Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
zurückgezogen. Die Waffe war eine
9-mm-Pistole. Aber der Sicherungsknopf? Die Pistole war entsichert.
In dieser Lage war ich hilflos. McGear hatte seinen Zeigefinger am Abzug; sobald ich mich wehrte, war ich absichtlich oder unabsichtlich tot.
»Du hältst dich für ’nen verdammt harten Kerl?«
fragte er schreiend. »Für ’nen ganz harten Kerl, was?
Aber wir werden ja sehen, wer hier der harte Mann ist.«
Um die Verwirrung noch zu vergrößern, kreischte
Kelly vor Angst und Schmerzen weiter mit voller
Lautstärke. Ich hatte keine Ahnung, was von mir erwartet wurde; ich wußte nur, daß ich einen Pistolenlauf
zwischen den Zähnen hatte und diesem Kerl hilflos 323
ausgeliefert war.
Allmählich gewann McGear seine Fassung wieder. Die Pistole blieb in meinen Mund gerammt, aber er begann jetzt aufzustehen. Dabei stützte er sich schwer auf die rechte Hand mit der Pistole, deren Korn sich mir
schmerzhaft in Zahnfleisch, Gaumen und Zunge bohrte.
Und während er aufstand, riß er Kelly noch brutaler an den Haaren, so daß sie vor Schmerz gellend aufschrie.
McGear trat von mir zurück, ließ aber die Pistole auf meine Brust gerichtet.
»Los, wieder auf die Knie!«
»Schon gut, Kumpel, okay. Ich mach ja alles …«
Als ich mich aufsetzte, sah ich den Feuerlöscher, mit dem er mich niedergeschlagen hatte. Am Hinterkopf hatte ich eine große Platzwunde, aus der Blut in mein Haar sickerte und mir ins Genick lief. Aber dagegen konnte ich jetzt nichts machen; solche Blutungen sind nicht leicht zu stoppen.
Dann kniete ich wieder, achtete diesmal sorgfältig darauf, daß mein Hintern hoch über meinen Hacken
blieb, und starrte McGear an, während ich versuchte, zur Besinnung zu kommen. Er bewegte sich rückwärts in Richtung Großraumbüro und bedrohte mich dabei weiter mit seiner Pistole.
»Los, mitkommen, harter Mann, auf den Knien!«
Ich begriff, daß ich ihm folgen sollte.
Inzwischen befand sich Kelly in einem schrecklichen Zustand. Auf dem Boden zeichnete sich eine von mir stammende dünne Blutspur ab. Kelly mußte in einer Blutlache gekniet haben, bevor sie weggeschleppt wurde.
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Um wenigstens etwas Halt zu finden, umklammerte sie sein Handgelenk mit beiden Händen. Trotzdem kippte sie auf beiden Knien rutschend immer wieder seitlich weg, wurde erneut weitergerissen und konnte sowenig auf die Beine kommen, als würde sie hinter einem Pferd
hergeschleppt. Ihn interessierte nur, daß er mich rückwärtsgehend mit seiner Waffe bedrohen konnte.
»Bleib, wo du bist!« befahl er mir und schlurfte
rückwärts an der offenen Tür des größeren Büros vorbei, aus dem ich zuvor gestürmt war.
Ich bemühte mich, meine Kräfte zu sammeln, denn ich wußte, daß ich nicht mehr lange zu leben hatte, wenn ich nicht bald etwas unternahm.
»Dort rein!«
Ich rutschte auf den Knien weiter.
»Gehen! Mit dem Rücken zu mir.«
Ich stand auf, betrat den Raum und kehrte McGear
dabei wie angewiesen den Rücken zu. Als ich seitlich um den Couchtisch herumgehen wollte, befahl er mir: »Halt!
Umdrehen!«
Ich gehorchte. Dieser Befehl war ungewöhnlich, denn normalerweise will man, daß ein Mann, den man mit der Waffe bedroht, einem den Rücken zukehrt, damit er nicht weiß, was hinter ihm vorgeht. Auf Dinge, die man nicht sieht, kann man schlecht reagieren.
Als ich mich langsam umdrehte, sah ich Kelly in dem Ledersessel sitzen, den McGear herausgezogen und links neben den Schreibtisch gerückt hatte. Er stand hinter ihr, hielt sie mit der linken Hand weiter an den Haaren fest, zog sie daran zurück und bedrohte mich gleichzeitig mit 325
seiner Waffe.
Das bewegliche Oberteil einer Pistole, auf dem die Kimme montiert ist, wird als Schlitten bezeichnet. Er gleitet nach jedem Schuß zurück, um die leere
Patronenhülse auszuwerfen, und nimmt dann die nächste Patrone mit. Wird er auch nur um wenige Millimeter nach unten gedrückt, läßt die Waffe sich nicht mehr abfeuern, was bedeutet, daß man eine Pistole auf diese Weise blockieren kann – solange man es schafft, ihren Schlitten mit der Hand zu umklammern und
zurückgedrückt festzuhalten. Das erfordert wirklich schnelles, wirklich aggressives Zupacken, aber ich hatte nichts zu verlieren.
Im Augenblick schien nichts zu passieren; wir
schienen eine Art Pattsituation erreicht zu haben.
Versuchte er, zu einem Entschluß zu gelangen, was er mit uns beiden tun sollte? Diese Pause dauerte keine zwanzig Sekunden, aber mir kam sie endlos lang vor.
Kelly wimmerte
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