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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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nicht. Ich hab abends noch nie welchen getrunken. Bloß Pfefferminztee.»
    «Ich mach ihn sehr schwach, und dann tun wir Büchsenmilch rein.»
    «Es geht auch ohne, Nick, wenn wir knapp sind.»
    «Gerade so stark, daß die Milch ein bißchen Geschmack kriegt.»
    Dann aßen sie. Nick hatte vier Scheiben Roggenbrot geschnitten und zwei davon in die Pfanne gelegt, wo sie sich mit dem Bratfett vollsogen. Die aßen sie zuerst, dann die Forellen, die außen schön rösch waren und innen gut durchgebraten und sehr zart. Dann warfen sie die Gräten ins Feuer und aßen den Speck mit der zweiten Scheibe Brot. Littless trank den dünnen Tee mit Kondensmilch, und Nick verschloß die Löcher, die er in die Büchse gebohrt hatte, mit zwei Holzspänen.
    «Hast du genug gehabt?»
    «Reichlich. Die Forellen waren wunderbar; der Speck auch. Was ein Glück, daß wir gerade Roggenbrot hatten.»
    «Iß einen Apfel», sagte er. «Vielleicht haben wir morgen was Gutes … Vielleicht hätte ich mehr machen sollen zum Abendessen, Littless.»
    «Nein. Ich bin satt.»
    «Bist du sicher, daß du keinen Hunger mehr hast?»
    «Ich bin dick satt. Wenn du welche magst – ich hab noch Schokolade.»
    «Wem verdanken wir denn die?»
    «Dem Heiland.»
    «Dem … Wie bitte?»
    «So nenn ich den Beutel, in dem ich alles aufhebe, was ich mir heil an Land ziehen kann.»
    «Ach so.»
    «Das hier ist Milchschokolade. Dann hab ich noch von der harten, aus der Küche. Mit der fangen wir an; die andere heben wir auf für eine besondere Gelegenheit. Du, guck mal – mein Heiland hat Strippen wie ein Tabaksbeutel. Da können wir auch Goldkörner reintun und so … Nickie, gehen wir in den Westen?»
    «Hab ich mir noch nicht so genau überlegt.»
    «Wenn wir den Heiland vollkriegten mit Goldkörnern zu 16 Dollar die Unze – das wär fein …»
    Nick wischte die Pfanne sauber und verstaute das Gepäck am Kopfende des Unterschlupfs. Über das Lager aus Zweigen war eine Decke gebreitet; er legte die zweite darüber und steckte sie auf Littless’ Seite fest. Er schwenkte den kleinen Blecheimer aus, in dem er den Tee aufgebrüht hatte, und füllte ihn an der Quelle mit frischem Wasser. Als er von der Quelle zurückkam, lag seine Schwester schlafend im Bett, ein Kissen unter dem Kopf, das aus ihren Mokassins bestand, um die sie die Bluejeans gewickelt hatte. Er küßte sie, aber sie wachte nicht auf. Er zog seinen alten Mantel an und tastete das Gepäckbündel ab, bis er den Whiskey gefunden hatte.
    Er machte die Flasche auf und roch daran. Es roch sehr gut. Er schöpfte eine halbe Tasse Wasser aus dem kleinen Eimer, den er an der Quelle gefüllt hatte, und goß ein wenig Whiskey hinein. Dann saß er lange und trank das Gemisch – ganz langsam; jeden Schluck hielt er ein Weile unter der Zunge, ehe er ihn an den Gaumen gelangen ließ und schließlich in die Speiseröhre.
    Er beobachtete, wie die Glut unter der Asche des Feuers in der Abendbrise aufleuchtete; er saß da, schmeckte den Whiskey und das kühle Wasser, starrte in die Glut und dachte nach. Dann war die Tasse leer; er schöpfte noch einmal Wasser, trank es und ging schlafen. Das Gewehr lag unter seinem linken Bein, sein Kopf auf dem guten, harten Kissen aus Mokassins und darumgewickelter Hose. Er zog seinen Teil der Decke stramm um den Körper, sagte sein Gebet und schlief ein.
    In der Nacht fror er. Er breitete den Mantel über seine Schwester und schob sich mit dem Rücken näher an sie heran, so daß mehr von seinem Teil der Decke unter ihm war. Er tastete nach dem Gewehr und legte es wieder unter dem Bein zurecht. Die Luft war scharf und drang kalt in die Lunge, und er roch die frischgeschnittenen Tannenzweige, auf denen er lag. Erst nachdem ihn die Kälte geweckt hatte, wurde ihm klar, wie erschöpft er tatsächlich war. Jetzt lag er wieder bequem. Er spürte die Körperwärme seiner Schwester im Rücken. Ich muß gut auf sie aufpassen, dachte er; ich muß sie bei Laune halten und dann heil nach Hause bringen … Er hörte ihre Atemzüge und die Stille der Nacht. Dann war er wieder eingeschlafen.

    Als er erwachte, war es eben hell genug, um die fernen Hügel jenseits des Sumpfes zu erkennen. Er blieb liegen und reckte sich, bis sich die Steifheit in seinem Körper löste. Dann setzte er sich auf und zog die Khakihose an und die Mokassins. Seine Schwester schlief noch, und er betrachtete sie. Der Kragen des warmen Mantels lag unter ihrem Kinn; die hohen Backenknochen und die sommersprossige Haut

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