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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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uns so feierlich.»
    «Wir werden bald ins Freie kommen», erklärte Nick. «Dann wirst du sehen, wo wir bleiben werden. Hast du Hunger, Littless?»
    «’n bißchen schon.»
    «Kein Wunder. Komm, wir essen jeder einen Apfel.»

    Sie waren ein langes Stück bergab gegangen, da sahen sie weit voraus das Sonnenlicht zwischen den Stämmen. Hier, nach dem Waldrand zu, wurde der Boden lebendig. Hier wuchs allerhand; Immergrün, Beerensträucher und anderes. Zwischen den Stämmen hindurch sahen sie eine offene Wiese, die sich zu einem Bach hin senkte, an dessen Ufer helle Birken standen. Unterhalb der Wiese und der Birkenreihe begann das dunkle Grün eines kiefernbestandenen Sumpfes, und jenseits des Sumpfes erhoben sich in der Ferne blaue Hügel. Zwischen dem Sumpf und den Hügeln lag noch ein Arm des Sees, aber den konnten sie von hier nicht sehen. Man merkte nur an der Distanz, daß er da sein mußte.
    «Hier ist die Quelle», sagte Nick zu seiner Schwester. «Und hier sind die Steine für das Feuer, wo ich früher schon kampiert habe.»
    «Das ist ein wunder-, wunderschöner Platz, Nickie», sagte seine Schwester. «Kann man auch den See sehen?»
    «Es gibt eine Stelle, da kannst du ihn sehen. Aber hier ist es besser zum Lagern. Ich hol mal Holz, und dann machen wir Frühstück.»
    «Die Steine an der Feuerstelle sehen aber sehr alt aus.»
    «Das ist auch ein sehr alter Lagerplatz», sagte Nick. «Die Steine stammen noch von den Indianern.»
    «Wie hast du so bolzengerade durch den Wald hierher gefunden, so ganz ohne Weg und Steg?»
    «Hast du nicht die Richtungsstöcke gesehen? Auf den drei Hügelkämmen?»
    «Nein.»
    «Ich zeig sie dir mal gelegentlich.»
    «Hast du sie angebracht?»
    «Nein. Die sind noch von früher.»
    «Warum hast du mir sie denn nicht gezeigt?»
    «Ich weiß auch nicht», sagte Nick. «Vielleicht wollte ich ein bißchen angeben.»
    «Du, Nickie – hier finden die uns nie.»
    «Hoffentlich nicht», sagte Nick.

    Etwa zu dem Zeitpunkt, als Nick und seine Schwester in den ersten Kahlschlag eindrangen, wurde der eine Jagdaufseher – der, der auf der Veranda des Hauses im Schatten der Bäume oberhalb des Sees eingeschlafen war – von der Sonne geweckt, die gerade über den baumlosen Hang hinter dem Haus stieg und ihm direkt ins Gesicht schien.
    Während der Nacht war er einmal aufgestanden, um in der Küche Wasser zu trinken; danach hatte er sich, ein Kissen von einem der Stühle unter dem Kopf, lang auf dem Verandaboden ausgestreckt. Jetzt erwachte er; es wurde ihm langsam klar, wo er sich befand, und er stand auf. Er hatte wegen des . 38 er Smith & Wesson-Revolvers in dem Schulterhalfter unter seinem linken Arm auf der rechten Seite gelegen. Jetzt, hellwach, tastete er nach der Waffe, schaute weg von der Sonne, die ihm in die Augen stach, und ging in die Küche, um sich mit der Schöpfkelle einen Schluck Wasser aus dem Kübel neben dem Küchentisch zu holen. Das Hausmädchen machte gerade Feuer im Herd, und der Jagdaufseher sagte zu ihr:
    «Wie wär’s mit Frühstück?»
    «Nix Frühstück», sagte sie. Sie schlief in einer Hütte hinter dem Haus und war vor einer halben Stunde in die Küche gekommen. Der Anblick des Mannes auf dem Verandaboden und der fast leeren Whiskeyflasche auf dem Tisch hatte sie erschreckt und angeekelt. Dann war sie böse geworden.
    «Kein Frühstück?» Der Aufseher hielt immer noch die Kelle in der Hand. «Was soll denn das heißen?»
    «Was ich gesagt hab.»
    «Und warum?»
    «Nichts im Haus.»
    «Was ist mit Kaffee?»
    «Auch kein Kaffee.»
    «Tee?»
    «Kein Tee. Kein Speck, kein Maismehl, kein Salz, kein Pfeffer, kein Kaffee, keine Büchsenmilch, keine Aunt-Jemina-Buchweizengrütze – rein gar nichts.»
    «Was redst du da – gestern abend war doch noch reichlich von allem da!»
    «Jetzt nicht mehr. Die Eichhörnchen müssen’s weggeschleppt haben.»
    Der Jagdaufseher von außerhalb war aufgestanden, als er sie reden hörte, und in die Küche getreten.
    «Na, wie fühlen Sie sich denn heute?» erkundigte sich das Mädchen.
    Der Aufseher ignorierte das Mädchen. «Was ist los, Evans?»
    «Der Hurensohn ist in der Nacht hier gewesen und hat sich ein Riesenfreßpaket geholt.»
    «In meiner Küche wird nicht geflucht», sagte das Mädchen.
    «Komm, wir gehn raus», sagte der von außerhalb.
    Sie gingen auf die Veranda hinaus und machten die Küchentür hinter sich zu.
    «Was soll denn das heißen, Evans?» Der von außerhalb wies auf die Literflasche Old Green

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