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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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nach außenbords geschwungen, klar zum Aussetzen. Das Schiff krängte, die Decks lagen schräg, und die Rettungsboote hingen schräg und schwangen hin und her. Das Wasser glitt sanft vorbei, große Klumpen von phosphoreszierendem Tang wurden hochgewirbelt und blubberten, wieder nach unten gesogen, weg.
    Nick schaute auf das Wasser hinunter. «Wir machen gute Fahrt», sagte er.
    «Wir sind in der Biskaya», sagte Leon. «Morgen müßten wir Land sehen.»
    Sie umrundeten das Deck und stiegen über eine Leiter zum Achterschiff hinunter, um das phosphoreszierende Kielwasser zu beobachten, wie es in einiger Entfernung umkippte wie die Scholle unter dem Pflug. Über ihnen war der Geschützstand; zwei Matrosen gingen neben der Kanone auf und ab, die schwarz gegen den matten Schimmer stand, der vom Wasser kam.
    Leon beobachtete das Kielwasser. «Sie fahren Zickzackkurs.»
    «Den ganzen Tag schon.»
    «Es heißt, auf diesen Schiffen wird die deutsche Post befördert. Deshalb wird nie eines versenkt.»
    «Kann sein», sagte Nick. «Ich glaub’s nicht.»
    «Ich auch nicht. Aber es ist eine hübsche Idee … Komm, wir suchen Galinski.»
    Sie fanden Galinski in seiner Kabine, mit einer Cognacflasche. Er trank aus einem Zahnputzbecher.
    «Hallo, Anton.»
    «Hallo, Nick. Hallo, Leon. Kommt, trinkt einen.»
    «Sag du’s ihm, Nick.»
    «Hör mal, Anton. Wir sollen dir was ausrichten, von einer schönen Dame.»
    «Ich kenn eure schöne Dame. Von mir aus könnt ihr die schöne Dame in den Schornstein schieben.»
    Er lag auf dem Rücken, und er hob die Füße und stemmte sie gegen Sprungrahmen und Matratze der oberen Koje.
    «Carper!» brüllte er. «He, Carper! Wach auf und trink.»
    Über der Kante der oberen Koje erschien ein Gesicht. Ein rundes Gesicht mit einer Nickelbrille.
    «Verlang nicht von mir, daß ich trinke, wenn ich betrunken bin.»
    «Komm runter und trink», bellte Galinski.
    «Nein», von der oberen Koje. «Reich mir den Schnaps rauf.»
    Er hatte sich wieder zur Wand gedreht.
    «Seit zwei Wochen ist er jetzt besoffen», sagte Galinski.
    «Tut mir leid», kam die Stimme aus der oberen Koje, «aber das ist eine unpräzise Feststellung. Wir haben uns erst vor zehn Tagen kennengelernt.»
    «Bist du etwa nicht seit zwei Wochen besoffen, Carper?» fragte Nick.
    «Klar», sagte Carper zu der Wand. «Aber Galinski kann das nicht einfach so behaupten.»
    Galinski ließ ihn mit den Füßen auf und ab schaukeln.
    «Ich nehm’s zurück, Carper», sagte er. «Du bist gar nicht besoffen.»
    «Stell keine lächerlichen Behauptungen auf», sagte Carper schwach.
    «Was treibst du so, Anton?» fragte Leon.
    «Ich denk an mein Mädchen in Niagara Falls.»
    «Komm, Nick», sagte Leon. «Überlassen wir den Schweinsfisch sich selbst. Wir gehn.»
    «Hat sie zu euch gesagt, ich wär ein Schweinsfisch?» fragte Galinski. «Zu mir hat sie auch gesagt, ich wär ein Schweinsfisch. Und wißt ihr, was ich ihr geantwortet habe, auf französisch? ‹Mademoiselle Gaby›, hab ich gesagt, ‹an Ihnen ist aber auch nichts, was mich interessiert.› Trink doch, Nick.»
    Er hielt ihm die Flasche hin, und Nick nahm einen Schluck Cognac.
    «Leon?»
    «Nein. Los, Nick, gehn wir.»
    «Um Mitternacht lösen wir die Wache ab, meine Leute und ich», sagte Galinski.
    «Besauf dich nicht», sagte Nick.
    «Ich bin noch nie besoffen gewesen.»
    In der oberen Koje murmelte Carper etwas vor sich hin.
    «Was sagst du, Carper?»
    «Ich habe den Herrn angerufen, er soll ihn schlagen.»
    «Ich bin nie besoffen gewesen», wiederholte Galinski, und goß den Zahnputzbecher halb voll Cognac.
    «Na los, lieber Gott», sagte Carper. «Schlag ihn!»
    «Ich bin nie besoffen gewesen. Ich hab nie mit ’ner Frau geschlafen.»
    «Komm schon, lieber Gott. Tu deine Pflicht. Schlag ihn schon.»
    «Komm schon, Nick. Raus hier.»
    Galinski reichte Nick die Flasche. Er nahm einen Schluck und folgte dem langen Polen nach draußen.
    Durch die Tür hörten sie Galinski brüllen: «Ich bin nie besoffen gewesen. Ich hab nie mit ’ner Frau geschlafen. Ich hab noch nie gelogen.»
    «Schlag ihn!» kam Carpers dünne Stimme. «Laß dir das nicht bieten, lieber Gott. Schlag ihn …»
    «Die zwei sind richtig», sagte Nick.
    «Was ist mit diesem Carper? Wo kommt er her?»
    «Früher war er mal zwei Jahre bei den Sanitätern. Sie haben ihn nach Hause geschickt. Er ist aus dem College geflogen, und jetzt geht er zurück.»
    «Er trinkt zuviel.»
    «Er fühlt sich nicht wohl in seiner

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