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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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aber ich hoffte, dass ich keinerlei Fußabdrücke hinterlassen würde.
    Als ich ungefähr hundert Meter weiterfuhr, konnte ich den ersten Blick auf den Little Lick Creek werfen. Vor mir lag nicht ganz das Postkartenmotiv, das ich erwartet hatte. Die hohen Tannen marschierten in geschlossenen Reihen bis ans Seeufer hinunter. Das von keinem Windhauch bewegte Wasser war so dunkel wie die Wolken, die sich in ihm spiegelten, und erinnerte an die Glasfassaden vieler Bürogebäude in Raleigh.
    Vielleicht war die Szenerie bei Sonnenlicht idyllisch, aber im Augenblick – vor allem wegen des dicht ans Wasser
    hinabdrängenden Waldes – hatte sie mehr von der düsteren Bedrohlichkeit eines Straflagers an sich.
    Jenseits der Bucht, einen halben Kilometer entfernt und auf einer etwas erhöhten Landzunge, standen die beiden Häuser, die ich mir näher ansehen wollte.
    Auf dem Parkplatz standen ein gutes Dutzend Autos – vor allem in der Nähe des hölzernen Bootshauses, das äußerlich an ein altes Fort erinnerte. Im Wasser vor dem Bootshaus lagen 175
    zwei Reihen Kanus und Ruderboote, und an seinem Eingang stand der unvermeidliche Cola-Automat neben einem weiteren Automaten mit Schokoriegeln. Ich erinnerte mich an einen Dokumentarfilm, in dem es geheißen hatte, die Firma Coca-Cola sei in den USA so mächtig, dass sie in den
    Sechzigerjahren sogar einen Präsidenten an die Macht gebracht habe. Ob sie ein ähnliches Unternehmensziel verfolgte wie Ronald McDonald? Jedenfalls kann man anscheinend überall auf der Welt eine Coke bekommen; mir war einmal sogar eine in einem Gebirgstal in Nepal angeboten worden. Auf meiner Trekkingtour mit Sarah tauchte auf dem Trail vor uns plötzlich ein Knirps von sieben oder acht Jahren auf, der in einem mit Wasser gefüllten Eimer ein halbes Dutzend Colabüchsen liegen hatte, die er an Touristen verkaufen wollte. Sarah gab ihm etwas Geld, wies aber die Coke zurück. Sie fand es schlimm, dass alte Kulturen durch westliche Einflüsse kontaminiert wurden, und hielt mir einen einstündigen Vortrag darüber. Ich? Ich hatte Durst und wünschte mir nur, er hätte auch Diet Coke gehabt.
    Als ich am Fort vorbeifuhr, konnte ich sehen, dass es von zwei Jugendlichen besetzt war, die im Schatten
    herumlungerten und sicher nicht herauskommen würden, wenn sie nicht unbedingt mussten.
    Am anderen Ende des Parkplatzes lag ein Picknickplatz mit gemauerten Grillöfen und einem Holzdach über den Tischen und Bänken. Dort veranstaltete eine Familie ein Grillfest; vielleicht etwas zu früh, weil die Saison noch nicht richtig begonnen hatte, aber es schien ihnen trotzdem Spaß zu machen. Granny und Grandad, Söhne, Töchter und
    Enkelkinder waren damit beschäftigt, sich voll zu stopfen.
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    Jenseits des Grillplatzes sah ich die Firste bunter
    Familienzelte. Jeder dieser Zeltplätze schien von einem eigenen kleinen Wäldchen umgeben zu sein. Ich wendete, fuhr zum Toilettenblock und parkte dort zwischen zwei anderen Autos vorwärts ein, sodass das Wagenheck in Richtung See zeigte.
    Ich nahm Fernglas und Vogelbestimmungsbuch mit, die ich wie meine Landkarte im Touristenshop gekauft hatte, stieg aus und sperrte den Wagen ab. Die schwüle Wärme ließ mich sofort ins Schwitzen geraten; in einem Wagen mit Klimaanlage vergisst man allzu leicht, aus welchem Grund man sie überhaupt eingeschaltet hat.
    Auf dem Grillplatz herrschte ausgelassene Stimmung. Ein Ghetto Blaster spielte karibisch angehauchten Rap, und sogar Granny tanzte im Rapperstil mit ihren Enkeln. Im Auto rechts neben mir saß ein Ehepaar im Seniorenalter; die beiden waren bestimmt stundenlang gefahren, um hierher zu kommen, hatten am See geparkt und saßen jetzt bei laufender Klimaanlage im Wagen, mampften ihre Sandwiches und hatten noch nicht einmal ihre Mützen abgenommen.
    Ich schlenderte in Richtung Bootshaus und behielt dabei die Landzunge jenseits der Bucht im Auge. Das größere der beiden Häuser stand links – etwa hundert bis hundertzwanzig Meter von dem anderen entfernt. In ihrer Umgebung bewegte sich nichts.
    Ich trat an den Coke-Automaten und warf vier Münzen ein.
    Eigentlich wollte ich gar nichts trinken – vor allem keine Büchse für einen Dollar –, aber so konnte ich mich unauffällig umsehen.
    Die beiden Jugendlichen jobbten hier vermutlich in den 177
    Ferien. Ich wusste nicht, ob sie bekifft waren oder sich nur maßlos langweilten. Beide waren barfuß, trugen aber ihre Dienstkleidung: blaue Shorts und rote Polohemden. Ich nickte

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