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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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hielt. Sie war noch immer mit ihrer Arbeit beschäftigt.
    »Sarah, er ist tot«, sagte ich.
    Sie tippte weiter. Sie hob nicht einmal den Kopf und sah nicht, dass ich ihr die Verschlusskappe der Thermosflasche mit Kaffee hinhielt.
    Ich trat gegen ihre Stiefel.
    »Sarah … Glen ist tot.«
    Daraufhin hob sie endlich den Kopf und sagte: »Oh, okay.«
    Dann tippte sie sofort weiter.
    Ich betrachtete ihre Hände. Glens Blut war jetzt an ihren Fingern angetrocknet, aber das war ihr scheißegal. Hätte sie uns nicht reingelegt, indem sie uns verschwiegen hatte, dass der Auftrag nicht so simpel war, wie man uns erzählt hatte, wäre Glen vielleicht nicht verwundet worden. Vielleicht hatte Reg 2 Recht gehabt; vielleicht hatte sie am Sammelpunkt wirklich versucht, Glen umzubringen. Sie hatte gewusst, das ich das Team im Stich gelassen hätte und mit ihr abgehauen wäre, wenn Glen nicht noch eine Chance gehabt hätte.
    Die Männer des Teams saßen mit dem Rücken an den
    Previa gelehnt auf dem Boden des Frachtraums, schraubten Thermosflaschen auf und zündeten sich Zigaretten an. Hinter ihnen lag Glen noch genauso da, wie sie ihn zurückgelassen 58
    hatten. Wir hatten alle getan, wofür wir bezahlt wurden.
    Scheiße passiert eben. Dies würde ihr Leben nicht verändern, und ich hatte jedenfalls nicht die Absicht, dadurch meines verändern zu lassen.
    Während Sarah weiter wie rasend tippte, trank ich Kaffee, beobachtete, wie die Küste Zyperns allmählich näher kam, und überlegte mir, was zum Teufel ich eigentlich hier zu suchen hatte.
    59
    APRIL 1998
    Freitag, 24. April 1998
    1
    »Drei Gallonen pro Tag, das ist eure Ration«, blaffte der Bootsmann. »Aber zwei davon kriegt der Koch, deshalb bleibt euch eine Gallone – ich sag’s noch mal, nur eine Gallone –
    zum Trinken, Waschen oder wofür ihr’s sonst braucht. Wer dabei erwischt wird, dass er mehr nimmt, wird ausgepeitscht.
    Dasselbe gilt für Spieler, Betrüger und Drückeberger. In Ihrer Majestät Marine ist kein Platz für Drückeberger!«
    Wir standen auf beiden Seiten des Oberdecks an der Reling aufgereiht und hörten uns an, was der Bootsmann über unsere Wasserration zu sagen hatte. Ich bemühte mich, nicht Joshs Blick zu begegnen; ich wusste, dass ich einen Lachanfall bekommen hätte, den Kelly mir verübelt hätte.
    Wir waren knapp zwei Dutzend »Jungmatrosen«,
    hauptsächlich Kinder, alle in der Einheitskleidung von Seeleuten aus dem 16. Jahrhundert: Hemd und Wams aus naturfarbenem Leinen, dazu eine wadenlange schwarze Hose und selbst mitgebrachte Laufschuhe. Wir befanden uns an Bord der Golden Hind , einem originalgetreuen Nachbau des Schiffes, mit dem Sir Francis Drake von 1577 bis 1580 die Welt umsegelt hatte. Auch dieses Schiff hatte die Welt umsegelt und in so vielen Filmen mitgespielt, dass es mehr 60
    Wartungsarbeiten hinter sich hatte als Joan Collins. Und nun lag es hier vor Anker und diente als »Edutainment«-Attraktion, wie Kelly es in ihrer sehr amerikanischen Art ausdrückte. Sie stand jetzt rechts neben mir und fand dieses Geschenk zu ihrem neunten Geburtstag – der schon vor einigen Tagen gewesen war – schrecklich aufregend.
    »Siehst du, ich hab gewusst, dass dir das gefällt!«, sagte ich lächelnd.
    Sie gab keine Antwort, sondern konzentrierte sich weiter auf den Bootsmann. Er war wie wir gekleidet, durfte dazu jedoch einen Dreispitz tragen – wahrscheinlich wegen all der zusätzlichen Verantwortung.
    »Ihr erbärmlichen Landratten seid für eine Reise mit Sir Francis Drake ausgewählt worden – an Bord dieses Schiffs, des besten Schiffs der Flotte, der Golden Hindi « Sein scharfer Blick wanderte die Reihen entlang von einem Kind zum anderen. Er erinnerte mich an den ersten Ausbilder, den ich als blutjunger Soldat gehabt hatte.
    Ich sah zu Josh und seiner Bande hinüber, die jetzt diese Tirade über sich ergehen lassen mussten. Joshua G. D’Souza, achtunddreißig, war kaum größer als einen Meter
    fünfundsiebzig, aber da er fleißig mit Gewichten trainierte, bestanden seine fünfundachtzig Kilo Körpergewicht
    hauptsächlich aus Muskeln. Selbst sein Kopf sah wie ein Bizeps aus: Josh war zu neunundneunzig Prozent kahl und hatte sich das restliche Prozent auch noch wegrasiert. Seine goldgefasste Brille mit runden Gläsern ließ ihn irgendwie eher bedrohlich als intellektuell wirken.
    Josh war halb Schwarzer, halb Puertoricaner, aber in Dakota geboren. Das war mir etwas rätselhaft, aber ich hatte keine 61
    Lust, ihn danach zu

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