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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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wer seine Freunde sind, wo er sich sonst immer rumgetrieben hat. Du schneidest ihm den Weg in Charlevoix ab und in Petoskey und St. Ignace und Sheboygan … Wohin würdest du gehen an seiner Stelle?»
    «Nach der oberen Halbinsel.»
    «Ich auch, ja. Und da ist er auch schon mal gewesen. Aber von hier bis Sheboygan, das ist ein Riesengebiet. Und er kennt sich da überall aus.»
    «Wir sollten mal runterfahren zu Packard. Bei dem werden wir uns heute mal umschauen.»
    «Was hindert ihn daran, über East Jordan und Grand Traverse zu gehen?»
    «Nichts. Bloß, das ist nicht seine Gegend. Der geht irgendwo hin, wo er sich auskennt.»
    Als sie das Gartentor öffneten, kam Suzy aus dem Haus.
    «Können Sie mich mitnehmen zum Laden runter? Ich muß was zum Essen einkaufen.»
    «Woher weißt du denn, daß wir zum Laden wollen?»
    «Sie haben gestern darüber gesprochen, daß Sie Mr. Packard besuchen wollen.»
    «Und wie willst du deine Einkäufe nach Hause bringen?»
    «Ach, da nimmt mich unterwegs schon jemand mit, der die Straße entlang kommt oben vom See rauf. Heute ist Samstag.»
    «Na schön. Steig auf.»
    «Danke, Mr. Evans», sagte Suzy.

    Vor dem Laden, in dem auch das Postamt etabliert war, band Evans die Zügel am Querbalken fest. Dann blieb er, ehe sie hineingingen, noch mit dem von außerhalb stehen und besprach sich mit ihm.
    «Mit dieser verdammten Suzy, da kennt man sich nicht aus.»
    «Kann man wohl sagen.»
    «Packard, das ist ein feiner Kerl. Es gibt niemand in der ganzen Gegend, der beliebter ist. Daß der wegen dieser Forellengeschichte verurteilt wird – das schaffst du nie. Dem jagt auch niemand Angst ein. Wir dürfen ihn auf keinen Fall verärgern.»
    «Meinst du, er spielt mit?»
    «Wenn du ihm grob kommst, nie.»
    «Also, schaun wir ihn uns mal an.»
    Drinnen im Laden war Suzy, ohne einen Blick für die Leute oder die Waren, geradewegs zwischen Vitrinen, offenen Fässern, Kisten und Regalen voller Konservendosen zum Postamt gegangen, wo es einen Schalter für Briefmarken und postlagernde Sendungen gab und außerdem Postfächer. Der Schalter war geschlossen, und sie ging weiter in den Raum hinter dem Laden. Mr. Packard war dabei, mit einem Stemmeisen eine Kiste zu öffnen. Er sah hoch und lächelte.
    «Mr. John», sagte das Mädchen hastig, «da kommen gleich zwei Waldaufseher rein, die sind hinter Nickie her. Er ist gestern abend abgehauen, mitsamt seiner kleinen Schwester. Sagen sie nichts von ihr. Seine Mutter weiß Bescheid; das geht in Ordnung. Also, jedenfalls wird sie nichts sagen.»
    «Hat er alles Eßbare mitgenommen, was im Haus war?»
    «Das meiste.»
    «Nimm dir, was ihr braucht, und schreib alles auf. Ich geh die Liste dann mit dir durch.»
    «Da kommen sie rein.»
    «Los, durch die Hintertür! Dann kommst du von vorn wieder rein … Ich spreche mit ihnen.»
    Suzy ging um das langgestreckte Gebäude herum und stieg noch einmal die Stufen zum Vordereingang hinauf. Diesmal entging ihr nichts, als sie in den Laden trat. Sie kannte die Indianer, die ihre Körbe gebracht hatten, und die beiden Indianerjungen, die vor der ersten Vitrine links standen und Angelgeräte betrachteten. Sie kannte sämtliche Patentmedizinsorten in der nächsten Vitrine und wußte auch, wer sie gewöhnlich kaufte. Sie hatte einen Sommer über hier gearbeitet; sie wußte, was die Bleistift-Chiffren – Buchstaben und Zahlen – auf den Kartons bedeuteten, die Schuhe, Überschuhe für den Winter, Wollsocken, Fausthandschuhe, Mützen und Sweater enthielten. Sie wußte auch, was die Körbe wert waren, die die Indianer gebracht hatten, und daß man so spät in der Saison keinen guten Preis mehr dafür erzielen konnte.
    «Warum bringen Sie sie so spät, Mrs. Tabeshaw?» fragte sie.
    Die Indianerin lachte. «Zu viel Spaß am Unabhängigkeitstag.»
    «Wie geht’s Billy?» erkundigte sich Suzy.
    «Weiß nicht, Suzy. Jetzt vier Wochen ihn nicht gesehen.»
    «Warum bringen Sie die Körbe nicht zum Hotel runter? Versuchen Sie doch, sie direkt an die Touristen zu verkaufen.»
    «Vielleicht», sagte Mrs. Tabeshaw. «Ich schon mal bringen.»
    «Das sollten Sie jeden Tag machen.»
    «Weg ist viel weit», sagte Mrs. Tabeshaw.
    Während sich Suzy mit Bekannten unterhielt und eine Liste der Vorräte machte, die im Haus gebraucht wurden, waren die beiden Waldaufseher im Hinterraum des Ladens bei Mr. John Packard.
    Mr. John hatte graublaue Augen und schwarze Haare und einen schwarzen Schnurrbart, und er sah immer so aus, als sei er nur

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