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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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lebendig.
    »Warum habt ihr die Familie ermordet?« fragte ich und zog ihm die Pistole aus dem Mund, damit er reden konnte. »Sag’s mir, dann laß ich dich leben.«
    Er starrte mich an, als wolle er etwas sagen, wisse aber nicht recht, was.
    »Los, red schon! Ich muß es wissen.«
    »Scheiße, ich weiß nicht mal, wovon du redest.«
    Ich sah ihm in die Augen und erkannte, daß er die Wahrheit sagte.
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    »Was ist in dem Computer nebenan?«
    Diesmal reagierte er sofort. Er grinste mit
    geschwollenen Lippen und sagte: »Fuck you!«
    Ich rammte ihm die Pistole wieder in den Mund und forderte ihn ruhig, nachdrücklich, fast väterlich auf:
    »Sieh mich an! Sieh mich an!«
    McGear erwiderte meinen Blick. Es war zwecklos,
    diese Befragung fortzusetzen. Er würde nichts sagen.
    Dafür war er zu gut.
    Scheiße. Ich drückte ab.

26
    Ich holte tief Luft und wischte mir das Blut ab, das mir von der Stirn in die Augen lief. Ich bemühte mich, irgendwie zur Ruhe zu kommen. Einige Sekunden Pause machen, mehrmals tief durchatmen und dabei überlegen, was, zum Teufel, ich als nächstes tun sollte.
    Die Schüsse waren gehört und gemeldet worden –
    jedenfalls mußte mein Plan auf dieser Annahme basieren.
    Irgendwo im Gebäude hörte ich Kelly noch immer
    kreischen.
    Als erstes mußte ich mein Zeug zusammenpacken und mitnehmen. Ich stand auf und torkelte ins kleinere Büro hinüber. Dort riß ich die Kabel aus dem PC, nahm die CD-ROM mit dem Schnüfflerprogramm aus dem
    Laufwerk und steckte sie ein. Dann warf ich alles andere achtlos in meine Reisetasche und ging ins große Büro zurück.
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    Dort blieb ich eine Sekunde neben McGear stehen. Er erinnerte mich an Kelly, wenn sie schlief – aber dieser Seestern hatte ein Gesicht wie eine Pizza und am
    Hinterkopf eine große Austrittswunde, aus der eine graue Masse auf den Teppichboden quoll.
    Ich griff nach der Tasche, hängte sie mir über meine linke Schulter und trat in den Korridor hinaus, um meine Pistole aufzuheben. Als nächstes mußte ich Kelly finden.
    Einfach: Ich brauchte nur dem Kreischen zu folgen.
    Sie kämpfte mit der Brandschutztür, die sich nicht öffnen lassen wollte. Das Blut auf dem Rücken ihres Mantels stammte vermutlich von mir; sie konnte gegen mich gefallen sein, als McGear mich niedergeschlagen hatte. Kelly bemühte sich verzweifelt, die Brandschutztür zu öffnen, aber in ihrem jetzigen Zustand gehorchten ihr ihre Finger nicht. Sie hüpfte von einem Bein aufs andere und hämmerte, vor Entsetzen laut kreischend, mit beiden Fäusten gegen die Tür. Ich trat von hinten auf sie zu, packte sie am Arm und schüttelte sie kräftig.
    »Hör auf! Hör auf!«
    Das war nicht die richtige Methode. Sie war völlig hysterisch.
    Ich legte meine Hand unter ihr Kinn, hob ihren Kopf hoch, blickte in ihre verweinten Augen und sagte: »Hör zu, es gibt Leute, die dich umbringen wollen. Hast du verstanden? Willst du sterben?«
    Kelly versuchte sich loszureißen. Ich bedeckte ihren Mund mit der Hand und hörte sie aufgeregt schniefend durch die Nase atmen. Ich brachte mein Gesicht sehr dicht an ihres heran. »Diese Leute wollen dich
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    umbringen. Schluß jetzt mit der Heulerei, verstanden?
    Hör auf zu weinen.«
    Sie verstummte, und ihr Körper wurde schlaff. Ich ließ sie los. »Gib mir deine Hand, Kelly.«
    Ihre Hand lag wie leblos in meiner. »Sei jetzt ganz leise und tu, was ich dir sage«, forderte ich sie auf. »Du mußt auf mich hören, okay?« Während ich das sagte, nickte ich ihr beruhigend zu.
    Sie starrte mich nur an. Tränen liefen ihr übers
    Gesicht, aber ich merkte, daß Kelly sie zurückzuhalten versuchte.
    Ich stieß die Brandschutztür auf. Kalte, feuchte
    Nachtluft schlug mir entgegen. Ich sah fast nichts, als habe der Schlag mit dem Feuerlöscher mich
    vorübergehend nachtblind gemacht. Mit Kelly an der Hand polterte ich die Eisentreppe hinunter. Der Lärm war mir egal; wir hatten schon genug Krach gemacht.
    Während wir zum Zaun rannten, rutschte ich im
    Schlamm aus. Sowie Kelly mich zu Boden gehen sah, schrie sie auf und brach erneut in Tränen aus. Ich schüttelte sie und befahl ihr, die Klappe zu halten.
    Als wir den Zaun erreichten, heulten auf der
    Stadtautobahn bereits Sirenen. Ich mußte annehmen, das Sirenengeheul gelte uns. Sekunden später hörte ich eine weitere Sirene aus Richtung Parkplatz.
    »Du wartest hier!«
    Ich kletterte mit meiner Tasche den Maschendrahtzaun hoch, warf sie auf der anderen Seite hinüber und sprang hinterher.

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