Nick aus der Flasche 3
solange wir weg sind. Und ihr lasst euch erst beim Frühstück blicken, wenn Thomas zur Tür raus ist.«
»Abgemacht«, erwiderten sie unisono, woraufhin Mom endlich das Zimmer verließ.
Mit einem gemurmelten Fluch ließ Nick sich zurücksinken. Plötzlich war er nicht mehr rot im Gesicht, sondern weiß. »Verdammt, was denkt deine Mom jetzt von mir?«
»Ist da jemand frustriert, nicht mehr Mrs. Reynolds Liebling zu sein?« Julie war unendlich erleichtert, heil aus der ganzen Sache herausgekommen zu sein, dass es ihr völlig egal war, was ihre Mutter von ihm dachte.
»Du bist so doof«, sagte er und warf ein Kissen nach ihr.
*****
Nick bog in die Straße ein, in der Martin wohnte, und stellte das Auto am Straßenrand ab. Hier sah es kaum anders aus als in der Ramona Avenue. Ein Häuschen reihte sich an das andere, wobei es einen Gemischtwarenladen in der Nähe gab, auf dem in großen roten Lettern »Oleson’s General Store« stand.
»Ich hole ihn«, sagte Julie und stieg aus.
Nick schaute ihr hinterher und wunderte sich, warum sie sich aufgeregt mit Martins Mutter unterhielt, gleich nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Die kleine dunkelhaarige Frau gestikulierte wild mit den Händen.
Julie drehte sich um und winkte ihm.
Irgendetwas war passiert. Hastig zog er den Schlüssel ab, um das Fahrzeug ebenfalls zu verlassen.
»Können wir mit ihm sprechen?«, fragte Julie Martins Mom, als Nick bei ihnen ankam.
»Natürlich, kommt rein. Er ist in seinem Zimmer.«
Nick stürmte hinter Julie die Treppen nach oben. »Was ist denn los?«
»Martin wurde gestern nach der Schule verprügelt«, sagte sie über ihre Schulter.
»Was?« Sein Magen ballte sich zusammen und sein erster Gedanke galt Josh. Wenn dieser Mistkerl dahintersteckte, dann g nade ihm Gott. »Von wem?«
»Seine Mom sagt, er schweigt eisern.« Sie hielten vor einer Tür, an der ein Poster eines Lacrosse-Spielers hing, aber anstatt anzuklopfen, trat Julie gleich ein.
»Hi!« Martin richtete sich im Bett auf und schaute sie schockiert an. »Was macht ihr denn hier?« Wegen der dicken Lippe nuschelte er, außerdem war ein Auge halb zugeschwollen.
Julie setzte sich zu ihm. »Danke für die nette Begrüßung. Wir wollten dich wieder mit dem Auto mitnehmen. Was ist denn passiert?«
»Bin gegen eine Tür gelaufen«, sagte er, wobei er sie nicht anschaute.
Nick verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich neben das Bett, während Julie erwiderte: »Das hat dir nicht mal deine Mutter geglaubt.«
»Wenn ich verrate, wer das war, dann …« Aufschluchzend zog er sich die Decke über den Kopf.
Wütend ballte Nick die Hände zu Fäusten. »Das waren Josh und seine Pitbulls, stimmt’s?«
Das Schweigen unter der Decke reichte ihm als Antwort.
»Martin! Warum haben sie dich verprügelt?«
»Wenn ich dir das sage, bringst du mich um«, erklang es unter der Decke.
Nick riss sie ihm weg. »Was hast du erzählt?«
Julie schaute ihn entsetzt an. Ob sie dasselbe dachte wie er? »Du hast ihnen doch nicht gesagt, was ich bin?« Ihm wurde plötzlich ganz schlecht.
»Er wollte wissen, was mit dir los ist, warum du nicht verletzt bist, aber am Bauch eine Narbe hast, und warum du so gut Basketballspielen kannst.« Martin schnappte sich die Decke und drückte sie an seine Brust.
»Weiter!«
»Wo ist das denn passiert?«, fragte Julie ruhiger und bedachte Nick mit einem Blick, der besagte, dass er sich zurückhalten sollte.
Natürlich erkannte er Martins Angst, doch er kochte innerlich.
»Sie sind in meinen Bus eingestiegen und haben ihn an meiner Haltestelle verlassen. Ich hab sofort bemerkt, dass sie es auf mich abgesehen haben und wollte weglaufen – da hatten sie mich schon gepackt und hinter Mrs. Olesons Lagerschuppen gezerrt.« Tief atmete Martin durch, seine Stimme zitterte. »Nachdem er mir fast den Kiefer gebrochen hat, hab ich ihm gesagt, dass du ein Flaschengeist bist!« Er drehte sich auf den Bauch und heulte in sein Kissen. »Ich bin so ein Feigling.«
Sanft legte ihm Julie eine Hand auf den Rücken, wobei sie Nick mit hochgezogenen Brauen anblickte. »Wie haben sie reagiert?«
»Natürlich hat mir Josh nicht geglaubt und sie haben mich richtig verprügelt, bis ich ihm sagte, dass ich Beweise habe.«
»Beweise?« Nicks Kehle wurde trocken. »Was für Beweise?«
»Ich … Du wirst mich doch nicht in einen Frosch verzaubern, oder?«
Nick riss gleich der Geduldsfaden. »Rück endlich mit den Details raus, oder ich verwandle dich in
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