Nick aus der Flasche 3
wie sie beinahe ertrunken wäre. Dabei variierten die Abläufe. Manchmal ertrank sie wirklich, ein anderes Mal sank Nick neben ihr bewusstlos in die Tiefe. Sie wollte ihn retten, nach ihm tauchen, aber sie war gefesselt, konnte nichts für ihn tun.
Die letzten Schultage ohne ihn waren die Hölle gewesen. Lavender hatte zwar dafür gesorgt, dass sich Lehrer und Schüler nicht über sein Verschwinden wunderten, dennoch fragten genug Mädchen bei ihr nach – und es fiel ihr schwer sie anzulügen, ohne loszuheulen.
Ihre Eltern wussten ebenfalls nicht, was wirklich mit Nick geschehen war. Sie glaubten, er wäre zurück nach New York gegangen und hätte dort, nachdem seine Tante gestorben war, Arbeit angenommen, um sich über Wasser zu halten. Und da er sich nicht meldete, führten sie Julies miserable Laune auf Liebeskummer zurück. Und ihre Ausflüge mit Connor hielten sie für selbstlose Ablenkungsversuche vom großen Bruder.
Als es im Saal dunkler wurde, bunte Lichter aufblitzten und ein Schmusesong aufgelegt wurde, wischte sie sich eine Träne aus dem Auge. Sie sollte jetzt mit Nick auf der Tanzfläche stehen, eng umschlungen mit ihm zur Musik wippen und ihn küssen. Stattdessen zog sie Emmas Medaillon aus dem Ausschnitt ihres Kleides und drehte den Anhänger zwischen den Fingern. Er hatte sich in Nicks Hosentasche befunden und Julie hatte ihn an sich genommen. Es gab ihr ein Gefühl von Hoffnung, wenn sie die Kette trug. Julie würde sie für Nick aufbewahren, bis er zu ihr zurückkam.
Sie verlor sich in ihrem Traum, den sie sich seit Tagen ausmalte: Nick schlenderte die Treppe nach unten in den großen Saal, ein breites Grinsen im Gesicht, nachdem er sie am Rande der Tanzfläche erblickt hatte. Er trug einen eleganten Anzug und sah von allen Jungs am besten aus.
Und er gehörte nur ihr.
Eng aneinander geschmiegt tanzte sie den ganzen Abend mit ihm. Er war kein Dschinn mehr, sondern genauso normal wie alle anderen Anwesenden.
Nach dem Fest fuhren sie mit seinem Auto zu ihm nach Hause und er würde sie in seinem Himmelbett verführen, sie bis zum Morgen zärtlich lieben und ihr erstes Mal zu etwas Besonderem machen …
»Darf ich um diesen Tanz bitten?«, drang schwach eine Jungenstimme durch die Musik an ihr Ohr.
Mit wild pochendem Herzen blickte sie auf ein Paar schwarzer, auf Hochglanz polierter Schuhe, eine dunkle Hose, ein helles Hemd …
War Nick aus dem Koma erwacht? War er gekommen? Sie traute sich fast nicht, nachzusehen, ihre Angst vor einer Enttäuschung war zu groß. Dennoch hoffte sie, bangte … und schaute auf.
»Josh.«
Wie sehr sie sich noch vor wenigen Wochen danach gesehnt hatte, mit ihm auf den Abschlussball zu gehen. Von allen Wünschen hatte sich ausgerechnet der erfüllt, den sie nicht mehr wollte.
»Ja, ich«, erwiderte er leicht geknickt, was ihn zugleich unwiderstehlich wirken ließ. So gar nicht nach Arsch. Außerdem sah er äußerst gut aus mit den aufgestylten Haaren und dem schicken Anzug.
»Tut mir leid«, sagte sie und stand auf. »Natürlich tanze ich mit dir.«
Er war schuld an ihren schlechten Noten und dass die meisten Colleges sie deshalb abgelehnt hatten. Außerdem war er sicher froh, Nick nicht mehr in der Nähe zu haben. Aber seit er sich bei Martin entschuldigt hatte und ihn und Evan in Ruhe ließ und auch Joshs Gang keinen von ihnen angriff, fand Julie ihn nicht mehr ganz so blöd. Nur war er eben nicht Nick.
Sie ließ sich von Josh auf die Tanzfläche führen und verfluchte sich, denn nach dem Schmusesong kam ein weiteres langsames Lied, weshalb er sie an seinen Körper zog.
Er duftete gut und Julie war versucht, ihren Kopf an seine Brust zu legen, jedoch wollte sie ihm keine Signale senden, die er falsch verstehen könnte. Ihr Herz wollte allein Nick.
»T-tut mir leid.« Hastig löste sie sich von ihm und eilte zum Ausgang. Sie brauchte frische Luft, wollte nur noch heim. Die zahlreichen verliebten Pärchen machten ihr zu schaffen, und Joshs Nähe hatte ihr den Rest gegeben.
Erst als sie auf dem düsteren Parkplatz hinter Nicks Wagen zu stehen kam, bemerkte sie, dass Josh ihr gefolgt war.
»Hey, was ist los? Ist es wegen Tate?«
Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte hemmungslos.
Zu ihrer Überraschung trat Josh zu ihr und streichelte ihren Arm. »Sag mir, was los ist, damit ich ihm in den Hintern treten kann.«
»Das … es ist …« Sie wollte ihm gerne alles sagen, stattdessen weinte sie ungeniert.
»Die Gerüchte, dass er
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