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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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anzusehen. Dann sah er sie an. Sie saß da und wandte ihm den Rücken zu. Er sah ihren Rücken an. «Es ist nicht mehr schön. Überhaupt nichts mehr.»
    Sie sagte nichts. Er fuhr fort: «Weißt du, mir ist, als ob alles in mir zum Teufel gegangen ist. Ich weiß nicht, Marge. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.»
    Er blickte weiter auf ihren Rücken.
    «Ist denn Liebe nicht schön?» sagte Marjorie.
    «Nein», sagte Nick. Marjorie stand auf. Nick saß da, den Kopf in die Hände gestützt.
    «Ich nehme das Boot», rief ihm Marjorie zu. «Du kannst um die Landspitze rum zu Fuß zurückgehen.»
    «Schön», sagte Nick. «Ich stoß das Boot für dich ab.»
    «Ist nicht nötig», sagte sie. Sie trieb mit dem Boot auf dem mondbeschienenen Wasser. Nick ging zurück und legte sich neben das Feuer, mit dem Gesicht auf der Decke. Er konnte Marjorie auf dem Wasser rudern hören.
    Er lag dort eine lange Zeit. Er lag da, während er hörte, wie Bill, der durch den Wald strich, in die Lichtung kam. Er spürte, wie Bill sich dem Feuer näherte. Auch Bill berührte ihn nicht.
    «Ist sie glücklich weg?» fragte Bill.
    «Ja», sagte Nick, der mit dem Gesicht auf der Decke dalag.
    «’ne Szene gehabt?»
    «Nein, wir hatten keine Szene.»
    «Wie fühlst du dich?»
    «Bitte geh weg, Bill. Geh, laß mich ein bißchen allein.»
    Bill suchte sich ein Sandwich aus dem Eßkorb aus und ging hinüber, sich die Angelruten ansehen.

Drei Tage Sturm
    Es hörte auf zu regnen, als Nick in den Weg einbog, der durch den Obstgarten hinaufführte. Das Obst war gepflückt, und der Herbstwind blies durch die kahlen Bäume. Nick blieb stehen und hob am Wegrand im braunen Gras einen Wagnerapfel auf, der vom Regen blinkte. Er steckte den Apfel in die Tasche seines Mackinaw-Mantels.
    Der Weg führte aus dem Obstgarten hinauf auf die Kuppe des Hügels. Dort war das Haus mit der kahlen Veranda und Rauch, der aus dem Schornstein kam. Hinten war die Garage, der Hühnerstall und der junge Tannenwuchs wie eine Hecke gegen den fernen Wald. Die großen Bäume schwankten stark im Wind, während er hinblickte. Es war der erste der Herbststürme.
    Als Nick hinter dem Obstgarten übers freie Feld ging, öffnete sich die Tür des Hauses, und Bill kam heraus. Er stand auf der Schwelle und blickte um sich.
    «Na, Wemedge», sagte er.
    «Tag, Bill», sagte Nick und kam die Stufen herauf.
    Sie standen nebeneinander und blickten über das Land, hinunter über den Obstgarten, jenseits der Straße, über die Felder drunten und die Wälder der Landspitze im See. Der Wind blies direkt den See herunter. Sie konnten die Brandung bei Ten Miles sehen.
    «Stürmt doll», sagte Nick.
    «Wird drei Tage so stürmen», sagte Bill.
    «Ist dein Alter zu Hause?» fragte Nick.
    «Nein, er ist mit der Flinte draußen. Komm doch rein.»
    Nick ging ins Haus. Im Kamin brannte ein großes Feuer. Es heulte im Sturm. Bill machte die Tür zu.
    «Woll’n wir was trinken?» sagte er.
    Er ging in die Küche hinaus und kam mit zwei Gläsern und einem Krug Wasser wieder. Nick langte nach der Whiskyflasche auf dem Bord überm Kamin.
    «In Ordnung?» sagte er.
    «Ja», sagte Bill.
    Sie saßen vor dem Feuer und tranken irischen Whisky mit Wasser.
    «Hat ’n wunderbaren rauchigen Geschmack», sagte Nick und blickte durch sein Glas hindurch ins Feuer.
    «Das ist der Torf», sagte Bill.
    «Man kann doch nicht Torf in den Schnaps tun», sagte Nick.
    «Ist ja auch egal», sagte Bill.
    «Hast du mal Torf gesehen?» fragte Nick.
    «Nein», sagte Bill.
    «Ich auch nicht», sagte Nick.
    Seine Schuhe, die er gegen das Feuer steckte, fingen an zu dampfen.
    «Zieh lieber die Schuhe aus», sagte Bill.
    «Hab keine Socken an.»
    «Zieh sie aus und laß sie trocknen. Ich hol dir welche», sagte Bill. Er ging hinauf ins Dachgeschoß, und Nick hörte ihn über seinem Kopf hin und her gehen. Oben war es offen, direkt unterm Dach, wo Bill und sein Vater und er, Nick, manchmal schliefen. Dahinter war ein Ankleideraum. Sie räumten die Feldbetten aus dem Regen weg nach hinten und deckten sie mit Gummidecken zu.
    Bill kam mit einem Paar dicker, wollener Socken herunter.
    «Ist schon zu spät, um ohne Socken rumzulaufen», sagte er.
    «Gräßlich, wieder damit anzufangen», sagte Nick. Er zog die Socken an, ließ sich in seinen Stuhl plumpsen und legte die Füße auf den Kaminschirm vor dem Feuer.
    «Du wirst den Schirm kaputtmachen», sagte Bill. Nick schwang seine Füße hinüber auf die Kaminseite.
    «Hast du was zu

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