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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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weiter mit ihr diskutieren zu müssen, ging ich zu dem Bootsmann hinüber. »Wir müssen weg«, erklärte ich ihm. »Familienproblem.« Er nickte wortlos; was wir machten, war ihm scheißegal – er wurde nur dafür bezahlt, dass er einen Dreispitz trug und den alten Seebären mimte.
    Josh kam zurück. Seine Kinder waren inzwischen bei einer Gruppe, die das Segelsetzen lernte. »Tut mir Leid, aber wir müssen weg, Kumpel«, sagte ich.
    Ich versuchte, Kelly den Kopf zu tätscheln, aber sie wich meiner Hand aus. »Willst du nicht runtergehen und dich umziehen?«, schlug ich vor. »Danach kannst du dich rasch verabschieden. Los, lauf schon!«
    Als Kelly verschwand, sah ich zu Josh hinüber und zuckte 78
    mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Ich muss arbeiten.«
    Und bevor er Gelegenheit hatte, hilfsbereit alle möglichen Vorschläge zu machen, fügte ich rasch hinzu: »Bevor ich abhaue, bringe ich sie noch zu ihrer Großmutter. Tut mir echt Leid, dass das passiert ist, Kumpel.«
    »Hey, lass dir deswegen keine grauen Haare wachsen.
    Solche Dinge passieren eben. Mich hat’s verdammt gefreut, dich mal wieder zu sehen.«
    Er hatte Recht. Es war schön gewesen, ihn mal wieder zu sehen. »Danke, gleichfalls. Kommt gut wieder nach Hause. Ich rufe dich an, sobald dieser Auftrag erledigt ist, und nächstes Mal kommen wir euch besuchen.«
    »Du weißt ja, dass unsere Gästebetten immer bezogen sind.
    Und der Kaffee, weiß und dünn, ist immer heiß.«
    Ich brauchte einen Augenblick, um das mit dem »weißen und dünnen« Kaffee zu verstehen. »Ist das ein Spruch aus deiner Zeit bei der Luftlandetruppe?«
    »Stimmt.«
    Ich verabschiedete mich von seinen Kindern, die es eilig hatten, wieder zu ihren Tauen zurückzukommen und sich von dem Bootsmann anbrüllen zu lassen. Dann ging ich unter Deck und zog mich um.
    2
    Wir hielten an einem Zebrastreifen, um einen blauhaarige New Ager über die Straße schlendern zu lassen. Ich lachte. »Kelly, sieh dir bloß diesen Kerl an! Ist seine Aufmachung nicht verrückt?« Er war überall gepierct und trug eine Unmenge 79
    Metallringe in Nase, Ohren und Augenbrauen. »Ich wette, dass er sich nicht trauen würde, an einer Magnetfabrik
    vorbeizugehen!«
    Ich lachte über meinen eigenen Witz. Kelly verzog keine Miene – vermutlich weil er so schlecht war. »Solche
    Bemerkungen sind nicht nett«, wies sie mich zurecht.
    »Außerdem wette ich, dass er schon mal im Bloody Tower gewesen ist.« In der Schule war sie im Augenblick vielleicht nicht besonders gut, aber ansonsten war sie ebenso clever, wie ihr Alter gewesen war.
    Ich sah zu Kelly auf dem Beifahrersitz hinüber und spürte weitere Gewissensbisse. Sie las in einem Prospekt, der in unserem Mietwagen gelegen hatte, wie wundervoll London war; sie war böse auf mich, weil sie sich vermutlich fragte, was in meinem Leben so wichtig sein konnte, dass ich nicht mit ihr die Kronjuwelen besichtigte, sondern sie bei ihren langweiligen alten Großeltern absetzte, die sie an den Wochenenden, die sie nicht im Internat verbrachte, schon oft genug sah.
    Wir fuhren durch die Docklands im Londoner East End und an dem ungeheuer hohen Büroturm am Canary Wharf vorbei; als wir den Schildern zum Blackwell-Tunnel folgten, konnten wir jenseits der Themse den noch im Bau befindlichen Millennium Dome sehen. Um Kelly ein bisschen aufzuheitern, sagte ich: »Hey, sieh mal – die größte Burger-King-Mütze der Welt.«
    Immerhin erzielte ich damit eine Reaktion: ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel, das sie entschlossen unterdrückte.
    Gleich nach der Burger-King-Kuppel und noch vor dem
    unter der Themse hindurch und nach Süden führenden Tunnel 80
    erreichten wir eine Tankstelle. Ich fuhr hinein, weil ich Kellys Großeltern anrufen musste.
    Für diese Tankstelle schien der Treibstoffverkauf ein Nebengeschäft zu sein; sie verkaufte alles von Wegwerfgrills über Lotterielose bis hin zu Feuerholz. Ich löste meinen Sicherheitsgurt und bemühte mich, einen fröhlichen Tonfall in meine Stimme zu legen. »Möchtest du irgendwas aus dem Shop?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ich stieg aus, um das
    Münztelefon an der Außenwand des Kassengebäudes zu
    benutzen. Ich würde ihr trotzdem etwas mitbringen. Vielleicht ein hübsches Bündel Feuerholz.
    Nachdem ich alle möglichen Zettel aus meiner Jackentasche gewühlt hatte, fand ich Carmens und Jimmys Telefonnummer auf einer gelben Haftnotiz, an deren Klebestreifen blaue Flusen von meiner Jacke hingen. Kelly saß mit

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