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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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annähen lassen. In meinem Beruf konnte ich es mir nicht leisten, ein auffälliges unveränderliches Kennzeichen zu haben, aber noch schlimmer war, dass ich Leute kannte, denen ein Stück Ohr fehlte – das sah verdammt hässlich aus. Die einzige Möglichkeit war, sich einen Haarschnitt aus den achtziger Jahren à la Kevin Keegan zuzulegen, um das fehlende Stück zu verdecken.
    Ich erreichte wieder die Tür des Raums und hämmerte mit der linken Faust dagegen. »Sarah, ich bin’s! Ich komme rein, ich komme rein.«
    Glen hielt noch immer am Ende des Korridors die Stellung.
    Als er meine Stimme hörte, brüllte er: »Scheiße, wann kommt ihr endlich? Sieh zu, dass sie ihren verdammten Arsch hochkriegt … aber dalli!« Er hatte Recht.
    Genug war genug, sonst würde keiner von uns hier lebend rauskommen.
    Als ich die Tür aufstieß, stand Sarah vor einem der anderen Computer, hatte ihren Laptop angeschlossen und schien irgendetwas herunterzuladen. Ich sah zu Quelle hinüber. Er hockte noch so auf dem Sofa, wie ich ihn zurückgelassen hatte
    – als sitze er vor einem Fernseher.
    Aus einem Loch in seinem Hemd tröpfelte etwas Blut, aber wirklich verräterisch war das zweite in der Stirnmitte. Aus diesem Loch quollen Blut und Gehirnmasse wie ein
    Lavastrom. Sein Hinterkopf lag auf der Rückenlehne des Sofas; der Schädel war leicht nach außen gewölbt, aber die Haut hielt alle Knochentrümmer noch notdürftig zusammen.
    Man brauchte nicht George Clooney zu sein, um zu erkennen, 39
    dass dieser Mann im Internet ausgesurft hatte.
    Sarah blickte nicht einmal von der Tastatur auf, als sie mir erklärte: »Er hat versucht, mich anzugreifen. Aber jetzt ist er glücklich – Allah hat ihm seqina geschenkt.« Als sie merkte, dass mir dieses Wort nichts sagte, fügte sie hinzu:
    »Seelenfrieden«.
    Ich sah nochmals zu ihm hinüber. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt, seit ich den Raum verlassen hatte, und sein Gesichtsausdruck war alles andere als friedlich. Er hatte Sarah jedenfalls nicht angegriffen. Aber was kümmerte mich das?
    Bestimmt gehörte das zu ihrem Auftrag, von dessen Umfang wir anderen nichts ahnten.
    »Los, wir hauen ab! Komm jetzt, Sarah!«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche noch ein paar Sekunden.«
    Die Brandsätze lagen noch auf einem der Schreibtische. Zu meinem Auftrag gehörte es – falls sie mir nicht noch andere Anweisungen gab –, die hier vorgefundenen Computer
    unbrauchbar zu machen.
    Sarah gab einen letzten Befehl ein. »Okay, ich bin fertig.«
    Sie fing an, ihr Zeug zusammenzupacken. Ich trat ans Sofa, zog Quelle herunter und ließ ihn zu Boden fallen. Dann zerrte ich das Sofa zwischen die Arbeitstische mit den Computern.
    Ich leerte einen Papierkorb darüber aus, warf einen kleinen Teppich darauf, der vor dem Sofa gelegen hatte, und stapelte mehrere Stühle darüber. Unter den Brandsätzen sollte möglichst viel brennbares Material liegen.
    »Weißt du bestimmt , dass du jetzt fertig bist?«, fragte ich Sarah.
    Sie sah mich zum ersten Mal richtig an, seit ich in den Raum 40
    zurückgekommen war. Ich merkte, dass sie meine stark blutende Wunde begutachtete. Ich zog den Zündstift des ersten Brandsatzes heraus und legte ihn auf die Arbeitsplatte zwischen zwei PCs. Der Handgriff flog davon, und als ich den letzten Brandsatz aktiviert hatte, brannten die beiden ersten schon mit heller Flamme. Ich spürte ihre Hitze selbst durch meinen Overall hindurch.
    Auch mein Rucksack flog ins Feuer; was ich noch brauchte, steckte jetzt alles in meinen Gürteltaschen. Der Raum füllte sich mit dem beißenden schwarzen Qualm brennender
    Kunststoffe. Ich zog Sarah, die ihren wieder gepackten Rucksack über den Schultern hatte, hinter mir her zur Tür. Ich öffnete sie einen Spalt breit und rief zu Glen hinaus: »Wir kommen raus! Wir kommen raus!«
    »Schnauze halten und rennen!«, rief er zurück. »Rennt!«
    Ich sah weder nach links noch nach rechts, sondern rannte einfach auf dem gleichen Weg zum Ausgang des Gebäudes zurück. Keine Minute später war ich in der kalten Nachtluft draußen und hielt meinen Blick fest auf die Lücke im Zaun gerichtet. Es hatte keinen Zweck, sich Sorgen darüber zu machen, dass man getroffen werden könnte; ich rannte gebückt, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und behielt Sarah dabei vor mir.
    Ein rascher Blick nach hinten zeigte mir Glen, der uns auf den Fersen war, und einen weiteren Mann, der die Nachhut bildete. Die beiden folgten uns, als wir

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