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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hier noch richtig kennenlernen. Er heißt Pfannkuchengesicht Evans. Wir haben ihn immer Kuhfladengesicht genannt; ich hab ihn gerade umgetauft. Aus Menschenfreundlichkeit.»
    «Mr. John», sagte Mr. Evans, «warum sind Sie nicht ein bißchen entgegenkommender?»
    «Na, ich hab dich doch gerade umgetauft, oder?» sagte Mr. John. «Was für ’n Entgegenkommen erwartet ihr beiden eigentlich?»
    Hinten im Laden nahm Mr. John eine Flasche aus einem niedrigen Regal und reichte sie dem von außerhalb. «Trink, Platty», sagte er. «Du siehst so aus, als hättest du’s nötig.»
    Sie nahmen jeder einen Schluck.
    Dann fragte Mr. John: «Weshalb seid ihr überhaupt hinter dem Bengel her?»
    «Verstoß gegen die Jagdgesetze», sagte der von außerhalb.
    «Was für einen Verstoß?»
    «Am zwölften des vergangenen Monats hat er einen Hirsch geschossen.»
    «Da sind also zwei bewaffnete, ausgewachsene Männer hinter einem Jungen her, weil er im letzten Monat am zwölften einen Hirsch geschossen hat», stellte Mr. John fest.
    «Da waren noch andere Verstöße.»
    «Aber das ist der einzige, den ihr ihm nachweisen könnt.»
    «Na ja – so ungefähr, ja.»
    «Was waren das noch für Verstöße?»
    «’ne ganze Latte.»
    «Aber ihr habt keine Beweise.»
    «Das hab ich nicht gesagt», sagte Evans. «Aber für den einen, da haben wir Beweise.»
    «Und das war am zwölften?»
    «Richtig», sagte Evans.
    «Warum stellst du eigentlich nicht mal ’ne Frage, statt dauernd welche zu beantworten?» sagte der von außerhalb zu seinem Kollegen.
    Mr. John lachte. «Laß ihn doch mal, Platty», sagte er. «Ich beobachte so gern das Genie bei der Arbeit.»
    «Wie gut kennst du den Jungen?» fragte der von außerhalb.
    «Ziemlich gut.»
    «Schon mal geschäftlich mit ihm zu tun gehabt?»
    «Gott, ja – ab und zu kauft er mal was bei mir. Läßt nicht anschreiben.»
    «Hast du ’ne Ahnung, wohin er gegangen sein könnte?»
    «Er hat Verwandte in Oklahoma.»
    «Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?» fragte Evans.
    «Ach, laß doch, Evans», sagte der von außerhalb. «Das ist doch bloß Zeitverschwendung … Danke für den Drink, Jim.»
    «John», verbesserte Mr. John. «Wie heißt du eigentlich, Platty?»
    «Porter. Henry J. Porter.»
    «Platty – auf den Jungen wird nicht geschossen, ja?»
    «Ich werd ihn festnehmen.»
    «Du bist schon immer ein blutdürstiger Bastard gewesen.»
    «Komm, Evans», sagte der von außerhalb. «Das ist reine Zeitverschwendung.»
    «Und vergiß nicht, was ich vom Schießen gesagt habe», sagte Mr. John ganz leise.
    «Ich bin nicht schwerhörig», sagte der von außerhalb.
    Die beiden Männer gingen hinaus, banden die Pferde los und fuhren in ihrem leichten Wagen davon. Mr. John schaute hinter ihnen her. Sie fuhren die Straße hinauf; Evans hielt die Zügel, und der von außerhalb redete auf ihn ein.
    Henry J. Porter … überlegte Mr. John. Platty, das ist der einzige Name, an den ich mich erinnern kann. Mußte sich die Stiefel nach Maß machen lassen, so große Füße hatte der. Alle nannten sie ihn Plattfuß, und dann einfach Platty. Die Trittspuren an der Quelle, wo der Nester-Junge erschossen worden ist, wegen dem sie Tom gehängt haben – das waren seine Spuren. Platty. Platty, und was noch? Vielleicht hab ich den Nachnamen nie gekannt. Plattfuß Platty … Plattfuß Porter? Nee – Porter war’s nicht.
    «Tut mir leid wegen der Körbe, Mrs. Tabeshaw», sagte er. «Zu spät in der Saison; da bleib ich drauf sitzen. Aber wenn Sie sich mit den Dingern unten am Hotel aufbauen und ein bißchen Geduld haben, dann kriegen Sie sie los.»
    «Sie kaufen», schlug Mrs. Tabeshaw vor, «und Sie verkaufen am Hotel.»
    «Nein. Bei Ihnen kaufen sie eher», erklärte ihr Mr. John. «Sie sind eine gutaussehende Frau.»
    «Ja – früher!» sagte Mrs. Tabeshaw. «Schon lange her.»
    «Suzy, ich möchte mit dir reden», sagte Mr. John.
    «Ich hab Ihnen doch alles erzählt. Sie kamen wegen Nickie, und sie wollten warten, bis er heimkommt. Seine jüngste Schwester hat ihm Bescheid gesagt. Als sie eingeschlafen waren, total blau, hat Nickie sein Zeug geholt und ist abgehauen. Er hat für reichlich zwei Wochen zu essen mit. Und sein Gewehr. Und die kleine Littless ist mitgegangen.»
    «Warum ist sie mit?»
    «Ich weiß nicht, Mr. John. Ich denk mir, sie wollte auf ihn aufpassen. Damit er nichts anstellt. Sie kennen ihn doch.»
    «Und du kennst Evans – er wohnt doch da oben gleich neben euch … Wie gut kennt er sich in dem

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