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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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daran, das Haartönungsmittel mit
    einem Kamm zu verteilen.
    »Oh, was für ein Lärm ist das gewesen?«
    Sie sah mich im Spiegel an. »Ich bin in der Küche 147
    gewesen, aber ich habe im Wohnzimmer furchtbaren
    Lärm gehört. Ich habe mich hingeschlichen und
    nachgesehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Daddy hat die Männer angebrüllt, und sie haben ihn geschlagen.«
    »Haben sie dich gesehen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin nicht reingegangen. Ich wollte Mommy rufen, damit sie kommt und Daddy hilft.«
    »Und was hast du getan?«
    Sie senkte den Blick. »Ich konnte ihm nicht helfen, ich bin zu klein.« Als sie nun wieder aufsah, brannte ihr Gesicht vor Scham. Ihre Unterlippe begann zu zittern.
    »Ich bin in unser Versteck gelaufen. Ich wollte zu Mommy, aber sie ist mit Aida oben gewesen, und Daddy hat die Männer angebrüllt.«
    »Du bist zum Versteck gelaufen?«
    »Ja.«
    »Und du bist dortgeblieben?«
    »Ja.«
    »Ist Mommy gekommen und hat dich gerufen?«
    »Nein. Du hast mich gerufen.«
    »Du hast Mommy und Aida also nicht gesehen?«
    »Nein.«
    Vor meinem inneren Auge stand das Bild der beiden Leichen im ersten Stock.
    Ich schloß sie in die Arme, als sie zu schluchzen begann. »Kelly, du hättest Daddy nicht helfen können.
    Die Männer sind zu groß und stark gewesen.
    Wahrscheinlich hätte nicht mal ich ihm helfen können, 148
    obwohl ich ein Erwachsener bin. Du kannst nichts dafür, daß sie Daddy weh getan haben. Aber es geht ihm schon wieder besser, und ich soll mich um dich kümmern, bis er sich wieder ganz erholt hat. Mommy und Aida haben ihn begleiten müssen. Sie haben einfach keine Zeit gehabt, dich zu holen.«
    Ich ließ sie ein bißchen weinen, dann fragte ich: »Hast du einen der Männer gesehen, die uns heute verfolgt haben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Haben die Männer, die bei Daddy gewesen sind,
    Anzüge angehabt?«
    »Ich glaube schon, aber sie haben darüber so
    Maldinger getragen.«
    Ich erriet, was sie meinte. »Etwas, das Daddy tragen würde, wenn er dein Zimmer streicht?«
    Sie nickte.
    »Sie haben also Anzüge getragen, aber diese
    Maldinger darüber angehabt?«
    Sie nickte erneut.
    Ich hatte es geahnt; diese Jungs waren gut, sie waren Profis. Sie hatten keine häßlichen roten Flecken auf ihre schönen Anzüge bekommen wollen.
    Ich fragte sie, wie viele Männer im Wohnzimmer
    gewesen waren und wie sie ausgesehen hatten. Kelly reagierte verwirrt und ängstlich. Ihre Lippe begann wieder zu zittern. »Darf ich bald wieder heim?« Sie kämpfte gegen Tränen an.
    »Ja, sehr bald, sehr bald. Wenn Daddy sich erholt hat.
    Bis dahin kümmere ich mich um dich. Also los, Kelly, 149
    wir probieren aus, wie du als großes Mädchen aussiehst.«
    Nachdem das Tönungsmittel seine Wirkung getan
    hatte und herausgewaschen war, ließ ich Kelly ihre neuen Sachen anziehen. Falls wir flüchten mußten, mußte sie angezogen sein, deshalb sagte ich ihr, sie dürfe außer Hut, Mantel und Schuhen nichts ausziehen.
    Sie inspizierte ihr Spiegelbild. Die neuen Klamotten waren viel zu groß, und ihre Frisur war … nun, Kelly betrachtete sie jedenfalls zweifelnd.
    Wir sahen uns gemeinsam Nickelodeon an, bis sie
    nach einiger Zeit einschlief. Ich lag neben ihr, starrte die Zimmerdecke an und überlegte, welche Möglichkeiten mir noch offenstanden – oder versuchte mir einzureden, es gäbe welche.
    Was war mit Slack Pat? Er würde mir bestimmt helfen, falls er konnte, wenn er sich nicht in einen
    drogenabhängigen New-Age-Hippie verwandelt hatte.
    Aber die einzige Möglichkeit, mit ihm Verbindung
    aufzunehmen, war das Restaurant, von dem er immer geschwärmt hatte. Seiner Schilderung nach hatte er praktisch darin gelebt. Das Problem war jedoch, daß mir der Name dieses Restaurants im Moment nicht einfiel; ich wußte nur noch, daß es auf einem Hügel am Rande von Georgetown stand.
    Was war mit Euan? Auf ihn durfte ich nicht hoffen, denn er war noch in Ulster im Einsatz, und ich konnte ihn erst wieder erreichen, wenn er zurück in England war.
    Ich sah zu Kelly hinüber. So würde sie in nächster Zukunft ständig leben müssen: immer angezogen, jeden Augenblick zur Flucht bereit. Ich legte die Steppdecke 150
    über sie.
    Nachdem ich unsere Abfälle in den Papierkorb
    geworfen hatte, überzeugte ich mich davon, daß das Schild noch außen an der Tür hing und Kellys Schuhe in ihren Manteltaschen steckten. Danach überprüfte ich meine beiden Waffen – die 9-mm-Pistole in Kevs Jacke und die Sig in meinem

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