Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Schwung
gekommen. Die Kinder tanzten, und die Erwachsenen standen
– trotz des hier geltenden Alkoholverbots – mit Bierdosen in der Hand um den Grill und sahen einem selbst ernannten Chefkoch zu. Sogar aus einiger Entfernung war das laute Brutzeln zu hören, als Steaks von der Größe von
Mülltonnendeckeln auf den vorgeheizten Grill gelegt wurden.
Das alte Ehepaar saß wie zuvor in seinem Wagen. Sie
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versuchte, eine Dose Dr. Pepper zu trinken, was ihr nicht recht gelang, und er las den Innenteil einer Zeitung. Ein schöner Tag in Gottes freier Natur.
Ich konnte die Schlagzeile selbst durch die
Windschutzscheibe hindurch lesen. Offenbar hatte ich richtig vermutet: Der schwarze Konvoi, der mich in Washington aufgehalten hatte, musste Arafat oder Netanjahu befördert haben, denn beide wurden in Amerika willkommen geheißen.
Ich setzte mich wieder ins Auto, fuhr langsam die
Schotterstraße entlang zur Hauptstraße zurück und bog nach links in Richtung The Falls of Neuse und Autobahnring ab.
Die Wegweiser nach Raleigh ignorierte ich jedoch. Diesmal brauchte ich die Straße nach Fayetteville.
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»Fayettenam«, wie die Eingeweihten die Stadt wegen ihrer hohen Verluste analog zu Vietnam nennen, ist Standort der 82nd Airborne und der US Special Forces. Tatsächlich stationiert sind sie in Fort Bragg, ungefähr eine Autostunde südlich von Raleigh – dem einzigen Ort, den ich in North Carolina kannte. Erstmals war ich Mitte der Achtzigerjahre zu einer gemeinsamen Übung mit der Delta Force, dem
amerikanischen Gegenstück zum SAS-Regiment, in Fort
Bragg gewesen.
Zweck der Übung »Deltex« war die Verbesserung der
Zusammenarbeit beider Einheiten gewesen, aber in mir hatte sie nur starke Neidgefühle geweckt. Ich wusste noch gut, wie erstaunt ich über die Größe des Standorts gewesen war: In dieser Einrichtung, die hier zu Lande »Fort« hieß, hätte die gesamte Stadt Hereford zweimal Platz gehabt. Menge und Qualität der Ausbildungsstätten waren geradezu unglaublich.
Hier gab es überdachte Schießbahnen für 5,56- und 7,62-mm-Gewehre; in Stirling Lines hatten wir nur einen Schießstand für 9-mm-Pistolen. Und während wir nur eine Turnhalle hatten, gab es hier Dutzende – und dazu Saunen, Whirlpools und eine riesige Kletterwand für ihren Mountain Troop. Die hier stationierten Einheiten hatten mehr Hubschrauber als die gesamte britische Armee; betrachtete man Fort Bragg genauer, zeigte sich, dass die Personalstärke der hiesigen Garnison die Gesamtstärke der britischen Streitkräfte übertraf.
Fayetteville ist eine typische Garnionsstadt, in der alle Geschäfte auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet sind.
Die Soldaten haben das Geld und den Wunsch, es auszugeben.
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Wie die meisten von ihnen hatte ich bei meinen mehrfachen Aufenthalten in Fayetteville nie das Bedürfnis gehabt, mich außerhalb der Stadtgrenzen umzusehen.
Die Route 401 war eine breite zweispurige Fernstraße. Sie führte durch einige verschlafene Nester, die eine erstklassige Kulisse für einen in den Fünfzigerjahren spielenden Film abgegeben hätten. Dahinter begann ein Gebiet mit
Weideflächen und riesigen Maisfeldern; an der Straße standen einzelne Farmhäuser, kleine Gewerbebetriebe und offene Maschinenhallen für Traktoren und weiteres
landwirtschaftliches Gerät. Wie um die Autofahrer, die auf dieser Straße unterwegs waren, daran zu erinnern, dass sie hier im Hinterland waren, sah ich alle paar Kilometer den plattgewalzten Kadaver irgendeines überfahrenen Tiers auf dem Asphalt liegen.
Ich wusste, dass ich es nicht mehr weit hatte, als ich den Cap Fear River erreichte. Der Fluss war hier ungefähr dreihundert Meter breit und wurde zum Atlantik hin noch breiter. Wenig später sah ich das Ortsschild City of Fayetteville und begann auf Wegweiser nach Fort Bragg zu achten.
Der Bragg Boulevard war vierspurig und hatte einen grünen Mittelstreifen, aber als ich den Abschnitt erreichte, an dem Dutzende von Autohändlern unter unzähligen rotweißblauen Glitzergirlanden neue Geländewagen und Sportwagen anboten, wurde er plötzlich wieder zweispurig. Die Gebäude auf beiden Straßenseiten waren hauptsächlich ebenerdige Lagerhäuser mit einer Ladenfront. Koreanische Leihhäuser und Schneider waren zwischen vietnamesischen Restaurants und
Schnellimbissen angesiedelt und verkörperten eine seltsame Chronik aller militärischen Konflikte, an denen die USA 183
jemals beteiligt gewesen waren. Um das Bild
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