Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
wollte, und er nickte. Dann legte er den Hörer auf und kam an den Tisch.
    Ich setzte mich ihm gegenüber. »Jetzt müssen wir einfach 520
    abwarten, bis sie sich zurechtgemacht hat.«
    Josh grinste verständnisvoll, griff nach der Zeitung und schlug sie auf. Ich war für einen Augenblick nervös, als er die Washington Post auf dem Küchentisch ausbreitete, aber die Gefahr, dass unsere Geschichte nach drei Tagen überhaupt noch erwähnt wurde, war ziemlich gering. Vor allem heute, wo die Berichterstattung über die im Weißen Haus bevorstehenden Ereignisse großen Raum einnahm.
    »Irgendwas Interessantes?«
    »Nö, bloß der normale Scheiß.«
    Er drehte die Zeitung um, sodass ich die Titelseite mit mehreren Fotos von Arafat und Netanjahu in Washington sehen konnte. Aber dieses Thema war mir im Augenblick verständlicherweise nicht ganz geheuer.
    »Was hältst du davon, Kumpel?«, fragte ich ihn, als er die Zeitung wieder zu sich umdrehte. »Glaubst du, dass das funktioniert? Die Sache mit dem Friedensprozess?«
    Josh fing an, mir den Friedensgipfel und seine möglichen Folgen aus seiner Sicht zu schildern. Obwohl ich nicht richtig zuhörte, wollte ich ihn zum Reden bringen – deshalb hatte ich die Frage überhaupt gestellt. Je länger er dozierte, desto länger konnte ich hier sitzen und nicken und zustimmen oder gelegentlich eine Verständnisfrage stellen, während ich mich innerlich auf den bevorstehenden Einsatz vorbereitete. Ich befand mich in meiner eigenen kleinen Welt und war vor allem sehr erleichtert darüber, dass der Anruf aus dem Weißen Haus positiv gewesen war.
    Ich hörte Sarah die Treppe herunterkommen. Das brachte mich in die reale Welt zurück. Josh hatte längst das Thema gewechselt und verbreitete sich jetzt über den Washingtoner 521
    Verkehr, der anscheinend durch zahlreiche Straßensperren behindert wurde. Dann kam Sarah mit unseren Taschen und meiner Jacke herein. Sie hatte vermutlich keine Zeit gehabt, unter die Dusche zu gehen, aber dafür hatte sie reichlich Wimperntusche und einen glänzenden Lippenstift aufgetragen.
    Josh stand mit einem Blick auf seine Uhr auf. »Okay, können wir?«
    Während ich nach unserem Gepäck griff, lief Josh nochmals die Treppe hinauf. Er sagte nicht, warum, aber wir wussten beide, dass er seine Dienstwaffe holen wollte.
    522
    26
    Der Pick-up piepste kurz, und seine Warnblinkanlage leuchtete auf. Josh setzte sich ans Steuer; Sarah und ich gingen hinten um den Wagen herum. Als ich die Beifahrertür öffnete, fiel mir ein Spielzeugauto entgegen. Im Fußraum lagen Buntstifte, ein Malbuch von McDonald’s und weitere Spielsachen. Unser Gepäck stellte ich auf den Rücksitz; unsere Pistolen lagen in den Taschen und würden dort bleiben. Sarah hob das
    Spielzeugauto vom Gehsteig auf und stieg ein. Ich folgte ihr, denn der Vordersitz bot leicht Platz für uns drei.
    Der Morgenhimmel war teilweise bewölkt, aber die Sonne blendete, wenn sie durch Wolkenlücken schien. Ich musste die Augen zusammenkneifen, als ich durch die Windschutzscheibe nach vorn sah. Vom Rückspiegel hing eine Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern an einem Sicherungsband. Josh streifte sich das Brillenband über seinen kahlen Schädel und drehte den Zündschlüssel nach rechts. Der Achtzylinder sprang dumpf röhrend an, die Antenne wurde automatisch
    ausgefahren, und der Pick-up setzte sich in Bewegung.
    Zu meiner Überraschung drang aus den Radiolautsprechern eine sympathische Frauenstimme, die über den Platz von Jesus in der heutigen Welt sprach. Josh sah zu mir herüber, als habe er das Gefühl, meine unausgesprochene Frage beantworten zu müssen. »Christlicher Sender«, sagte er keineswegs defensiv.
    »Ein paar meiner Freunde haben mir geraten, da mal
    reinzuhören. Das hat mir viel geholfen. Ich bin sogar schon zu ein paar Gottesdiensten gegangen.«
    »Das ist gut, Josh«, sagte ich und fragte mich zugleich, ob er beim Bibelstudium schon bis zu Judas gekommen war.
    523
    Wir fuhren nach Norden – die Strecke zurück, die wir gestern mit dem Taxi gekommen waren. Unterwegs erzählte uns Josh, wie lange er schon nicht mehr im Weißen Haus gewesen war und warum ihm die gewohnte Arbeit fehlte. Was er überhaupt nicht vermisse, sagte er, während wir allmählich in Richtung Stadtmitte krochen, sei dieser Verkehr. Den könne er nicht ausstehen. Nach allem, was wir bisher erlebt hatten, war das nur allzu verständlich.
    Als vor uns eine Tankstelle auftauchte, erinnerte Sarah ihn daran, dass wir

Weitere Kostenlose Bücher