Nick aus der Flasche 3
andere. Meistens waren es kleine Yachten oder Speedboote. Es schien sich um einen Privathafen zu handeln, doch sie passierten problemlos die Schranke. Ginger hatte gute Kontakte.
Connor hielt immer noch das Tablett in der Hand, und die Flasche zeigte weiterhin aufs offene Meer hinaus. Seine Hoffnung auf ein Happy End schwand.
»Hierher!« Von einem der hinteren Stege winkte ihnen ein grauhaariger Mann in einem dunkelblauen Overall.
»Das ist Phil, der Kapitän und auch ein Magier, bevor du fragst«, erklärte ihm Ginger und winkte zurück. »Er wird uns begleiten. Er ist zwar schon ein recht betagter Seebär, aber er kennt die Altus wie kein anderer.«
Als Connor jedoch sah, wer oder was die Altus wirklich war, verkrampfte sich sein Magen. »Nein, da steig ich unmöglich ein, das Ding ist ja nicht größer als eine Sardinenbüchse!« Das blauschimmernde U-Boot ragte halb aus dem Wasser heraus. »I-ich dachte an ein Speedboot.«
»Da können wir ja gleich mit Pauken und Trompeten vorfahren.« Mit hochgezogenen Brauen schaute sie ihn an. »Kommst du nun mit?«
Er hatte verdammte Platzangst!
Schulterzuckend nahm sie ihm die Flasche aus der Hand. »Wie du willst, dann warte hier. Du kannst über Funk alles mitverfolgen.«
***
Nick lag – immer noch bewegungsunfähig – neben Julie im Bauch einer Motoryacht, die vielleicht fünfzehn Meter in der Länge maß, soweit er das einschätzen konnte. Ihr Entführer hatte sie zu einer einsamen Anlegestelle gefahren und auf dieselbe Weise an Bord geschafft wie in das Auto.
Das Innere des kleinen Schiffes erinnerte ihn an Solomons Keller oder ein Labor. Auf einem Tisch mit Steinplatte hatte Nick zuvor einen Bunsenbrenner entdeckt und zahlreiche Reagenzgläser. An den Wänden hingen Regale, in denen sich seltsame Sachen befanden: Schrumpfköpfe, getrocknete Kröten im Glas, Schlangenhäute, Quarze, Flaschen mit bunten Flüssigkeiten. Offensichtlich lebte der Magier hier. Und er schien allein zu sein. Bisher hatte Nick niemanden sonst gesehen.
Seit einer gefühlten Unendlichkeit steuerte die Yacht auf das offene Meer hinaus. Wollte der Kerl sie ertränken? Oder brachte er sie an einen abgelegenen Ort?
Nick konnte durch das winzige Bullauge nicht viel erkennen, starrte lediglich in den trüben Himmel, hinter dessen dicken Wolken sich die Sonne versteckte.
Als plötzlich das Motorengeräusch erstarb und die Yacht stehen blieb, zuckte er innerlich zusammen und Julie riss die Lider auf.
»Ich glaube, wir sind weit genug draußen, dass wir endlich anfangen können.« Der Magier betrat die Kajüte, lächelte falsch und zeigte seine perfekten Zähne.
Nick spürte, wie sich der Kloß in seinem Hals löste und er wieder sprechen konnte. »Anfangen? Womit? Und wer sind Sie?«, fragte er atemlos.
»Ein alter Freund von Rasmus.«
Er hatte diesen blonden Kerl noch nie gesehen.
»Tiberius Cumberland.«
Der Name kam ihm allerdings bekannt vor, Nick hatte ihn schon in E-Mails gelesen. Solomon hatte geglaubt, jemand wolle seine Geschäfte vereiteln. Ob das dieser Cumberland gewesen war? »Womit wollen Sie anfangen?«, fragte er erneut.
Cumberland grinste überheblich. »Warum denkst du denn, dass du hier bist, Dschinn?«
Es kam nur ein Grund in Frage. »Sie wollen, dass ich Ihnen einen Wunsch erfülle? Aber da muss ich Sie enttäuschen, das …«
»Ts.« Cumberland schnaubte amüsiert. »Ja, du wirst mir einen Wunsch erfüllen, einen lang gehegten Traum, und das funktioniert ganz ohne Zauberei. Falls nicht, quäle ich deine Herrin.«
Quälen? Nick warf einen Blick auf Julie und seine Herzschläge gerieten ins Stolpern. »Was wollen Sie?«
»Nur die Zutaten und den Zauberspruch, um Flaschengeister zu erschaffen. Von irgendwas muss ich ja leben und meine Yacht abbezahlen. Rasmus hat schließlich niemandem verraten, wo er sein Geld versteckt hat.«
Flaschengeister erschaffen … Geld versteckt … Konten. Solomon hatte eine Menge Geld zur Seite geschafft. Nicks Magen zog sich zusammen. Oh Gott, der Mann wollte Solomons Machenschaften weiterführen! Offensichtlich war es doch Cumberland gewesen, der Solomons Geschäfte vereiteln wollte. Was leider bedeutete, dass der Kerl noch viel bösartiger war als sein ehemaliger Meister.
Verächtlich schaute der Magier auf ihn herab. »Du kennst den Spruch. Rasmus war nicht dumm, er hat gewusst, dass du lauschst. Von ihm wusste ich auch, dass du in der Nähe bist.«
Mühsam wälzte sich Nick auf den Rücken. Ihm tat alles weh, doch
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