Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
sein Mobiltelefon eingeschaltet haben, denn Metal Mickey wechselte plötzlich 144
das Thema. »Und wie sie sich kleidet – einfach fantastisch!«
Als wir die Kreuzung erreichten, sah ich, dass der
Haupteingang in der N Street lag. Ein Latino, der zu seinem blauen Polohemd eine grüne Arbeitshose trug, spritzte den Gehsteig vor dem Eingang mit einem Wasserschlauch ab, während die Pflanzen entlang der Straßenfront des Gebäudes automatisch bewässert wurden.
Der Haupteingang bestand aus Glas und kupferfarbenen Metallrahmen. Links hieß uns eine Messingplakette im Gebäude willkommen; rechts sorgte ein Kontrollsystem mit Bildschirm und Kamera dafür, dass kein Unbefugter
hineinkam. Metal Mickey zog einen langen Plastikschlüssel heraus, der als Aufziehschlüssel eines Kinderspielzeugs hätte dienen können, und steckte ihn in den entsprechenden Schlitz.
Vor uns glitten die beiden Türflügel zur Seite.
Wir betraten eine Welt mit schwarzem Marmorboden,
dunkelblauen Wänden und unglaublich hoher Decke. Bis zu den Aufzügen an der Rückwand des Foyers waren es
mindestens zwanzig Meter. Rechts von uns stand ein
halbkreisförmiger Schreibtisch mit glänzend polierter Holzplatte, der von Terence Conran hätte sein können; dahinter saß ein eleganter, tüchtig aussehender Portier, der in jedem Fünfsternehotel eine gute Figur gemacht hätte. Metal Mickey schien ihn recht gut zu kennen, denn er begrüßte ihn freundlich: »Oh, hallo, Wayne, wie geht’s Ihnen heute?«
Wayne, den ich auf Anfang Vierzig schätzte, ging es
offensichtlich gut. »Danke, ausgezeichnet«, antwortete er lächelnd. »Und Ihnen?«
Er wusste offenbar nicht, wie Metal Mickey hieß, sonst hätte er ihn mit seinem Namen angesprochen, aber er kannte ihn 145
vom Sehen.
»Mir geht’s klasse«, versicherte Mickey ihm grinsend. Er nickte zu mir hinüber. »Das hier ist Nick, ein Freund von Sarah. Er wohnt ein paar Tage hier, solange sie verreist ist, und ich bin mitgekommen, um ihm alles zu erklären.«
Ich lächelte dem Portier zu und schüttelte ihm die Hand, damit er merkte, dass ich harmlos war. Wayne erwiderte mein Lächeln. »Sollten Sie etwas brauchen, Nick, wählen Sie einfach H-E-L-P auf dem Haustelefon, und wir kümmern uns sofort darum.«
»Vielen Dank. Ich brauche Sarahs Parkplatz, falls sie einen hat.«
»Sagen Sie’s mir einfach, wenn Sie die Magnetkarte
abholen wollen.« Wayne lächelte strahlend.
Ich musste noch etwas mit ihm besprechen. Dazu beugte ich mich nach vorn, als wollte ich ihn in ein Geheimnis einweihen.
»Sollte Sarah zurückkommen, sagen Sie ihr bitte nicht, dass ich da bin. Ich möchte sie überraschen.«
Er nickte mit dem wissenden Blick eines Mannes von Welt.
»Kein Problem. Oder noch besser – ich rufe Sie übers Haustelefon an, falls ich sie sehe.«
Metal Mickey und ich fuhren mit dem Lift in den sechsten Stock hinauf. Als die Tür sich öffnete, lag vor uns ein Korridor, der ebenso luxuriös wie das Foyer im Erdgeschoss war. Auch hier dunkelblaue Wände und dezente indirekte Beleuchtung. Auf dem hochflorigen, taubengrauen Teppich waren Staubsaugerspuren zu erkennen.
Als wir den Korridor entlanggingen, hielt Metal Mickey zur Abwechslung die Klappe, weil er damit beschäftigt war, irgendwelche Schlüssel zu sortieren. Er blieb vor der Tür von 146
Apartment 612 stehen. »So, da wären wir.« Nachdem er umständlich die beiden Sicherheitsschlösser aufgesperrt hatte, stieß er die Tür auf und ließ mir den Vortritt.
Ich trat ein, blieb stehen und blockierte so die Tür, die direkt in den Wohnraum führte. Er verstand, was das bedeutete, und hielt mir die Wohnungsschlüssel hin. »Soll ich bleiben und Ihnen einen Kaffee machen? Oder brauchen Sie noch
irgendwas?«
»Wir müssen uns noch über Verschiedenes unterhalten –
was meine Arbeit betrifft, wissen Sie«, sagte ich. »Aber das hat Zeit bis später. Vorläufig brauche ich nichts, Kumpel, aber trotzdem vielen Dank für Ihre Mühe. Ich brauche ein bisschen Zeit, um erst mal alles auf die Reihe zu kriegen. Das hier ist mein erster Auftrag dieser Art, und ich möchte gute Arbeit leisten.«
Er nickte, als wisse er, wovon ich redete, was nur gut war, weil ich das keineswegs wusste; ich hatte einfach gesagt, was mir in den Sinn kam. Ich hatte nichts gegen ihn persönlich; ich wollte ihn nur nicht um mich haben.
Er hielt mir seine Karte hin. »Meine private Telefonnummer und mein Piepser.«
Ich nahm sie ihm aus den Fingern. »Danke. Ich
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