu folgen.
Währenddessen schaue ich an ihm vorbei, nervös nach George Ausschau haltend.
George, wo bleibst du!
Der Junge hier kann ganz schön ansteckend sein.
„Also…, hätte ich einen Hamburger gehabt ,“ meine ich, „und er wäre nicht richtig durchgebraten, roh - und ich wäre in einem Schnellimbiss…, ja. Ich denke schon!?“
„Aber dort können sie nichts für dich tun!?“
„Dann lass ich den Manager holen.“
„Der Manager! Gut! Aber der Manager kann dir auch nicht helfen!“
Mist! Die Klaviersonate scheint einen weiteren Akt zu haben. Da kommt George. Er wird gleich hier sein. Gott sei Dank. Höchst interessante Diskussionen! Dir werde ich helfen…
„Du musst schon zum Franchise-Besitzer! Glaub mir. Zum Besitzer. Der Manager ist nur…“, er unterbricht in dem Moment, als George neben uns angekommen und seinen Teller mit Karamellpudding abstellt.
Ich werfe George einen warnenden Blick rüber, als Guido auch schon ängstlich aufsteht, sich umdreht und mit großer Eile wegläuft.
„Was war das denn?“, fragt George, während er dem Typ hinterher schaut und sich vor lauter Neugier fast neben seinen Stuhl setzt.
Sprachlos zucke ich mit der Schulter – und zusammen, als Guido auf dem Absatz kehrt macht und offensichtlich zurückkommt.
„Gleich!“, warne ich George vor und harre der Dinge, die da auf uns zukommen.
Guido beugt sich erneut zu mir runter, nicht ohne George vorher einer raschen Bemusterung zu unterziehen und flüstert dann hastig in mein Ohr.
„Überschüssige Energie! Wir haben zu viel Energie!“
„Guten Tag!“, möchte George ihn begrüßen, doch Guido ist schon wieder unterwegs, ohne uns weitere Aufmerksamkeit zu schenken.
George schaut mich an. Bringt sich nun in die korrekte Sitzposition, stützt sich mit den Ellbogen auf den Tisch und beugt sich zu mir vor.
„Verbirgst du irgendwas?“, vermutet er ernsthaft.
„Kann man wohl sagen! Hab’ grade drüber nachgedacht, mit dem Typ eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen…“, meine ich. „Ich hab’ ja schon viel erlebt. Aber so was kenn ich höchstens aus dem Kino.“
„Erzähl!“, fordert mich George auf und wendet sich dabei gierig seinem Nachtisch zu.
Bin mir noch nicht schlüssig, ob das so gut wäre. George kann manchmal recht geschwätzig sein. Und in diesem Fall…, muss die Sache erst in Ruhe verarbeiten, denke ich.
„Ein durchgeknallter Kollege.“, liefere ich irrelevantes. „Wollte wissen, wie die Krabbensuppe schmeckt!“
„Im Ernst?“
Nicke wortlos. Will mich nicht weiter in Lügen verstricken. Brauche etwas Zeit. Greife mein leeres Glas, stelle es in den Suppenteller und lege den Löffel dazu.
„Muss wieder zurück zur Arbeit. Wird höchste Zeit, dass wir endlich weiterkommen, sonst schicken die mich enttäuscht wieder nach Hause.“
Etwas konsterniert beobachtet George, genussvoll an seinem Pudding lutschend, meinen übereilten Aufbruch.
„Hab’ dir hoffentlich etwas helfen können!?“
„Hast du!“, garantiere ich ihm. „Bis später…“
„Ja! Wir sehen uns.“
Eilig begebe ich mich zur Geschirrabgabe. Schaue auf meine Uhr - kurz vor eins. Gut. Genau die richtige Zeit.
Normalerweise gehe ich nach dem Essen noch hoch auf mein Zimmer um ein kleines Nickerchen zu machen. Zehn oder fünfzehn Minuten. Muss heute mal ausfallen. Wende mich nach links und gehe hinaus auf die Strasse.
Strahlender Sonnenschein empfängt mich, auch wenn die Temperatur nach wie vor gewöhnungsbedürftig ist – für einen Cowboy. Aber auch sonst ein wenig kühl für den Sommer. Eilig laufe ich die Allee hinunter. Muss mich beherrschen
Weitere Kostenlose Bücher