Nick aus der Flasche 3
wieder in New York lebt, sind nicht wahr, oder?«
Darauf erwiderte sie nichts, sondern zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche, um sich zu schnäuzen. Sie musste endlich mit dieser Heulerei aufhören. Die brachte Nick auch nicht zurück.
Josh ließ nicht locker. »Du bist seine Herrin. Er muss dir doch gehorchen? Oder hast du alle Wünsche verbraucht? Ist er deswegen fort? Ich kenne mich ja mit Dschinns nicht aus, aber …« Er redete und redete. Anscheinend wusste er nicht, wie er sie trösten sollte, und überspielte seine Unsicherheit mit zahlreichen Worten.
Julie hielt es nicht mehr aus, sie musste mit irgendjemandem über Nick sprechen, denn sie hatte das Gefühl, je mehr sie darüber redete, desto besser ging es ihr.
Außer wenigen knutschenden Paaren, die in Autos saßen, waren sie weitgehend ungestört auf dem Parkplatz. Josh war hier, er hörte ihr zu und schließlich wusste er, wer Nick wirklich war.
Daher flüsterte sie: »Er fehlt mir so sehr«, und lehnte sich gegen ihn.
Schweigend umarmte er sie und sie heulte sich so lange bei ihm aus, bis sie halbwegs aufgehört hatte zu zittern. »Ich ruiniere dein Hemd«, sagte sie schließlich.
»Das ist egal. Erzähl mir, was passiert ist.«
Sie erzählte ihm bloß das Nötigste. Ihre Entführung, Ginger und Lavender erwähnte sie nicht, nur dass Nick die Umwandlung in einen Menschen kaum überlebt hatte und niemand wusste, ob er jemals aufwachte.
Als sie geendet hatte, streichelte er über ihren Rücken. »Das tut mir leid. Wie lange wird er im Koma liegen?«
»Das weiß niemand. Vielleicht wacht er ja nie mehr auf.«
»Tate ist zäh. Und er liebt dich. Das wird schon wieder.«
Das waren jetzt nicht unbedingt die Worte, die sie hören wollte. Für Josh war das allerdings mehr, als er in ihrer Gegenwart bisher Schönes hervorgebracht hatte. Und sie fühlte sich ein klein bisschen besser.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«
»Gerne.« Sie war mit Martin hergekommen, der Nicks Auto während seiner Abwesenheit fuhr und sie auch jeden Morgen zur Schule abgeholt hatte. Julie konnte den Wagen nicht vor ihrem Haus stehen sehen. Es fiel ihr schon schwer genug, darin zu sitzen. Und Martin und Evan nutzten den Dodge ausreichend. Julies Eltern wussten, dass Nick ihr den Wagen geliehen hatte, da er ihn in New Nork nicht brauchte, und verstanden gleich dreimal nicht, warum er sich nie meldete.
Nachdem Julie den beiden Bescheid gesagt hatte, dass sie mit Josh heimfuhr, brachte er sie nach Hause. Während der Fahrt schwiegen sie und hörten Musik, bis er sein Cabrio vor ihrem Haus parkte.
»Danke fürs Zuhören und Heimfahren«, sagte sie und legte die Hand auf den Türgriff. »Kehrst du zurück auf die Party?«
»Ja, ich hoffe, noch einen netten Abend mit Holly verbringen zu können.«
»Seid ihr zusammen?« Das würde Julie wundern, denn die blasse, kleine Holly passte gar nicht in sein Beuteschema. Julie kannte das Mädchen aus dem Kunst-Kurs. Es war ein stiller Typ, gehörte eher zu den Streberinnen und war auch keine Cheerleaderin.
Er grinste vielsagend. »Noch nicht, doch was nicht ist, kann ja noch werden.«
War da eine Spur Verliebtheit in seinem Gesicht zu erkennen? Josh wurde tatsächlich rot, sofern das fahle Licht der Straßenlaterne ihr keinen Streich spielte. »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
»Sie hat mir in den letzten Wochen Englischnachhilfe gegeben, aber ich habe erst am Schluss bemerkt, was für ein tolles Mädchen sie ist.«
Hört, hört, der Sonnyboy wurde erwachsen. »Bleib anständig. Holly ist eine ganz Liebe und keine schnelle Nummer.«
Er kratzte sich am Kopf und senkte den Blick. »Die Zeiten sind vorbei.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Sie umarmten sich und Josh wünschte ihr viel Glück und alles Gute, bevor Julie ausstieg.
Beides konnte sie gebrauchen.
*
»Wie war’s?«, fragte Mom sofort, als sie das Haus betrat.
»Ganz nett.«
Und bitte lass mich in Ruhe.
Ihre Mutter versuchte einen Blick durch die geöffnete Tür auf das wegfahrende Auto zu erhaschen. »War das Josh, der dich heimgebracht hat?«
Typisch Mom, sie hatte bestimmt auf sie gewartet und aus dem Fenster gestarrt. »Ja«, erwiderte sie knapp.
»Seid ihr wieder zusammen?«
Bitte, hör doch auf zu fragen!
»Nein, und jetzt gute Nacht. Ich bin hundemüde.« Sie ging an ihrer Mutter vorbei die Treppen nach oben in ihr Zimmer und warf sich im Dunkeln aufs Bett.
Jede Nacht hoffte sie, ein leises Klopfen an ihrem Fenster zu hören oder dass das
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