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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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    Orangensaft.
    Die blonde Frau von der Rezeption, deren
    Nachtschicht gerade zu Ende gegangen war, kam zu mir herüber. »Hoffentlich klappt alles mit Ihren Pässen und so«, sagte sie lächelnd.
    »Oh, das glaube ich bestimmt. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, einen schönen Urlaub zu haben.«
    »Falls Sie Hilfe brauchen, stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    »Danke.« Ich ging zur Theke hinüber und nahm ein
    Exemplar der dort kostenlos ausliegenden Zeitung USA Today mit. Außerdem steckte ich ein Zündholzbriefchen mit dem Werbeaufdruck Roadies Inn aus einer Glasschale ein, nahm eine Büroklammer aus einem
    Aschenbecher mit Gummibändern und Büroklammern
    und ging in unser Zimmer zurück.
    Wenige Minuten später kaute Kelly ihre Cornflakes und verfolgte dabei begeistert Nickelodeon.
    »Paß auf, ich muß für ungefähr eine Stunde weg«,
    erklärte ich ihr. »Ich habe ein paar Dinge zu erledigen.
    Ich möchte, daß du gewaschen und angezogen bist und dir die Haare gebürstet hast, wenn ich zurückkomme.
    Glaubst du, daß du hier allein zurechtkommst, nachdem du jetzt eine Frisur wie ein großes Mädchen hast?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Klar doch.«
    »Was sind deine Lieblingsfarben?«
    »Meine Lieblingsfarben sind Rosa und Blau.«
    »Okay, Rosa hast du schon.« Ich deutete auf den
    aufgehängten Mantel, in dessen Taschen Kellys Schuhe steckten. Das war ein glücklicher Zufall gewesen. »Jetzt 155
    muß ich dir noch was Blaues kaufen.«
    Ich putzte meine Brille rasch mit Toilettenpapier, steckte sie im Etui in Kevs Jacke, zog meinen schwarzen Nylonmantel darüber und vergewisserte mich, daß ich den Zylinder aus dem Feuerlöscher eingesteckt hatte. Das Kleingeld aus meinen Taschen ließ ich auf dem
    Nachttisch zurück; ich wollte mich so lautlos wie möglich bewegen können und konnte Ballast in den
    Taschen ohnehin nicht leiden.
    Ich hielt meine Baseballmütze in der Hand und war abmarschbereit.
    »Ich bleibe nicht lange. Denk daran, daß du niemanden reinlassen darfst. Ich bin wieder da, ehe du dich’s versiehst.«

    Es regnete nicht mehr, aber der Himmel war noch immer bleigrau und das Erdreich naß. Auf der Straße kroch eine endlose Autoschlange in Richtung Washington, D.C. Um diese Tageszeit waren sogar auf den Gehsteigen viele Menschen unterwegs.
    Ich ging rasch, um mit den Büroangestellten – alle mit ihrem tatkräftigsten Morgengesicht – Schritt zu halten, und sah mich dabei nach einer Gelegenheit um, schnell zu Geld zu kommen und wieder im Motel zu sein, bevor Kelly wegen meiner Abwesenheit in Panik geriet.
    Für eine Einkaufspassage war es zu früh, weil die Läden alle erst gegen zehn Uhr aufmachten, und hier gab es praktisch keine Hotels – die kamen erst in Richtung Stadtmitte. Ich ging an einigen Schnellrestaurants vorbei, die aber normalerweise nur einen einzigen Ein- und 156
    Ausgang und zuviel Publikumsverkehr auf den Toiletten hatten, was sie für meinen Zweck ungeeignet erscheinen ließ. Eine Tankstelle wäre ideal gewesen, falls sie eine Außentoilette hatte, deren Schlüssel man sich an der Kasse holen mußte.
    Ich war seit etwa zwanzig Minuten unterwegs. Dabei war ich an einigen Tankstellen vorbeigekommen, in denen reger Betrieb herrschte, aber sie waren alle so modern, daß sie Innentoiletten hatten.
    Schließlich fand ich die richtige Tankstelle mit einer Außentoilette, an deren Tür ein Schild Schlüssel an der Kasse hing.
    Jetzt brauchte ich nur noch zweierlei: eine Stelle, von der aus ich die Toilettentür beobachten konnte, ohne Verdacht zu erregen, und eine gute Fluchtroute. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite sah ich mehrere Anwaltskanzleien, Kreditvermittlungen und
    Versicherungsbüros in alleinstehenden Klinkerhäusern aus den dreißiger Jahren, zwischen denen Fußwege die Verbindung zur nächsten Parallelstraße herstellten. Ich überquerte die Straße, folgte einem dieser Fußwege, erreichte die nächste Straße, bog zweimal links ab und kam auf die Straße gegenüber der Tankstelle zurück. Das ganze Gebiet auf dieser Straßenseite bildete ein
    Labyrinth aus Verbindungswegen, die für meinen Zweck ideal geeignet waren.
    Etwa fünfzig Meter entfernt sah ich das
    Wartehäuschen einer Bushaltestelle, in dem schon zwei oder drei Passagiere standen. Ich schlenderte dorthin. Die Zahl der Wartenden vermehrte sich langsam; dann kam 157
    ein Bus, und wir waren wieder nur zu dritt. Ich las den Richtungsanzeiger jedes ankommenden Busses,

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