Nick aus der Flasche 3
eine Kakerlake!«
Martin schaute mit verheulten Augen über seine Schulter. »Das würdest du nicht wirklich tun, oder?«
»Natürlich nicht«, warf Julie ein, »aber wenn du nicht endlich redest, drehe ich dir den Hals um!«
Martin zog ein Taschentuch unter dem Kopfkissen hervor und schnäuzte sich heftig. »Ich habe gesagt, sie würden dich nicht sehen, wenn sie dich filmen oder ein Foto machen. Weil du eben ein Geist bist. Josh hielt das für eine blöde Ausrede, aber mir fiel ein, dass ich ja noch das Bild auf meinem Handy habe, als du verletzt am Baum gestanden hast und Julie dich stützte.
Josh glaubte an eine Fotomontage, doch er schickte seine Freunde weg und hat mich genau über den Abend ausgefragt. Und ich hab ihm alles erzählt. Er hat kein Wort dazu gesagt und mich schließlich losgelassen, sodass ich nach Hause laufen konnte.«
Schweigen senkte sich auf sie herab.
Nick war so wütend, dass er kurz davor war, etwas in die Luft zu sprengen.
Martin fand als Erster die Sprache wieder. »Jetzt hasst ihr mich bestimmt.«
»Nein, dich doch nicht«, sagte Nick. »Josh ist eine feige Sau, er allein ist an allem Schuld, du kannst nichts dafür. Es tut mir leid, dass du meinetwegen verprügelt wurdest.«
»Echt?« Martin schluchzte auf, neue Tränen liefen über seine Wangen.
»Mach dir keine Gedanken.« Julie drückte seine Hand und wandte sich dann an Nick. Sie wirkte aufgelöst. »Was sollen wir jetzt tun? Wenn sich das bereits in der Schule rumgesprochen hat …«
»Das müssen wir herausfinden. Vielleicht kann ich den Schaden noch eindämmen und Josh und seinen Anhang irgendwie vergessen lassen, was Martin ihnen erzählt hat.«
Julie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir müssen jetzt auch dringend los. Wir schauen später noch mal bei dir vorbei. Bis dann.«
Sie wandten sich zum Gehen, als Martin fragte: »Könnt ihr Evan ausrichten, dass ich gestern unser Treffen nicht vergessen habe? Er denkt bestimmt, ich habe ihn versetzt, weil ich ihn nicht angerufen habe. Aber ich war ewig beim Arzt, und er hat sich dann auch nicht mehr gemeldet. Ich wusste nicht, wie ich ihm das alles erklären soll. Bestimmt ist er sauer.«
Julie nickte. »Ich sag ihm erst mal, dass du krank geworden bist. Vielleicht ruft er dich an oder besucht dich sogar. Dann sagst du ihm einfach, dass Josh dich verprügelt hat, weil … weil er einfach ein Arsch ist.«
Das hörte Nick mit Genugtuung.
»Danke«, hauchte Martin und lächelte vorsichtig. »Ich bin so froh, dass ihr meine Freunde seid.«
***
Dieses Mal konnte sich Nick kein bisschen auf den Unterricht konzentrieren, weil er es nicht bis zur Pause erwarten konnte. Als endlich die Glocke schrillte, verließ er vor Julie das Klassenzimmer und rannte in den Flur. Er hoffte, Josh über den Weg zu laufen, da sie eben unterschiedliche Kurse gehabt hatten. Julie wollte er aus der Sache heraushalten, weshalb er sie gebeten hatte, Evan zu suchen, um Martins Botschaft auszurichten.
Casanova und seine Handlanger lauerten ihm bereits auf, denn sie packten ihn und schubsten ihn in das vermüllte Klo, das niemand freiwillig betrat.
Nick wehrte sich nicht und wartete auf eine Gelegenheit, es ihnen heimzuzahlen. Doch erst musste er herausfinden, was sie wussten.
»Baker hat uns eine wirklich unglaubliche Geschichte aufgetischt, Tate.« Josh funkelte ihn böse an, wobei er ein Handy aus der Hosentasche zog. »Hast du ihm diesen Schwachsinn eingebläut?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Nick klopfte das Herz bis zum Hals, als Pittbull Chris und Honiglöckchen Kyle ihn an die beschmierte Wand pinnten.
»Huhuuu«, heulte Josh wie ein Schlossgespenst und fuchtelte vor seinem Gesicht umher. »Du bist ein Flaschengeist!«
Chris und Kyle grölten.
Josh hielt das Handy vor sein Gesicht und schoss ein Foto. »Hier kommt der Beweis, huhuuu.«
Als er auf das Display schaute, verflog sein Lächeln.
»Was ist?« Kyles Finger bohrten sich so fest in Nicks Oberarm, dass er garantiert blaue Flecken bekam.
Casanova schwieg weiterhin, starrte nur auf sein Telefon. Ihm hatte es wohl die Sprache verschlagen. Nick wünschte, auch ein Handy zu besitzen, um Joshs dämlichen Gesichtsausdruck festzuhalten.
Nick schluckte schwer. Josh hatte den Beweis. Er war aufgeflogen.
»Und, ist er jetzt auf dem Foto?«, wollte Kyle wissen.
Als sich plötzlich Joshs kleiner Bruder neben ihm materialisierte, sagte Nick spontan: »Timmy gefällt nicht, wie du dich immer aufführst,
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