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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Nach jahrelangen ergebnislosen Geheimgesprächen schien die Zeit für ernsthafte Verhandlungen reif zu sein. Clinton und die britische Regierung würden als Friedensstifter dastehen, und die PIRA würde Einfluß auf die zu treffenden Vereinbarungen nehmen können.
    Am 12. Februar 1996 detonierte am Londoner Canary Wharf jedoch ein riesiger Sprengsatz, der zwei Todesopfer forderte und Hunderte von Millionen Pfund Sachschaden anrichtete. Damit war der Waffenstillstand gebrochen. Der Konflikt in Nordirland flammte wieder auf.
    Aber das war noch längst nicht alles. Kev hatte auch entdeckt, daß die PIRA mit einigem Erfolg versucht hatte, bestimmte Beamte in Gibraltar zu erpressen. Offenbar war Gibraltar noch immer der Schlüssel zu Europa. Spanien war für Drogenschmuggler viel zu gefährlich. Gleichzeitig hatte die PIRA einige wichtige Persönlichkeiten in den USA erpreßt, um ihre Drogengeschäfte unbehindert fortführen zu können. Eines ihrer Opfer stand in der DEA-Hierarchie ganz weit oben, aber Kev hatte nie herausbekommen, wer dieser Mann war.
    Ich wußte es; ich hatte ein Photo von seinem Boß.
    Und jetzt wußte ich auch, weshalb McGear, Fernahan und Macauley in Gibraltar gewesen waren. Sie hatten den Auftrag gehabt, einem hohen Beamten eine letzte Warnung zu überbringen und zu versuchen, durch Erpressung zu erreichen, daß die Gibraltar-Route wieder geöffnet wurde. Möglicherweise hatte die ETA eine zu hohe Beteiligung an den in Spanien erzielten Gewinnen gefordert.
    Ich klappte den Laptop zu. Ich mußte nach England zurück. Ich mußte mit Simmonds reden.
    Kelly hatte mich beobachtet. »Gut«, sagte sie. »Können wir jetzt frühstücken?«
    Ich ging mit ihr zu Dunkin’ Donuts. Sie bekam einen Pappbecher Milch, ich trank zwei Tassen Kaffee, und wir schlugen uns beide mit Donuts voll. Ich aß sechs.
    Um zehn Uhr standen wir wieder auf der Rolltreppe, die uns zum Ankunftsbereich hinunterbrachte. Wir brauchten Reisepässe - britische oder amerikanische, das war mir egal. Auf dem Monitor verfolgte ich die internationalen Ankünfte. Vermutlich würden es keine britischen, sondern amerikanische Pässe werden, weil so viele Familien aus den Osterferien nach Washington zurückkamen.
    Wie neulich drängten sich auf beiden Seiten der Sperrgitter massenhaft Abholer mit Blumen und Kameras. Kelly und ich hockten auf PVC-Sitzen in der Nähe der Gepäckbänder für Ankünfte aus dem Ausland. Ich hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt und schien mit meiner Tochter zu schwatzen. Tatsächlich versuchte ich, sie in einem Schnellkurs zur Handtaschendiebin auszubilden.
    »Glaubst du, daß du’s schaffst?«
    »Klar!« antwortete sie selbstbewußt.
    Wir saßen da und verfolgten, wie die Passagiere einer Maschine ihr Gepäck abholten.
    Ich zeigte ihr eine potentielle Familie. »Solche Leute suchen wir - aber die haben zwei Jungen.« Ich lächelte. »Möchtest du einen Tag lang ein Junge sein?«
    »Niemals. Jungs riechen schlecht!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Okay, dann warten wir noch ein bißchen.«
    Dann kam eine Maschine aus Frankfurt an, und diesmal wurden wir fündig. Die Eltern waren Ende Dreißig, ihre beiden Kinder, ein Mädchen und ein Junge, neun bis zehn Jahre alt; die Mutter trug eine Umhängetasche aus durchsichtigem Kunststoff mit
    Gittereinsatz, damit auf den ersten Blick zu sehen war, daß sich alles an seinem Platz befand. Ich konnte unser Glück kaum fassen. »Siehst du die da? Das sind unsere Leute. Komm, wir müssen los!«
    »Yeah«, sagte Kelly leicht gedehnt. Sie wirkte plötzlich nicht mehr so selbstbewußt. Sollte ich ihr das wirklich zumuten? Ich hatte es in der Hand, das Unternehmen abzubrechen. Als die Familie in Richtung Toiletten ging, mußte ich eine Entscheidung treffen. Scheiße, eine so gute Gelegenheit würde vielleicht nicht wiederkommen.
    »Sie geht mit ihrer Tochter rein«, sagte ich. »Paß auf, daß niemand hinter dir ist. Und denk daran, daß ich auf dich warte.«
    Wir folgten den beiden unauffällig. Der Mann war mit dem Jungen vorausgegangen, als wollte er ein Taxi besorgen oder ihren Wagen holen.
    Mutter und Tochter verschwanden schwatzend und kichernd in der Damentoilette. Die Frau hatte ihre Tasche über der rechten Schulter hängen. Kelly und ich steuerten auf die vorgelagerten Behindertentoiletten zu und betraten eine der geräumigen Kabinen.
    »Ich warte in dieser hier, okay?«
    »Okay.«
    »Du weißt, was du zu tun hast?«
    Ein nachdrückliches Nicken.
    »Okay, dann los!«

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