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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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genehmigt werden. Damit behielt sie Recht. Wir blieben in Afghanistan und bildeten die Mudschaheddin 125
    allgemein für den Kampf gegen die Russen aus.
    Ohne dass ich etwas davon ahnte – ich war mehr darum besorgt, nicht auf eine der russischen Schützenminen zu treten, die hier zu Hunderttausenden herumlagen –, hatte in Saudi-Arabien vor einigen Jahren ein junger Bauingenieur namens Osama Bin Laden ebenfalls auf den Hilferuf der Rebellen reagiert und sich mit ein paar Planierraupen der Familienfirma nach Zentralasien begeben. Bin Laden, ein islamischer Fundamentalist aus einer einflussreichen Millionärsfamilie, die am Wiederaufbau der heiligen Stätten in Mekka und Medina beteiligt gewesen war, glaubte helfen zu müssen, als er sah, wie eine mittelalterliche moslemische Gesellschaft von einer modernen Supermacht angegriffen wurde.
    Anfangs begnügte er sich mit politischer Arbeit. Er gehörte zu den saudiarabischen Wohltätern, die Millionen Dollar zur Unterstützung der afghanischen Guerillas ausgaben. Er warb in den Golfstaaten Tausende von arabischen Freiwilligen an, bezahlte ihre Reise nach Afghanistan und richtete das Hauptlager ein, in dem sie ausgebildet wurden. Dann kam er plötzlich auf die Idee, es genüge nicht, nur Geld zu geben, sondern er müsse selbst mitkämpfen. Ich bekam ihn nie zu Gesicht, aber die Mudschaheddin lobten ihn in höchsten Tönen. Und der Westen liebte ihn damals nicht weniger. Bin Laden schien ein anständiger Kerl zu sein, der sich der Kriegswitwen und -waisen annahm, indem er
    Fürsorgeeinrichtungen und dergleichen gründete.
    Nach einem halben Jahr in den Bergen nördlich von Kabul war unser Team eben nach England zurückgekommen und
    sollte zwei Wochen Urlaub bekommen, als wir plötzlich zum Befehlsempfang nach London beordert wurden. Anscheinend 126
    würden wir unsere neuen Freunde früher wieder sehen, als wir erwartet hatten. An Bord des Hubschraubers verbreitete sich das Gerücht, wir würden als Leibwache eines hohen Beamten bei Verhandlungen mit den Mudschaheddin gebraucht. Wir ächzten bei dem Gedanken, uns um einen 60-jährigen
    Schreibtischhengst aus dem Außenministerium kümmern zu müssen, während er an Ort und Stelle den sparsamen Einsatz der gelieferten Waffen kontrollierte. Colin war dafür bestimmt worden, ständig an der Seite unseres Schutzbefohlenen zu bleiben, während wir die großräumige Absicherung
    übernehmen würden. »Scheiße«, sagte Colin. »Das wird wie eine Episode aus Yes, Minister. « Er schaffte es prompt, den Auftrag abzugeben, der dann bei mir landete.
    Unser Team bestand aus Colin, Finbar, Simon und mir. Wir saßen in der Borough High Street knapp südlich der London Bridge in einem Bürogebäude aus den Sechzigerjahren im Besprechungszimmer, tranken Tee aus dem Automaten und unterhielten uns, während wir darauf warteten, dass die Besprechung beginnen würde. Als dann eine Frau, die keiner von uns kannte, den Raum betrat, machten alle – unser Team und die zur Einsatzbesprechung anwesenden Berater – große Augen. Die Unbekannte war eine dunkelhaarige Schönheit, deren knappes schwarzes Kostüm ihren Körper kaum verbarg.
    Sie nickte den Leuten zu, die sie kannte, nahm Platz und tat so, als merke sie gar nicht, dass viele männliche Augenpaare sich in ihren Rücken bohrten.
    Colin konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Als sie ihre Kostümjacke auszog, ließ ein ärmelloses schwarzes Top ihre Schultern sehen. Man merkte ihnen an, dass sie
    regelmäßig trainierte. Das machte Colin noch aufgeregter.
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    Er beugte sich zu Finbar hinüber und flüsterte ihm zu: »Ich brauche einen Anwalt.«
    »Wozu das, Kleiner?« So nannte Finbar ihn immer, was komisch klang, weil der Ire ungefähr einen halben Kopf kleiner als Colin war.
    »Ich will mich scheiden lassen.«
    Wir alle waren gespannt, was sie zu der Besprechung
    beitragen würde, und staunten nicht schlecht, als sich herausstellte, dass sie »der Beamte« war, den wir beschützen sollten. Ich musste grinsen. Ich wusste, was kommen würde, und keine fünf Sekunden später stieß Colin mich an. »Nick
    …«
    Ich ignorierte ihn, um ihn noch etwas länger zappeln zu lassen. »Nick …«
    Ich wandte mich ihm zu und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich übernehme diesen Job wieder selbst, Kumpel.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    Die Einsatzbesprechung verlief wie üblich, aber ich glaube, dass wir alle mehr auf sie als auf die Einzelheiten unseres Auftrags achteten. Als sie dann

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