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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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als armseliger Leibeigener betrachtet wurde, der ständig und überall 72
    erreichbar zu sein hatte.
    Josh zog die Augenbrauen hoch. »Drama?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich soll nur anrufen. Kannst du hier die Stellung halten?«
    Er nickte. »Okay, dann bis später.«
    Der Bootsmann erzählte weiter seine Storys, und die übrigen Besatzungsmitglieder verteilten Eiscremebecher an die wie gebannt zuhörenden Kinder. Ich verschwand unauffällig und folgte dem Niedergang ins Zwischendeck hinunter, wo wir diese Nacht schlafen würden. Dort lagen Matratzen bereit, und wir hatten unsere eigenen Daunenschlafsäcke mitbringen müssen – genau wie damals die Seeleute im 16. Jahrhundert, hoho. Ich wühlte in meiner Reisetasche nach etwas Kleingeld, ging dann wieder nach oben und versuchte, mich von Bord zu schleichen, ohne dass Kelly mich sah.
    Ich hätte wissen müssen, dass mir das nicht gelingen würde.
    Sie musste aufgepasst haben wie ein Luchs; als ich mich umdrehte und sah, dass sie mich beobachtete, deutete ich auf den Pub und sagte mit übertrieben deutlichen
    Lippenbewegungen: »Bin gleich wieder da!« Sie wirkte verwirrt und sichtlich besorgt. Josh, der noch bei ihnen war, tat so, als interessiere die Geschichte des Bootsmanns ihn wirklich. Die Turmuhr der Kathedrale schlug, um mir
    mitzuteilen, dass es 11 Uhr war.
    Im Eingangsbereich des Pubs hing ein Münztelefon. Der Olde Thameside Inn hatte die ersten Gäste des Tages: Händler aus der Großmarkthalle tranken ihre Pints und standen dabei Schulter an Schulter mit Börsenmaklern und ihrem
    Flaschenbier. Während ich dastand, mir das freie Ohr mit einem Finger zuhielt und den Wählton zu hören versuchte, 73
    hatte ich ein Regal mit mehreren Reihen Werbebroschüren vor mir, die alle verkündeten, wie großartig der Londoner Tower war. Sie schienen anklagend mit dem Finger auf den
    schurkischen Meuterer zu zeigen, der vielleicht versuchen würde, heimlich von Bord zu gehen.
    Ich warf einige Münzen ein, wählte die Nummer und steckte meinen Finger wieder ins andere Ohr, um Oasis in der Musicbox auszublenden. Sofort nach dem ersten Klingeln sagte eine sehr energische, effiziente Frauenstimme: »Hallo?«
    »Hier ist Nick. Ich rufe auf Anforderung an.«
    »Wo sind Sie?«
    Sie wusste genau, wo ich war. Jeder Anruf bei der Firma wird auf einem digitalen Display angezeigt. Diese Leute verwenden ebenso viel Mühe darauf, sich gegenseitig zu bespitzeln, wie sie darauf verwenden, den Feind
    auszuspionieren. Es wäre zwecklos gewesen, am Telefon zu behaupten: »Ich bin in Glasgow und kann leider nicht weg«, denn ihr Display hätte ihr trotzdem angezeigt, dass ich von einem Münztelefon in Southwark anrief.
    »London«, sagte ich.
    »Augenblick, bitte.«
    Sie drückte auf den Knopf, der mich in die Warteschleife schickte. Zwei Minuten später meldete sie sich wieder. »Sie werden heute um fünfzehn Uhr dreißig in Gatwick gebraucht.«
    Mein Herz verkrampfte sich, aber ich wusste bereits, dass ich pünktlich dort sein würde. »Für wie lange?« An sich spielte das keine Rolle, aber ich dachte voraus und überlegte mir schon, welche Ausreden ich bei einem vor kurzem neun Jahre alt gewordenen kleinen Mädchen vorbringen würde.
    »Diese Information habe ich nicht«, erklärte sie mir.
    74
    Nachdem sie mir die Details des Treffs mitgeteilt hatte, hängte ich den Hörer ein und rechnete damit, die nicht verbrauchten Münzen zurückzubekommen, aber das erwartete Klappern blieb aus. Das Münztelefon im Pub war einer dieser privaten Apparate, mit dem sie einem abknöpfen können, was sie wollen. Für ein Pfund hatte ich nicht mal vier Minuten lang telefoniert.
    Ich verließ den Pub und machte einen Bogen um die Gäste im Freien, die jetzt mit der Sonne näher an die Golden Hind herangerückt waren. Unterwegs zerbrach ich mir den Kopf darüber, was ich sagen würde. Nicht zu Josh – da würde es kein Problem geben –, sondern zu Kelly.
    Ich sah, dass Josh zu mir herübersah. Bis zur Gangplanke waren es nur zwanzig bis dreißig Meter, und ich erwiderte seinen Blick und schüttelte langsam den Kopf, um schon einmal anzudeuten, was sich ereignet hatte. Josh wusste genau, was passiert war; er kannte diese Dinge aus eigener Erfahrung.
    Ich ging die Gangplanke hinauf, war mir ziemlich sicher, dass ich in der Scheiße sitzen würde, und wirkte vermutlich schon entsprechend schuldbewusst. Seit Kelly mit nach England gekommen war, wäre dies unsere erste längere

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