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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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werde
    versuchen, Sie nicht mitten in der Nacht zu stören. Dafür sehe ich auch keinen Grund. Bestimmt hat alles Zeit bis Montag.«
    Es macht sich immer bezahlt, nett zu Leuten zu sein, denn man weiß nie, wann man sie brauchen wird. Und außerdem war Metal Mickey harmlos. Als er auf dem Rückweg zum Aufzug war, streckte ich meinen Kopf aus der Wohnungstür und rief ihm nach: »Vielen Dank, Michael!«
    Er winkte nonchalant ab. »Byee«, sagte er. »Und rufen Sie 147
    einfach an, falls Sie was brauchen.«

Ich schloss die Tür und blieb an sie gelehnt stehen, während ich Metal Mickeys Nummern in meinen 3 C eintippte, weil Karten immer verloren gehen. Als ich damit fertig war, sah ich mich um, ohne auf bestimmte Dinge zu achten, um erst ein Gefühl für die Atmosphäre dieser Wohnung zu bekommen, statt blindlings reinzustürmen und nichts wahrzunehmen. Ich wusste, dass ich keine unter der Tür durchgeschobenen Briefe vorfinden würde, weil alle Mieter Postfächer hatten. Und ich wusste auch, dass ich nichts Greifbares wie ein vergessenes Notizbuch mit ihrem genau ausgearbeiteten Aktionsplan finden würde, aber wer überhastet vorgeht, kann sich auf Unwichtiges stürzen und dabei Wichtiges übersehen.
    Ich schloss die Tür hinter mir ab, damit niemand
    hereinkommen konnte, aber diese instinktive
    Vorsichtsmaßnahme war eigentlich überflüssig. Ich wollte, dass Sarah hier aufkreuzte; das hätte mir die Arbeit sehr erleichtert, und wenn Wayne die Augen offen hielt, würde ich rechtzeitig gewarnt werden.
    Dann kam mir ein merkwürdiger Gedanke. Ich hatte Sarah schon oft in Hotelzimmern gesehen, aber nun würde ich erstmals sehen, wo und wie sie wirklich lebte. Ich kam mir wie ein Voyeur vor – als beobachtete ich sie durchs Schlüsselloch ihrer Schlafzimmertür beim Ausziehen.
    Eigentlich hatte ich nur eine geräumige
    Zweizimmerwohnung vor mir, die unverkennbar mit dem
    »Unterkunfts-Set« möbliert war, der Diplomaten zur
    Verfügung gestellt wurde. Teure, luxuriöse Designermöbel, aber nicht allzu viele Einzelstücke – eine Ausstattung, die im Sprachgebrauch des Außenministeriums vermutlich als
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    »minimalistisch« bezeichnet wurde, weil das modern klang.
    Den Rest, für den ein Festbetrag zur Verfügung stand, kaufte man sich selbst. Dazu war Sarah offensichtlich noch nicht gekommen.
    Der Teppichboden des großen Wohnraums war in einem
    etwas helleren Blau gehalten als der Teppich draußen im Korridor, damit er farblich zu der blauen Sitzgarnitur aus einem Sofa und zwei Sesseln passte. In der linken hinteren Ecke des Raums stand ein langes Sideboard mit drei
    Schubladen neben dem Panoramafenster mit Blick auf das mit Bäumen bestandene Bett eines der Bäche, die zum Potomac River hinunterführten. Auf der anderen Seite des Fensters sah ich ein Bücherregal, dessen vier Fächer mit Hardcover-Büchern gefüllt waren. Ich blieb davor stehen und sah mir die Rückentitel an. Viel Literatur aus dem Nahen Osten und Terrorismus und die neueste Ausgabe der »World Reports« der Zeitung Economist. Ein Fach begann mit Biografien –
    Mandela, Thatcher (natürlich hatte sie die), Kennedy, Churchill – und endete mit einigen Romanen von Gore Vidale, mehrere Wälzer über amerikanische Geschichte und einer Gesamtausgabe von Oscar Wildes Bühnenstücken. Das
    unterste Fach enthielt Großbände, die flach liegend gestapelt waren. Ich erkannte The Times World Atlas , weil das einer der Titel war, die ich von einem Buchklub als
    Begrüßungsgeschenk erhalten hatte, als ich Nick Davidson geworden war. Die anderen Bände waren Bildbände über verschiedene Nahoststaaten und einer über die USA.
    Sideboard und Bücherregal waren hell furniert, und die Wände des Wohnraums waren in einem leicht getönten Weiß gestrichen. Sarah hatte nicht den geringsten Versuch gemacht, 149
    ihrem Apartment eine persönliche Note zu verleihen. Es war so anonym wie mein Haus in Norfolk, obwohl sie immerhin ein Sofa und ein Bücherregal hatte.
    Auf dem Teppichboden neben dem Sofa waren ein Dutzend Washingtoner Stadtmagazine aufgestapelt. Oben auf dem Stapel lag ein schnurloses Telefon, dessen Digitalanzeige besagte, es habe keine Nachrichten gespeichert. Die Wände waren kahl bis auf einige gerahmte Großfotos, die Washington in einer Zeit zeigten, in der JFK im Amt gewesen sein musste.
    Erhellt wurde der Wohnraum durch zwei Lampen: eine
    Stehlampe neben dem Sofa, deren Zuleitung sich über den Teppich wegschlängelte, und eine Hängelampe vor

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