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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Oberfläche, als hätte man eine Handvoll Schrot ins Wasser geworfen. Eine zweite Forelle durchbrach fressend das Wasser auf der anderen Seite des Bootes.
    «Sie fressen», sagte Marjorie.
    «Aber sie beißen nicht an», sagte Nick.
    Er ruderte das Boot herum, um zwischen den beiden fressenden Fischen hindurchzuködern; dann nahm er den Kurs auf die Landspitze. Marjorie haspelte die Angelschnur erst auf, als das Boot das Ufer berührte.
    Sie zogen das Boot auf den Strand, und Nick hob einen Eimer mit lebenden Barschen heraus. Die Barsche schwammen im Wasser im Eimer umher. Nick fing drei von ihnen mit der Hand, schnitt ihnen die Köpfe ab und enthäutete sie, während Marjorie mit ihren Händen im Eimer herumjagte, schließlich einen Barsch fing, seinen Kopf abschnitt und ihn enthäutete. Nick besah sich ihren Fisch.
    «Nimm lieber die Bauchflosse nicht heraus», sagte er. «Es geht zwar als Köder, aber es ist besser, wenn die Bauchflosse drin bleibt.»
    Er hakte jeden der enthäuteten Barsche durch den Schwanz. An dem Vorfach jeder Angel waren zwei Haken befestigt. Dann ruderte Marjorie das Boot über die Fahrrinne hinaus, sie hielt die Leine zwischen den Zähnen und hatte das Gesicht Nick zugewandt, der am Ufer stand, die Angelrute hielt und die Schnur von der Rolle laufen ließ.
    «So ungefähr da», rief er.
    «Soll ich sie loslassen?» rief Marjorie zurück, die Leine in der Hand.
    «Ja, laß sie los.» Marjorie ließ die Leine über Bord und sah zu, wie die Köder im Wasser niedersanken.
    Sie kam mit dem Boot zurück und legte die zweite Leine auf die gleiche Art aus. Beide Male legte Nick ein schweres Stück Treibholz über das dicke Ende der Angelrute, um sie in Position zu halten, und stützte sie mit einem kleinen Stück Holz ab. Er haspelte die schlaffe Leine auf, so daß die Leine straff bis zu der Stelle lief, wo der Köder auf dem sandigen Grund der Fahrrinne lag, und setzte den Sperrhaken auf die Rolle. Sobald eine Forelle auf dem Grund fraß und den Köder nahm, würde sie damit wegziehen, die Leine mit Ungestüm von der Rolle abwickeln und so die Rolle mit dem Sperrhaken zum Schnurren bringen.
    Marjorie ruderte ein Stückchen an der Landspitze entlang, um nicht der Leine in die Quere zu kommen. Sie zog kräftig an den Rudern, und das Boot lief ein ganzes Stück den Strand hinauf. Kleine Wellen kamen mit ihm herauf. Marjorie stieg aus dem Boot, und Nick zog das Boot weit den Strand herauf.
    «Was ist denn los, Nick?» fragte Marjorie.
    «Ich weiß nicht», sagte Nick und holte Holz, um Feuer zu machen.
    Sie machten ein Feuer mit Treibholz. Marjorie ging zum Boot und holte eine Decke. Die Abendbrise blies den Rauch nach der Landspitze zu, darum breitete Marjorie die Decke zwischen dem Feuer und dem See aus.
    Marjorie saß auf der Decke mit dem Rücken zum Feuer und wartete auf Nick. Er kam herüber und setzte sich neben sie auf die Decke. Hinter ihnen war der dichte junge Baumwuchs der Landspitze, und vor ihnen war die Bucht mit der Mündung von Hortons Creek. Es war nicht ganz dunkel. Der Feuerschein reichte bis zum Wasser. Sie konnten beide die zwei Stahlruten schräg über dem dunklen Wasser sehen. Das Feuer blinkte auf den Rollen.
    Marjorie packte den Abendbrotkorb aus.
    «Mir ist gar nicht nach Essen», sagte Nick.
    «Los, komm und iß, Nick.»
    «Schön.»
    Sie aßen, ohne zu sprechen, und beobachteten die beiden Angelruten und den Feuerschein auf dem Wasser.
    «Heute abend gibt’s Mondschein», sagte Nick. Er sah über die Bucht hinweg nach den Hügeln, die sich scharf gegen den Himmel abzuzeichnen begannen. Er wußte, hinter den Hügeln kam der Mond herauf.
    «Ich weiß», sagte Marjorie vergnügt.
    «Du weißt alles», sagte Nick.
    «Ach bitte, Nick. Laß das. Bitte, sei nicht so.»
    «Ich kann nichts dazu», sagte Nick. «Es ist doch so. Du weißt alles. Das ist das Unglück. Du weißt, daß es so ist.»
    Marjorie sagte gar nichts.
    «Ich habe dir alles beigebracht. Du weißt, daß es so ist. Überhaupt, was weißt du eigentlich nicht?»
    «Ach, hör auf», sagte Marjorie. «Da kommt der Mond.»
    Sie saßen auf der Decke, ohne sich zu berühren, und sahen zu, wie der Mond aufging.
    «Du brauchst doch nicht so dumm zu reden», sagte Marjorie. «Was ist denn eigentlich los?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Natürlich weißt du’s.»
    «Nein, wirklich nicht.»
    «Los, sag’s.»
    Nick sah weiter auf den Mond, der über die Berge heraufkam.
    «Es ist nicht mehr schön.»
    Er hatte Angst, Marjorie

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