Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
River, die mehr als dreiviertel leer war. «Wie sternhagelvoll warst du eigentlich?»
    «Ich hab nicht mehr getrunken als du. Ich hab da am Tisch gesessen und …»
    «Und? Was hast du gemacht, da am Tisch?»
    «Auf den verdammten Adams-Bengel hab ich gewartet. Falls er auftaucht.»
    «Und gesoffen.»
    «Nein, gesoffen hab ich nichts mehr. Ja, doch – Wasser. So um halb fünf rum bin ich mal in die Küche und hab mir Wasser geholt. Dann hab ich mich hier vor die Tür gelegt, um’s mir ein bißchen bequemer zu machen.»
    «Warum hast du dich denn nicht vor die Küchentür gelegt?»
    «Von hier konnte ich ihn besser kommen sehen.»
    «Na, und dann?»
    «Irgendwie muß er in die Küche gekommen sein – durchs Fenster vielleicht. Und dann hat er das Zeug eingepackt.»
    «Quatsch!»
    «Und du?» fragte der Einheimische. «Was hast du eigentlich gemacht?»
    «Gepennt – genau wie du.»
    «Okay. Streiten wir uns nicht länger. Da kommt auch nichts bei raus.»
    «Ruf mal das Mädchen her.»
    Das Mädchen kam heraus, und der von außerhalb sagte zu ihr: «Geh zu Mrs. Adams und sag ihr, wir wollen sie sprechen.»
    Das Mädchen erwiderte nichts; sie verschwand in Richtung Haupthaus und machte die Tür hinter sich zu.
    «Du schaffst am besten mal die Flaschen weg», sagte der von außerhalb. «Die leeren, und die volle auch. Ist ohnehin nicht mehr genug übrig. Oder willst du ’n Schluck?»
    «Nee, danke. Muß noch was tun heute.»
    «Ich nehm ’n Schluck», sagte der von außerhalb. «Wir haben sowieso nicht gerecht geteilt.»
    «Ich hab nichts mehr davon getrunken, nachdem du weg bist», sagte Evans störrisch.
    «Hör doch auf mit dem Quatsch!»
    «Das ist kein Quatsch.»
    Der von außerhalb stellte die Flasche weg. «Also?» sagte er zu dem Mädchen, das gerade zurückkam und die Tür hinter sich schloß. «Was hat sie gesagt?»
    «Sie hat ganz schlimmes Kopfweh, und sie ist nicht zu sprechen. Sie sagt, Sie haben ja einen Hausdurchsuchungsbefehl. Sie sagt, Sie sollen das Haus durchsuchen, und dann sollen Sie gehn.»
    «Hat sie was von dem Jungen gesagt?»
    «Sie hat den Jungen nicht gesehen, und sie weiß überhaupt nichts von ihm.»
    «Wo stecken eigentlich die anderen Kinder?»
    «Die sind zu Besuch in Charlevoix.»
    «Und wen besuchen sie da?»
    «Weiß ich nicht. Sie weiß es auch nicht. Sie sind Tanzen gegangen, und dann wollten sie über Sonntag bei Freunden bleiben.»
    «Was war das für ’n Gör, das gestern hier rumgelaufen ist?»
    «Ich hab hier gestern kein Gör gesehn.»
    «Aber ich.»
    «Vielleicht jemand, mit dem die Kinder befreundet sind. Vielleicht ein Kind von Urlaubern. Was war’s denn, ’n Junge oder ’n Mädchen?»
    «Ein Mädchen von elf oder zwölf. Braune Haare, braune Augen. Sommersprossen. Hat ’n Overall angehabt und ein Jungenhemd. Barfuß. Sehr braungebrannt.»
    «So laufen sie alle rum», sagte das Mädchen. «Haben Sie gesagt, so elf, zwölf Jahre?»
    «Ach, Scheiße!» sagte der von außerhalb. «Aus diesen Torfköppen kriegst du einfach nichts raus.»
    «Ach nee … Wenn ich ’n Torfkopp bin, was ist dann der?» Sie sah den Einheimischen an: «Was ist dann Mr. Evans? Mit dem seinen Kindern bin ich in die Schule gegangen.»
    «Also los, Suzy – wer ist das Mädchen?» fragte Evans. «Ich krieg’s ja doch raus.»
    «Keine Ahnung», sagte das Hausmädchen Suzy. «Hier läuft in letzter Zeit Gott und die Welt rum. Ich komm mir manchmal vor wie in der Großstadt.»
    «Du willst doch keinen Ärger haben, Suzy – oder?» sagte Evans.
    «Nein, Sir.»
    «Ich mein das ganz im Ernst.»
    «Sie wollen ja wohl auch keinen Ärger haben – oder?» erkundigte sich Suzy.

    Draußen in der Scheune sagte der von außerhalb, nachdem sie angespannt hatten: «Also, mit Ruhm haben wir uns nicht gerade bekleckert.»
    «Er ist jetzt unabhängig», sagte Evans. «Er hat was zu essen, und sein Gewehr muß er auch haben. Aber er ist noch in der Gegend. Ich kann ihn aufstöbern. Kannst du Fährten lesen?»
    «Nee. Nicht richtig. Kannst du?»
    Der andere grinste. «Im Schnee schon.»
    «Brauchen wir auch gar nicht. Wir müssen einfach rausknobeln, wo er hin sein kann.»
    «Also, nach Süden ist er nicht. Da hätte er nicht das ganze Zeug mitgeschleppt, sondern nur, was er bis zum nächsten Bahnhof braucht.»
    «Ich konnte nicht feststellen, was im Holzschuppen fehlt. Aber aus der Küche hat er allerhand abgeschleppt. Er geht irgendwo landeinwärts. Ich muß dahinterkommen, was er für Gewohnheiten hat und

Weitere Kostenlose Bücher