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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Sheboygan kommt.›»
    «Mach, daß du von meinem Schoß kommst.»
    «So reden sie eben im Emporium», sagte Littless.
    «Ich muß Abendessen machen. Hast du denn keinen Hunger?»
    «Ich mach Abendessen.»
    «Nein», sagte Nick. «Erzähl weiter.»
    «Meinst du nicht, daß wir Spaß haben werden, Nickie?»
    «Wir haben doch jetzt schon Spaß.»
    «Soll ich dir erzählen, was ich noch für dich getan habe?»
    «Du meinst, ehe du auf die Idee gekommen bist, was Praktisches zu tun und dir die Haare abzuschneiden?»
    «Das andere war auch recht praktisch – du wirst’s gleich hören. Kann ich dir einen Kuß geben, während du das Essen machst?»
    «Moment, das sag ich dir gleich. Was wolltest du für mich tun?»
    «Ja, weißt du … Also, gestern abend, als ich den Whiskey klaute, da hab ich wohl einen moralischen Knacks bekommen. Meinst du, man kann einen moralischen Knacks kriegen – bloß von einemmal?»
    «Nein. Außerdem, die Flasche war ja schon offen.»
    «Ja, das stimmt. Aber ich hab die leere kleine Flasche genommen und die große mit dem Whiskey drin und bin in die Küche rein und hab die kleine Flasche vollgemacht, und dabei ist mir was auf die Hand gespritzt, das hab ich abgeleckt – und da hab ich gedacht, jetzt hast du wahrscheinlich einen moralischen Knacks.»
    «Wie hat’s dir geschmeckt?»
    «Furchtbar stark. Und irgendwie komisch. Ein bißchen so, als ob einem schlecht wird davon.»
    «Davon kriegst du keinen moralischen Knacks.»
    «Da bin ich aber froh. Wie soll ich einen guten Einfluß auf dich ausüben, wenn ich einen moralischen Knacks habe?»
    «Keine Ahnung», sagte Nick. «Und was wolltest du also tun?»
    Er hatte das Feuer in Gang gebracht und die Pfanne darauf gestellt; jetzt legte er Speckstreifen in die Pfanne. Seine Schwester sah zu, die Hände über den Knien gefaltet; er beobachtete, wie sich ihr Griff löste, wie sie einen Ellbogen auf den Boden stützte und die Beine lang ausstreckte. Sie übte, ein Junge zu sein.
    «Ich muß lernen, was ich mit meinen Händen mache.»
    «Faß dir nicht dauernd an den Kopf.»
    «Ja, ich weiß … Es wäre einfacher, wenn hier ein Junge in meinem Alter wäre; den könnt ich dann kopieren.»
    «Kopier doch mich.»
    «Das war das Natürlichste, nicht? Aber du darfst nicht lachen!»
    «Mal sehen.»
    «Mensch, hoffentlich fang ich nicht an, mich wie ein Mädchen zu benehmen, wenn wir erst unterwegs sind.»
    «Mach dir keine Sorgen.»
    «Wir haben die gleichen Schultern und so ziemlich die gleichen Beine …»
    «Was wolltest du noch für mich tun?»
    Nick war inzwischen dabei, die Forellen zuzubereiten. Der angebräunte Speck wellte sich auf einem frisch gespaltenen Scheit von dem Baumstamm, den sie als Feuerholz benutzten, und sie rochen beide den Duft der Forellen, die im Fett des ausgelassenen Specks brieten. Nick begoß sie mit dem flüssigen Fett, wendete sie um und begoß sie noch einmal. Es wurde dunkel, und er hatte hinter dem kleinen Feuer ein Stück Zeltleinwand aufgespannt, damit es nicht zu sehen war.
    «Was wolltest du tun?» fragte er noch einmal.
    Littless beugte sich vor und spuckte in das Feuer. «Wie war das?»
    «Immerhin hast du nicht in die Pfanne gespuckt.»
    «Ach, es ist was ziemlich Schlimmes. Ich hab’s aus der Bibel. Ich wollte drei große Nägel nehmen, einen für jeden von ihnen, und sie ihnen durch die Schläfe schlagen, während sie schlafen – den beiden und dem Jungen.»
    «Und womit?»
    «Mit einem umwickelten Hammer.»
    «Wie umwickelt man einen Hammer?»
    «Ach, den würd ich schon umwickeln.»
    «Ziemlich brutal, das mit den Nägeln.»
    «Na ja – das Mädchen in der Bibel hat’s auch gemacht. Und seit ich bewaffnete Männer betrunken gesehen habe und mich dann nachts, nachdem sie eingeschlafen waren, zwischen ihnen bewegt und ihren Whiskey gestohlen habe – da hab ich gedacht, darauf kommt’s jetzt auch nicht mehr an. Vor allem, weil ich’s doch aus der Bibel habe.»
    «Von einem umwickelten Hammer ist in der Bibel nicht die Rede.»
    «Ach so, ja … Das muß ich mit umwickelten Rudern verwechselt haben.»
    «Möglich. Aber wir wollen doch niemand umbringen. Deswegen bist du doch mitgekommen.»
    «Ja, ich weiß. Aber das Verbrecherische fällt uns leicht, Nickie. Wir sind anders als die Leute. Und dann hab ich auch gedacht, wenn ich schon einen moralischen Knacks habe, kann ich mich wenigstens nützlich machen.»
    «Littless, du spinnst», sagte er. «Sag mal, kannst du nach Tee einschlafen?»
    «Weiß ich

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