Nick aus der Flasche 3
noch.
»Solomon hat dies als eine Art Schutzmechanismus eingebaut, damit er nicht auffliegt. Denn wenn sich ein Dschinn in einen Menschen zurückverwandelt, kann er sich an sein früheres Leben erinnern.«
»Das konnte Nick bereits. Er hat vermutet, dass sich der Vergessenszauber mit Solomons Tod aufgelöst hat.«
Ginger hupte und überholte erneut. »Da hast du recht, das haben wir an den anderen Dschinns auch beobachtet.«
»Und warum hält dann der Todeszauber?«
»Für die Umwandlung von einem Menschen in einen Flaschengeist braucht es einen mächtigen Zauber, den so schnell nichts erschüttern kann, auch nicht der Tod des Schöpfers.«
»Du kennst also mehrere Dschinns?« Überhaupt klang alles, was sie erzählte, sehr spannend. Zu gerne wollte er mehr über ihr Leben und ihre Arbeit erfahren.
»Wir haben Solomons Nachlass aufgekauft. Das macht unser Verein immer, wenn ein Zauberer keine Nachkommen hat. Damit die normalen Menschen nichts von unserer Existenz erfahren.«
Stimmt, jetzt fiel es ihm wieder ein, Nick und Julie hatten die anderen Flaschen erwähnt.
»Wir wussten nicht, was der Mann sein Leben lang getrieben hat. Wenn er nicht auf die Magierschule gegangen wäre, hätte auch niemand gewusst, dass es ihn gibt. Wir waren entsetzt, als wir erfuhren, was in den restlichen Flaschen war, die er noch nicht verkauft hatte. Die Kinder erzählten uns, dass ein älterer Junge Solomon geholfen hat.«
»Er wurde dazu gezwungen«, warf Connor ein.
Ginger nickte. »Das ist uns klar und ihm wird nichts geschehen. Wir hoffen, Nick kennt den Zauberspruch und die Zutaten; nur dann gelingt es uns, die Dschinns zurückzuverwandeln.«
»Wollen die das denn?« Er konnte sich vorstellen, dass einige nicht ihre Macht aufgeben wollten.
»Das ist keine Frage des Wollens. Dschinns sind sehr mächtige Wesen. Geraten sie in die falschen Hände, können sie schlimmes Unheil anrichten. Außerdem sind unsere Flaschengeister noch Kinder, die haben ihre Fähigkeiten zum Teil nicht unter Kontrolle und machen Unsinn. Daher leben sie zur Zeit in einer Hochsicherheitseinrichtung.«
»Sie sind gefährlich? Und das erfahre ich erst jetzt?« Connors Hitze wandelte sich in Eiseskälte, sodass er die Klimaanlage ausschaltete, ohne Ginger zu fragen. »Julie weiß doch gar nicht, wie man mit einem Dschinn umgehen muss, sie hat sogar mich um Hilfe gefragt, als er einmal schwer verletzt war.«
»Was ist passiert?« Sie legte eine Vollbremsung hin, die Connor durchs Fenster geschleudert hätte, wäre er nicht angeschnallt gewesen. Die Flasche flog in den Fußraum, und nachdem Ginger den Kriecher vor ihnen überholt hatte, hob er sie auf, um sie wieder aufs Tablett zu legen. Dann erzählte er Ginger die Kurzfassung von Nicks Unfall mit dem Ast und dass sie ihn retten konnten.
»Wenn das alles erfolgreich ausgeht, werden wir auch Nick zurückverwandeln und alles wird gut.« Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Nicken. »Aber ich kann nichts versprechen.«
»Ihr habt doch bestimmt mächtige Zauberer unter euch. Können die denn gar nichts tun?«
»Nein.« Sie warf ihm einen traurigen Blick zu. »Natürlich haben wir es versucht, doch ein Junge ist dabei gestorben.«
Gestorben … Das Wort hallte wie ein unheilbringendes Echo durch seinen Kopf. Seine Kehle fühlte sich zugeschnürt an, und das plötzliche Schweigen zwischen ihnen zerrte an seinen Nerven.
Atemlos starrte er aus dem Fenster, die Finger um das Tablett verkrampft.
Eben passierten sie die Verrazano Narrows Bridge, aber die anderen hatten mindestens eine Dreiviertelstunde Vorsprung. In der Zeit konnte viel passiert sein.
Als sich auf einmal die Flasche wie von Geisterhand nach rechts drehte, riss das Connor aus seiner Starre. »Sie fahren nach Süden!«
»Verdammt!« Ginger zog aus der Mittelkonsole ein Funkgerät. »Ich vermute, sie sind aufs Meer raus.« Sofort gab sie die neuen Informationen an ihr Team weiter. »Ich brauche die Altus, Paul. Liegt sie in der Nähe?«
»Marine Basin«, antwortete er nach einer halben Minute.
»Danke, Paul!«
Der Nerd war wirklich fit. »Was ist die Altus?«
Ginger lächelte beinahe teuflisch. »Ein ganz spezielles Boot. Unsere neuste Errungenschaft, ich hatte letzten Monat die Einweisung bekommen. Die Altus wird dir gefallen.«
Ein Boot … Connor war erleichtert. Er traute diesem Verein alles zu.
Zwanzig Minuten später parkten sie in einer Zufahrt, die zu einigen Piers führte, und liefen zum Hafen. Ein Boot reihte sich dort ans
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