Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
Vom Netzwerk:
während er satt und träge aufsteht und sich über den gefüllten Bauch streicht.
       Nachdem er seine Serviette fein säuberlich neben den Teller legt, schwankt er Richtung Buffettafel.
       „Nein danke!“
       Mir langt die Suppe. Hab’ keinen Appetit, denke ich während ich ihm hinterher schaue und vor Freude ein wenig leuchte. Wenigstens einer, dem weniger Haare auf dem Kopf verblieben sind als mir. Allerdings muss ich am Rest meines äußeren noch ein wenig arbeiten. Immer wieder, wenn ich mit George zusammen bin, fällt mir sein sicheres Händchen in Punkto Fashion auf - unangenehm auf!
       Unfassbar der Mann.
       Vielleicht hab ich es aus diesem Grund vorgezogen, mich an der vorherrschenden Kittel-Maniak widerstandslos zu beteiligen. Viele tragen hier weiße, grüne oder blaue Arbeitskittel – tatsächlich wie das Personal in einem Krankenhaus Scrubs. Meinerseits hab ich mich dafür entschieden, weil ich nur eine Ersatzhose und zwei Hemden eingepackt hab. Der Schutzkittel vermag diesen Umstand einigermaßen zu verbergen.
     
    „Tschuldigung!“, erregt eine leise Stimme mein Interesse.
       Ich kann nichts erkennen und drehe mich daher auf die Seite. Nicht sicher, ob an mich gerichtet, erkenne ich schräg hinter mir einen nervösen Mann mittleren Alters. Vielleicht so um die Ende dreißig.
       „Äh, Hallo.“, stottert er, unsicher, sich permanent zappelig umschauend, so als er vor irgendetwas oder jemandem Angst hätte - alles beobachten müsste. Für einen Moment bleiben seine Augen an mir kleben.
       „Barron? Sind Sie Barron?“
       Mit dieser Frage ist klar, wen er meint. Er trägt ebenso wie ich und die meisten hier, einen dieser Kittel. Seiner ist grün und mit kleinen Essensresten bespritzt. Scheinbar isst er ebenso wie er auftritt - hastig. Zudem trägt einen akkuraten Militärschnitt. An den Seiten etwas kürzer als auf dem Schädel. Auf jeden Fall so kurz, dass seine Kopfhaut durch das blonde Haar durchschimmert. Die großen, grünen Augen zucken nervös und können keinen Punkt länger als zwei, drei Sekunden fixieren.
       „Ja, bin ich.“, antworte ich und beobachte, wie er seinesgleichen nervös, mit den Fingern ein Klavierstück zu spielen scheint – selbstverständlich ist kein Tasteninstrument in der Nähe.
       Nachdem er meine Bestätigung vernommen hat, dreht er sich um hundertundachtzig Grad und entfernt sich einige Schritte, unsicher der Richtung die man einschlagen könnte. Ein kurzes verharren, nervöse Blicke und eine erneute Drehung. Für seine Verhältnisse entschlossen, tritt er nun an mich heran.
       „Kann ich mich setzen?“, fragt er fieberhaft.
       „Klar! Nur los!“, beruhige ich ihn, indem ich auf den freien Stuhl deute.
       Was sagte George noch am ersten Abend?
       Das wirklich tolle hier sind die Leute. Schau dich um! An allen Tischen höchst interessante Diskussionen. Exaltierte Theorien, Gedankenblitze und Ideen und das alles in den verschiedensten Sprachen. Wissenschaftler aus aller Herren Ländern streiten sich hier angeregt, um danach Arbeitsgemeinschaften oder vielleicht sogar Freundschaften zu schließen.
       Na dann bin ich ja mal gespannt!
       „Guido!“, platzt förmlich aus ihm heraus.
       „Ich bin der Guido!“, wiederholt er, nicht ohne damit aufzuhören, sich permanent davon zu überzeugen, nicht verfolgt zu werden. Dann setzt er sich endlich…
       „Wie geht’s Guido? Kann ich Ihnen vielleicht was zu trinken holen?“, frage ich ernsthaft besorgt.
       Nicht das der Mann an meinem Tisch kollabiert oder so was.
       „Nein!“, weißt er mich, weiterhin an seinem Musikstück arbeitend, zurück.
       „Barron! Sie sind also dieser Barron, ja?!“
       „Mit absoluter Sicherheit.“
       „Okay, okay! Hab’s ja verstanden.“
       „Was machen Sie so, Guido. Ich darf doch Guido zu Ihnen sagen?“, vergewissere ich mich höflich.
       „Ja!“
       „Also?“
       „Was?“
       „Dem Kittel nach sind Sie ebenso Wissenschaftler wie die meisten hier. Demnach würde mich interessieren, an was Sie gerade arbeiten?“
       Er schaut hastig an sich runter. Scheint so, als hätte ich ihm soeben ein Geheimnis verraten. Wieder ein schneller Blick nach rechts, nach links. Die Augen werden jeden Moment rausfallen, sorge ich mich. Das Musikstück scheint an Tempo zuzulegen. Schöne Hände. Lange, kräftige Finger. Etwas, dass man bei einem Wissenschaftler nicht unbedingt erwartet. Ich jedenfalls

Weitere Kostenlose Bücher