Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
weiter angestrengt nach vorn. »Was?«
»Micky D’s.«
»Micky D’s?«
»McDonald’s! Das weiß doch jeder!«
»Ah. Okay, da gehen wir hin.«
Ich hing wieder meinen Gedanken nach. Ab sofort
konnte ich nur noch mit Bargeld bezahlen; ich mußte den schlimmsten Fall annehmen – daß wir durch meine
Kreditkarte aufgespürt worden waren. Trotzdem würde ich London noch einmal anrufen. Tief in meinem
Innersten vermutete ich, daß die Firma meine
Personalakten inzwischen in den Reißwolf gesteckt hatte, aber was hatte ich schließlich zu verlieren?
Wir fuhren an einem Motel vorbei, das Roadies Inn hieß. Es schien für uns geeignet zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, aber das spielte keine Rolle. Das konnte ich auch später noch herausfinden. Ich zeigte dem Fahrer an, daß wir an der nächsten Haltestelle aussteigen wollten.
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Als das Roadies Inn in den sechziger Jahren erbaut worden war, hatte es bestimmt luxuriös ausgesehen. Jetzt wirkte sogar der Rasen vor dem Gebäude ausgebleicht, und in der roten Leuchtschrift ZIMMER FREI flackerten die Buchstaben Z und R. Genau richtig für uns.
Ich warf einen Blick durch die Fliegengittertür des Haupteingangs. Eine junge Frau Mitte Zwanzig saß
rauchend an der Rezeption und hatte den Fernseher an der gegenüberliegenden Wand eingeschaltet. Ich konnte nur hoffen, daß wir nicht die Stars der Abendnachrichten gewesen waren. Im Büro hinter der Rezeption sah ich einen kahlköpfigen, übergewichtigen Mann, den ich auf Ende Fünfzig schätzte, an einem Schreibtisch sitzen und arbeiten.
»Ich möchte, daß du hier wartest, Kelly.« Ich deutete auf die Außenwand des Motels, wo im ersten Stock quer über die Gebäudefront ein Balkon verlief.
Das gefiel ihr nicht.
»Ich brauche nicht lange«, sagte ich und näherte mich rückwärtsgehend dem Eingang. »Bleib einfach hier, ich bin gleich wieder da.« Jetzt hatte ich den Eingang erreicht. Ich zeigte auf sie, als sei sie ein junger Hund, den ich erziehen wollte. »Du bleibst hier, okay?«
Die junge Frau an der Rezeption trug Jeans und ein TShirt. Sie hatte die blondesten Haare, die ich je gesehen hatte – bis auf die Wurzeln. Sie sah vom Fernseher weg zu mir herüber und fragte automatisch: »Hallo, was kann ich für Sie tun?«
»Ich bräuchte ein Zimmer für drei oder vier Nächte.«
»Klar, für wie viele?«
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»Zwei Erwachsene und ein Kind.«
»Klar, Augenblick.« Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger das Zimmerverzeichnis entlang.
Im Fernsehen liefen Nachrichten. Ich drehte mich um und sah sie mir an, aber der Mordfall Brown wurde mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht besaß er schon keinen Nachrichtenwert mehr. Ich hoffte es jedenfalls.
»Kann ich einen Abdruck von Ihrer Karte machen?«
Ich verzog das Gesicht. »Ah, da gibt’s ein kleines Problem. Wir machen hier Urlaub, wissen Sie, und man hat uns aus unserem Mietwagen die Koffer gestohlen.
Wir sind schon bei der Polizei gewesen, und ich warte auf die Ersatzkarten, aber im Augenblick kann ich nur bar bezahlen. Ich weiß, daß Sie einen Abdruck von meiner Kreditkarte machen müßten, aber vielleicht könnte ich im voraus zahlen, und Sie stellen das Telefon in unserem Zimmer vorläufig ab?«
Die Blondine begann zu nicken, aber aus ihrem
Gesichtsausdruck sprach noch immer nicht das richtige Mitgefühl.
»Wir sitzen wirklich in der Klemme.« Ich spielte den deprimierten ausländischen Touristen. »Wir müssen morgen zum britischen Konsulat fahren und die Sache mit unseren Reisepässen regeln.« Ich zog ein Bündel Dollarscheine aus der Tasche.
Es schien einige Zeit zu dauern, bis sie das alles begriff. »Tut mir echt leid, das zu hören.« Sie machte eine Pause, als warte sie darauf, daß in ihrem Gehirn weitere Chemikalien reagierten. »Augenblick, ich hole den Manager.«
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Sie ging nach hinten ins Büro, und ich beobachtete, wie sie mit dem Glatzkopf am Schreibtisch sprach. Aus der Körpersprache der beiden schloß ich, daß er ihr Vater war. Ich fühlte, wie mir ein Schweißtropfen das Rückgrat entlang hinunterlief. Falls sie uns ein Zimmer
verweigerten, waren wir vielleicht meilenweit vom nächsten Motel entfernt gestrandet und mußten uns ein Taxi bestellen, was bedeutete, daß wir leichter
aufzuspüren waren.
Beeilt euch! Ich drehte mich um und warf einen Blick nach draußen, ohne Kelly jedoch sehen zu können.
Scheiße, hoffentlich kam im nächsten Augenblick nicht Mr. Honest Citizen hereingestürmt und verlangte zu wissen, wer
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