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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Die Sirenen kamen näher, aber ich sah bisher noch kein Fahrzeug. Kelly starrte mich hinter dem Zaun 332
    stehend an und hüpfte aufgeregt auf und ab, während ihre Hände die Drahtmaschen umklammerten.
    »Nick … Nick … Bitte, ich will mit!«
    Ich sah nicht einmal hin, wo ich buddelte. Mein Blick blieb auf die Lücke zwischen den zwei Gebäuden
    gerichtet. Die von rechts heranrasenden blauen
    Blinkleuchten auf der Stadtautobahn erhellten den Nachthimmel.
    Kellys Wimmern verwandelte sich in ein Schluchzen.
    »Keine Angst, uns passiert nichts«, sagte ich
    beruhigend. »Bleib einfach, wo du bist. Sieh mich an!
    Sieh mich an!« Sie erwiderte meinen Blick. »Du bleibst dort drüben, okay?«
    Die Lichter und Sirenen erreichten jetzt die Ball Street.
    Ich raffte meine Dokumente zusammen und steckte sie ein.
    Als die Fahrzeuge hielten, erstarb das Sirenengeheul.
    Nur die blauen Blinkleuchten rotierten weiter und erhellten Kellys tränennasses Gesicht.
    Ich sah sie durch die Zaunmaschen hindurch an und flüsterte: »Kelly! Kelly!«
    Sie war vor Angst wie gelähmt.
    »Kelly, du mußt jetzt mitkommen. Hast du
    verstanden? Los, komm mit!«
    Ich setzte mich auf meiner Zaunseite in Bewegung. Sie jammerte nach ihrer Mommy. Ihre Stimme klang immer verzweifelter. »Du mußt mitkommen, Kelly, du mußt mitkommen«, forderte ich sie auf. »Los, halt dich ran!«
    Als ich das Tempo beschleunigte, rutschte sie aus und fiel in den Schlamm. Diesmal war ich nicht da, um sie 333
    aufzuheben. Sie lag schluchzend da. »Ich will heim. Ich will heim. Bitte bring mich heim.«
    Unterdessen waren drei Streifenwagen am Zielobjekt vorgefahren. Wir hatten noch keine zweihundert Meter zurückgelegt. Bald würden sie ihre Suchscheinwerfer einschalten und uns entdecken.
    »Steh auf, Kelly, steh auf!«
    Das Zielobjekt schien jetzt von einer Aura aus blauem und rotem Licht umgeben zu sein. Im Dunkel hinter dem Bürogebäude flammten erste Taschenlampen auf.
    Wir hasteten bis zur Durchfahrt weiter. Die Nacht war voller Sirenen.
    Ich kletterte wieder über den Zaun. Meine Tasche
    verfehlte Kelly nur knapp, als ich sie fallen ließ. Ich ergriff ihre rechte Hand mit meiner linken und zog sie mit mir.
    Ich mußte einen Wagen finden, der an einer dunklen Stelle geparkt und alt genug war, um keine Alarmanlage zu haben.
    Wir verließen die Durchfahrt, gingen nach links und folgten einer langen Reihe geparkter Autos. Ich fand einen Chevy aus den frühen Neunzigern, stellte meine Tasche ab und wies Kelly an: »Setz dich daneben.«
    Ich wühlte in der Reisetasche, bis ich den Satz
    Dietriche für Autoknacker gefunden hatte. Keine zwei Minuten später war die Fahrertür offen. Ich schloß die Zündung kurz und ließ so den Motor an. Auf der
    Digitaluhr war es 3 Uhr 33.
    Ich ließ den Motor laufen und Heizung und
    Scheibenwischer auf höchster Stufe eingeschaltet, damit 334
    die Scheiben schnell klar wurden. Dann holte ich Kelly und meine Reisetasche und verstaute beide auf dem Rücksitz. »Du bleibst liegen, Kelly, und versuchst zu schlafen.« Das mit dem Hinlegen war ihr nur recht. Aber sie würde wahrscheinlich nicht gut schlafen können.
    Vielleicht ihr Leben lang nicht mehr.
    Ich rangierte den Chevy aus der Parklücke und fuhr in gemäßigtem Tempo davon. Schon nach einer
    Viertelmeile sah ich Blinkleuchten, die mir
    entgegenkamen. Ich zog meine Pistole aus dem
    Hosenbund und schob sie unter meinen rechten
    Oberschenkel. Ich würde auf keinen Fall zulassen, daß die Scheißkerle uns verhafteten.
    »Du bleibst unten, verstanden?« rief ich nach hinten.
    »Laß dich ja nicht blicken!«
    Sie gab keine Antwort.
    »Kelly?«
    »Ja«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    Mußte ich die Polizeibeamten erschießen, war das
    Pech für sie, aber letztlich wurden sie dafür bezahlt, daß sie solche Risiken eingingen. Mein Plan stand bereits fest. Hielten sie mich an, würde ich warten, bis einer oder beide in Schußweite waren. Die Pistole steckte dort, wo meine Hand sie blitzschnell ziehen konnte, und ich würde als erster schießen.
    Die rot-blauen Blinkleuchten kamen rasch näher. Ich hielt unbeirrt weiter auf sie zu. Schließlich war ich ein Schichtarbeiter, der unterwegs war, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Lichter des
    Streifenwagens waren jetzt so hell, daß ich meine Augen 335
    zusammenkneifen mußte, um die Fahrbahn dahinter
    erkennen zu können.
    Ich blieb ganz ruhig und gelassen. Wie sich die Sache entwickelte, hing nicht von mir ab. Der

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