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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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antwortete etwas, das ich nicht verstand, und deutete dabei nach vorn in Richtung Bug.
    Sarah hastete auf dem Weg ins Cockpit an mir vorbei. Sie war so von ihrer fixen Idee besessen, dass sie mich nicht einmal wahrnahm. Ich ging weiter bis zu dem Brandschott hinter dem Cockpit. Dort griff ich nach einer der großen Thermosflaschen, die hinter einem an der Wand befestigten Stück Frachtnetz steckten, und schraubte den Deckel auf. Sie enthielt keinen Tee, sondern Kaffee, der unglaublich aromatisch duftete.
    Als ich mich abwandte und mit der Thermosflasche in der Hand zu dem hinteren Previa zurückging, hörte ich über den Triebwerkslärm hinweg die frustrierten Stimmen der anderen.
    Zwei Plasmaflaschen wurden hochgehalten, und ein Kreis aus 55
    Männern mit verschwitzten, staubigen und blutbefleckten Gesichtern bemühte sich um Glen. Beim Näherkommen sah ich, dass sie dabei waren, ihm eine Schockhose anzuziehen.
    Sie glich einer dicken Thermohose, wie Skifahrer sie tragen, und konnte aufgepumpt werden, um die Beine bis zu den Hüften unter Druck zu setzen und so den Blutverlust zu verringern, damit Glens wichtige Organe besser mit Blut versorgt wurden. Das war nicht ungefährlich, weil zu starker Druck tödlich sein konnte.
    Reg 2 kämpfte unermüdlich weiter um Glens Leben. Er hielt ihm die Nase zu, während er Mund-zu-Mund-Beatmung
    machte, ohne sich die Zeit zu nehmen, erst die
    Sicherheitsnadel zu entfernen. Ich war inzwischen dicht genug herangekommen, um zu sehen, wie Glens Brustkorb sich hob.
    Ein anderer drückte seine Hand auf die Brustwunde, um den Innendruck regulieren zu können. Als Reg 2 die Lunge einige Male mit Luft gefüllt hatte, rief er: »Los!« Ein dritter Mann kniete über Glen und hielt beide Hände auf seinen Brustkorb gepresst. »Eins, zwei, drei …«
    Glen hatte offenbar keinen Puls und atmete nicht mehr. Er war klinisch tot. Sie versorgten ihn mit Sauerstoff, indem sie eine Atemspende durchführten und versuchten, sein Herz in Gang zu halten, während sie dafür sorgten, dass er nicht noch mehr Blut verlor. Glens Brustbehaarung war dick mit
    gerinnendem Blut verklebt.
    Da das Team jetzt offenbar keine Zeit zum Kaffeetrinken und ich nichts Besseres zu tun hatte, zog ich den linken Ärmel meines Overalls hoch und schob die Elastikbinde zurück. Dann riss ich das Pflaster ab, das die Kanüle fixierte, zog sie heraus und hielt meinen Daumen auf die Einstichwunde gedrückt, bis 56
    die Blutung zum Stillstand kam.
    Ich sah mich nach Sarah um. Sie saß völlig in ihre Arbeit versunken in der Nähe der Stelle, wo die Thermoskannen aufbewahrt wurden. Ein Besatzungsmitglied hatte ihr eine Steckdose gezeigt und einen Adapter gegeben, mit dem sie ihren Laptop betreiben konnte. Nun flogen ihre Finger wieder über die Tasten.
    Ich schaute zu dem Wagen zurück, in dem Glen lag. Von dort waren noch immer schreiend laute Stimmen zu hören; ich konnte nur hoffen, dass die in ihrem Laptop gespeicherten Informationen diesen Preis wert waren.
    Ein Blick aus einem der kleinen runden Fenster zeigte mir Lichter entlang einer Küste. Im Frachtraum des Hubschraubers lag ein Textiltank, der seine Reichweite beträchtlich erhöhte.
    Dies schien ein Direktflug zu sein, sodass wir damit rechnen konnten, morgens zu Tee und Toast auf Zypern zu landen. Ich trank einen Schluck Kaffee.
    Während wir die Küste überflogen und Kurs auf Zypern nahmen, starrte ich weiter aus dem Fenster und nahm nichts anderes wahr als das tiefe Dröhnen der beiden großen Rotoren über uns. Dann weckte mich ein verzweifelter Ausruf aus meiner Benommenheit: »Scheiße! Scheiße!«
    Ich blickte auf und sah den Mann, der über Glen gekniet hatte, langsam aus dem Previa klettern. Seine Körpersprache sagte mir alles, was ich wissen musste. Er holte mit dem Fuß aus und trat mit seiner Stiefelspitze eine Delle in eine der hinteren Türen des Wagens.
    Ich sah weg und starrte erneut aus dem Fenster. Wir flogen schnell und tief übers Meer. Nirgends war mehr ein Licht zu sehen. Mein Ohr begann wieder zu schmerzen. Ich griff in 57
    meine Tasche und suchte das abgebissene Stück. Dann saß ich da, betrachtete es und wunderte mich darüber, wie klein dieses Stück Knorpel aussah. Mit etwas Glück würde man es mir wieder annähen – aber war es wichtig, ob ich entstellt war? Ich lebte wenigstens noch.
    Ich stand auf und ging langsam zu Sarah hinüber. Zu
    meinem Auftrag, mich um sie zu kümmern, gehörte auch, dass ich sie über alles auf dem Laufenden

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