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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Streifenwagen raste mit über sechzig Meilen an uns vorbei.
    Ich sah in den Rückspiegel. Als ihre Bremslichter aufleuchteten, geriet ich leicht in Panik. Ich beobachtete sie, während ich zügig weiterfuhr, um meinen Vorsprung auszubauen. Die Bremslichter erloschen. Der Fahrer hatte anscheinend nur sein Tempo verringern wollen – oder sie hatten sich die Sache anders überlegt.
    Ich mußte dieses Auto vor Tagesanbruch irgendwo
    abstellen, denn früher würde sein Besitzer den Diebstahl wahrscheinlich nicht bemerken. Außerdem mußte ich Kelly und mich vollständig neu einkleiden und uns ein anderes Hotelzimmer besorgen.
    Plötzlich meldete Kelly sich wieder. »Nick, ich will heim! Ich will heim! Ich will zu meiner …«
    »Kelly, wir fahren heim! Nur nicht jetzt gleich!« Ich mußte schreien, um mich gegen sie durchzusetzen.
    Damit ich sie beobachten konnte, verstellte ich den Rückspiegel. Sie lag zusammengerollt auf der Sitzbank und hatte einen Daumen im Mund. Ich dachte an die beiden anderen Male, als ich sie so aufgefunden hatte, und fügte beruhigend hinzu: »Keine Angst, es dauert nicht mehr lange.«
    Wir befanden uns auf einer Straße, die parallel zum Westufer des Potomac River zu verlaufen schien. Nach etwa einer halben Stunde fand ich einen Tag und Nacht geöffneten Supermarkt und parkte davor. Auf dem
    336
    großen Parkplatz standen nur zwanzig oder dreißig Autos; frühmorgens um diese Zeit gehörten die meisten vermutlich den Angestellten.
    Kelly fragte nicht, warum ich hielt. Ich drehte mich nach ihr um. »Hör zu, ich muß uns neue Sachen zum Anziehen kaufen. Willst du irgendwas Bestimmtes? Soll ich uns Coladosen und ein paar Sandwiches mitbringen?«
    »Nein, geh nicht, laß mich nicht allein«, wimmerte Kelly. Sie sah aus, als sei sie heftig geohrfeigt worden.
    Ihr aufgedunsenes Gesicht war gerötet; außerdem hatte sie geschwollene Augen und tränenfeuchtes Haar, das an ihren Wangen klebte. Mit einer übel zugerichteten Siebenjährigen, die Blut an ihrer Kleidung hat, kann man unmöglich um kurz nach vier Uhr morgens in einem
    Supermarkt aufkreuzen.
    Ich beugte mich über die Sitzlehne, zog den
    Reißverschluß meiner Tasche auf und nahm den Overall heraus. »Ich muß dich hierlassen«, erklärte ich ihr. »Ich brauche jemanden, der auf alles aufpaßt.« Ich zeigte auf die Reisetasche. »Paßt du gut darauf auf? Du bist jetzt ein großes Mädchen, eine großartige Spionin.«
    Sie nickte widerstrebend.
    Ich fing an, mich am Lenkrad sitzend in meinen
    Overall zu schlängeln.
    »Nick?«
    »Was?« Ich kämpfte gerade mit dem zweiten Bein.
    »Ich habe Schüsse gehört. Ist der Mann tot?«
    »Welchen Mann meinst du?« Ich wollte mich nicht
    umdrehen und ihr ins Gesicht sehen. »Nein, er ist nicht tot. Ich denke, daß er sich geirrt und uns mit jemandem 337
    verwechselt hat. Er kommt bestimmt bald wieder auf die Beine.«
    Ich machte ein Hohlkreuz, um in die obere Hälfte
    schlüpfen zu können. »Die Polizei bringt ihn ins
    Krankenhaus.«
    Das war genug gelogen. Ich schlug die Kapuze meines Overalls hoch, stieg rasch aus und steckte den Kopf noch einmal in den Wagen. Aber bevor ich meinen
    Standardspruch loswerden konnte, sagte sie rasch: »Du kommst bald wieder, nicht wahr? Ich will heim zu meiner Mommy.«
    »Klar, ich komme wieder, kein Problem, und dann
    fahren wir bald zu Mommy.«
    Ich schaltete die Innenbeleuchtung ein und verstellte den Innenspiegel, damit ich mein Gesicht begutachten konnte. Die Bißwunden von McGears Zähnen auf meiner Stirn und dicht unter dem rechten Augen waren noch feucht, aber das Blutplasma war schon dabei, sie
    verschorfen zu lassen. Ich spuckte auf ein
    Papiertaschentuch aus dem Handschuhfach und rieb das angetrocknete Blut ab, aber mein Gesicht sah danach nicht viel besser aus. Arbeitsunfall.
    Ich bedeutete Kelly, die Tür zu verriegeln und sich hinzulegen. Sie gehorchte wortlos.
    Ich holte mir einen Einkaufswagen und schob ihn
    durch die Automatiktür. Nach einem Besuch am
    Geldautomaten kaufte ich für Kelly und mich neue
    Kleidung in zweifacher Ausfertigung, aber auch Wasch-und Rasierzeug, eine Box Kosmetiktücher und
    Schmerztabletten für mein Genick. Es tat jetzt wirklich 338
    verdammt weh. Ich konnte nur nach rechts oder links sehen, wenn ich den ganzen Körper bewegte, was
    roboterhaft wirken mußte. Ich warf noch ein paar
    Coladosen, Kräcker, Kekse und Schokoriegel in den Einkaufswagen.
    Um diese Zeit waren nur wenige Kunden da. Meine
    Gesichtsverletzungen

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