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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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schlimme Sache. Nach einem Abschiedskuß fuhren die beiden wie erwartet mit zwei Autos davon.
    Da Pat erst gegen Mittag anrufen würde und ich noch gut drei Stunden warten mußte, bis ich die Kassette der Videokamera wechseln konnte, gab es nicht viel anderes zu tun, als sich im Fernsehen Invasoren vom Mars und redende Schuhe anzusehen, die in Mülltonnen lebten. Aber die Untätigkeit ging mir auf die Nerven. Ich mußte irgend etwas tun.
    Ich rüttelte Kelly wach. Sie ächzte und zog sich die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Ich sprach halblaut in ihr Ohr. »Ich gehe runter, um ein paar Sachen zu kaufen, okay?«
    »Ja«, antwortete sie fast unhörbar leise. Was ich tat, war ihr offenbar egal. Mir wurde langsam klar, daß sie kein Morgenmensch war.
    Ich benutzte wieder die Feuertreppe, ging unter der Stadtautobahn hindurch und erreichte einen 7-Eleven. Drinnen sah der Laden aus wie Fort Knox. Eine Wandnische war durch ein Stahlgitter abgetrennt, hinter dem mich ein koreanisches Gesicht mißtrauisch beäugte, bevor es sich wieder einem tragbaren Fernseher zuwandte. Der Laden war überheizt und stank nach Zigarettenrauch und bitterem Kaffee. Überall an den Wänden informierten große Schilder die einheimischen Ganoven: Kassenbestand nur 50 Dollar; alles andere auf der Bank.
    Ich brauchte eigentlich nichts zu kaufen; wir hatten schon Unmengen von Zeug - jedenfalls mehr Kekse als Mr. Oreo. Aber ich wollte eine Zeitlang allein und nicht immer mit Kelly Zusammensein. Ich fand es ermüdend, sie um mich zu haben. Es gab immer irgend etwas, das gemacht, nachgesehen oder gewaschen werden mußte, und in der verbleibenden Zeit schien ich damit ausgelastet zu sein, sie aufzufordern, sich mit dem Anziehen zu beeilen.
    Über dem Zeitungsständer mahnte ein weiteres freundliches Schild: Nicht auf den Boden spucken oder Zeitschriften lesen. Ich nahm die Washington Post und
    mehrere Zeitschriften mit - teils für mich, teils für Kelly. Ohne mir den Inhalt genau anzusehen, trat ich an das Gitter und schob mein Geld durch den kleinen Zahlschlitz. Der Koreaner wirkte enttäuscht, weil er die Machete, die er bestimmt unter der Kasse liegen hatte, nicht benutzen mußte.
    Im Hotel schlenderte ich ins Frühstückszimmer, um ein Tablett für drei Personen zusammenzustellen. Fast alle Tische waren besetzt. An der Wand über dem Frühstücksbüfett hing ein Fernseher, in dem ein Moderator über George Mitchell und seine Rolle im nordirischen Friedensprozeß sprach. Ich hörte mir kurze Statements von Sinn Fein und der britischen Regierung an, die beide die Aussagen der anderen Seite kritisierten und behaupteten, nur sie seien wahrhaft friedenswillig.
    Dann ließ mich eine Frauenstimme zusammenzucken. Sie verlas Lokalnachrichten, und während ich einen Orangensaft für Kelly eingoß, spürte ich, wie mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Sie sprach über die Browns.
    Ich wagte nicht, mich umzudrehen. Jeden Augenblick konnte eines der Grillphotos auf dem Bildschirm erscheinen.
    Die Moderatorin berichtete den Zuschauern, die Polizei habe noch keine heiße Spur, aber zur Unterstützung ihrer Großfahndung nach dem Entführer der siebenjährigen Kelly ein Phantombild des Mannes veröffentlicht, mit dem sie beim Verlassen des Hauses gesehen worden sei. Sie gab Größe, Körperbau und Haarfarbe des Verdächtigen an.
    Ich konnte nicht noch mehr Kaffee oder Orangensaft eingießen, und auf den drei Papptellern lagen schon Berge von Essen. Aber ich wagte es nicht, mich jetzt umzudrehen. Ich steckte einen Bagel in den Toaster, trank einen Schluck Kaffee, während ich wartete, und hielt dabei möglichst den Kopf gesenkt. Im Frühstücksraum schien plötzlich Schweigen zu herrschen, in dem nur die Stimme der Moderatorin zu hören war. Ich flehte sie in Gedanken an, endlich das Thema zu wechseln. Der Bagel sprang aus dem Toaster. Scheiße. Ich bestrich ihn mit Butter. Ich wußte, daß die anderen Gäste mich beobachteten; sie mußten mich anstarren. Aber ich hatte nichts mehr zu tun.
    Ich holte tief Luft, nahm mein Tablett in beide Hände und drehte mich um. Das Stimmengewirr im Raum setzte wieder ein. Niemand würdigte mich auch nur eines Blickes. Alle waren viel zu beschäftigt, zu frühstücken, sich zu unterhalten und die Morgenzeitungen zu lesen.
    Kelly schlief noch. Um so besser. Ich ließ ihr Frühstück auf dem Sideboard stehen und machte mich über meine Cheerios her. Ich schaltete den Fernseher ein, machte den Ton aus und suchte die Kanäle

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