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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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bildete. Ich nahm sie auf die
    Arme und trug sie ins Zimmer zurück. »Hey, du siehst müde aus. Möchtest du fernsehen oder lieber ein bißchen schlafen?« Das klang ziemlich bescheuert, aber ich wußte einfach nicht, was ich sagen sollte. Am besten tat ich so, als sei nichts passiert.
    Ich wickelte Kelly aus dem Badetuch, um sie anziehen zu können. Unterdessen war sie durch die eigene Körperwärme trocken geworden. »Los, komm schon, wir müssen dich anziehen und dir die Haare kämmen.« Ich suchte förmlich nach Worten.
    Sie saß einfach nur da. Aber als ich anfing, ihr das Unterhemd anzuziehen, fragte sie ruhig: »Mommy und Daddy sind tot, nicht wahr?«
    Die Aufgabe, ihre Arme in die Ärmellöcher des Unterhemds zu stecken, wurde plötzlich sehr interessant. »Wie kommst du darauf? Ich habe dir doch gesagt, daß ich mich nur eine Zeitlang um dich kümmern soll.«
    »Ich werde Mommy und Daddy also wiedersehen?«
    Ich fand nicht die richtigen Worte und hatte nicht den Mut, ihr die Wahrheit zu sagen. »Ja, natürlich siehst du sie wieder. Sie haben nur ganz schnell verreisen müssen. Ich habe dir doch gesagt, wie’s gewesen ist: Es ist zu spät gewesen, dich abzuholen, aber sie haben mich gebeten, mich um dich zu kümmern. Sobald sie zurückkommen, bringe ich dich wieder zu Mommy und Daddy und Aida. Ich habe nicht gewußt, daß das so lange dauern würde; ich habe geglaubt, sie würden nur ein paar Stunden wegbleiben, aber sie kommen bald zurück.«
    Nun entstand eine kurze Pause, während Kelly sich die Sache durch den Kopf gehen ließ. Ich holte ihre
    Unterhose, steckte ihre Füße in die Beinlöcher und zog sie hoch.
    »Warum haben sie mich nicht mitnehmen wollen, Nick?« fragte sie traurig.
    Ich trat an den Sessel und griff nach ihren Jeans und ihrer Bluse. Kelly sollte meinen Blick nicht sehen. »Es liegt nicht daran, daß sie dich nicht mitnehmen wollten, aber da ist ein Fehler passiert, deshalb haben sie mich gebeten, mich um dich zu kümmern.«
    »Genau wie in Kevin allein zu Haus!«
    Ich drehte mich um und sah sie lächeln. Das hätte mir auch einfallen können. »Yeah, richtig, genau wie in Kevin allein zu Haus. Du bist versehentlich zurückgelassen worden.« Ich erinnerte mich daran, den Film auf einem Flug gesehen zu haben. Scheißfilm, aber manchmal auch ganz witzig. Ich beschäftigte mich wieder mit ihren Jeans.
    »Wann sehe ich sie also wieder?«
    Ich konnte nicht den ganzen Tag damit verbringen, zwei Kleidungsstücke zu holen. Ich ging mit den Sachen in der Hand zu ihr zurück.
    »Nicht so bald, fürchte ich, aber als ich vorhin mit ihnen gesprochen habe, haben sie mir aufgetragen, dir zu sagen, daß sie dich lieben, daß du ihnen sehr fehlst und daß du ein braves Mädchen sein und alles tun sollst, was ich dir sage.«
    Kelly lächelte strahlend. Sie glaubte mir anscheinend jedes Wort, und ich wünschte mir, ich hätte den Mut, ihr die Wahrheit zu sagen.
    »Kelly, du mußt tun, was ich dir sage, ist das klar?«
    fragte ich.
    »Ja, natürlich.«
    Sie nickte eifrig, und ich sah ein kleines Mädchen, das Zuneigung brauchte.
    Ich versuchte mir ein Lächeln abzuringen. »Also, denk daran, daß ich jetzt eine Weile für dich verantwortlich bin.« Ich sah ihr in die Augen. »Los, komm, wir sehen uns die Power Rangers an!«
    Während wir beide mit einer Dose Mountain Dew vor dem Fernseher saßen, ging mir die Nachrichtensendung nicht mehr aus dem Kopf. Kellys Photo war im Fernsehen gezeigt worden. Die Empfangsdame, die Textilverkäuferin, alle möglichen Leute konnten sich an sie erinnern. Inzwischen hatte die Botschaft bestimmt längst mit London telefoniert; was passiert war, wußte jeder, der die Fernsehnachrichten gesehen hatte. Folglich brauchte ich nicht drei Stunden zu warten, bevor ich London erneut anrief.
    Ich würde wieder aus der Telefonzelle anrufen müssen, weil Kelly dieses Gespräch nicht mitbekommen sollte. Ich zog Kevs Jacke an, steckte unauffällig die Fernbedienung ein, erklärte Kelly, wohin ich wollte, und ging.
    Als ich die Außentreppe beim Cola-Automaten erreichte, sah ich nach unten. Vor dem Hoteleingang standen zwei Limousinen. Beide waren unbesetzt, aber die Autotüren standen noch offen, als seien die Insassen in größter Eile ausgestiegen.
    Ich sah genauer hin. Außer den üblichen Radioantennen hatten beide Wagen je eine lange
    Funkantenne oberhalb der Heckscheibe montiert. Einer war ein weißer Ford Taunus, der andere ein blauer Caprice.
    Mir blieb keine Zeit für lange

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