Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
weil ich nicht wusste, wo sie ihr Zeug aufbewahrte. Ich konnte nur hoffen, dass es kein Drama war, wenn hier etwas von ihr zurückblieb; mit etwas Glück war sie ohnehin mit falschen Papieren unterwegs, die sie sich beschafft hatte, indem sie sich in einer australischen Bar an eine Lesbe herangemacht hatte.
Ich fand ihre Umhängetasche auf dem Fußboden in der Nähe des Bettendes: eine kleine schwarze Ledertasche mit Schultergurt, die eine Geldbörse aus Nylonmaterial, ihren Reisepass und einige lose Dollarscheine enthielt. Dann suchte ich den Rest des Zimmers rasch mit meiner Taschenlampe ab. In einer Ecke stand eine grüne Sporttasche, um die herum alle möglichen Kleidungsstücke verstreut waren. Als mir ein metallisches Glitzern auffiel, leuchtete ich hinter die Sporttasche und sah den Lauf einer HK53. Ihre schwarze Brünierung hatte sich im Lauf der Jahre abgewetzt. Ich sah auch vier Reservemagazine, die mit Klebband zu zwei Doppelpacks vereinigt waren.
Sarah begann zu stöhnen und zu würgen und versuchte, den Stoffknebel aus ihrem Mund zu stoßen. Sie wusste noch immer nicht, wer sie überfallen hatte; hier war es zu dunkel, und selbst wenn sie im Augenblick klar sehen konnte, blendete sie der starke Lichtstrahl meiner Taschenlampe, als ich auf sie zukam und mir dabei ihre Ledertasche umhängte.
Es wurde Zeit, sie zu packen und mit ihr zu verschwinden, bevor die Polizei diese Bude stürmte - oder was sonst nach fünf Uhr morgens passieren würde. Ich erreichte sie wieder, schaltete die Taschenlampe aus und steckte sie ein. Ich legte ihr meine linke Hand unter dem Hinterkopf in den Nacken und knallte ihr die Sehne zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand grob unter die Nase. Ich spürte sie unter diesem Schlag zusammenzucken. Ich ging leicht in die Knie, drückte beide Hände hoch und sorgte dafür, dass ihre Nase den gesamten nach oben gerichteten Druck aufnehmen musste. Sie hob die Hände, ließ sie aber gleich wieder sinken. Sie konnte keinen Widerstand leisten, sie musste vor Schmerzen laut stöhnend nachgeben.
Sobald sie aufrecht dasaß, schlang ich ihr meinen linken Arm um den Hals und zog sie an mich. Ihr Gesicht war noch immer nach oben gerichtet. Mit der Pistole in der Hand legte ich meinen rechten Unterarm hinter ihren Nacken und hatte sie damit sicher im Griff. Sarah rang nach Luft. So würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als nachzugeben und mitzukommen.
Ich setzte mich in Bewegung, aber das gefiel ihr überhaupt nicht. Sobald ihre Füße den Boden berührten, machte sie ein Hohlkreuz und bemühte sich, ihren Nacken möglichst zu entlasten. Die Schmerzen bewirkten anscheinend, dass sie schneller wieder zu sich kam, aber ich hatte sie voll im Griff. Wehrte sie sich zu sehr, konnte ich ihr mit dem Tazer einen weiteren Stromstoß verpassen, aber das wäre das letzte Mittel gewesen. Ich wollte rasch vorankommen, nicht eine Bewusstlose schleppen müssen.
Ich durchquerte das Zimmer, prüfte mit meinem Daumen, ob die Pistole entsichert war, und öffnete die Tür. Der Flur lag still und dunkel vor uns. Ich verstärkte meinen Griff, indem ich kurz in die Knie ging, mich wieder aufrichtete und fester zudrückte. Sarah schien sich darauf zu konzentrieren, sich an meinem linken Arm festzuklammern, um den Druck gegen ihren Hals zu lindern, sie war sicher zu besorgt, sie könnte ersticken, um ernstlich Widerstand zu leisten.
Ich trat seitlich auf den Flur hinaus, hielt Sarahs Kopf weiter an meine Brust gedrückt und schleppte den Rest ihres Körpers hinter mir her. Sarah wehrte sich überhaupt nicht mehr, und als wir an dem Tischchen mit der Lampe vorbei waren, verstand ich den Grund dafür. Sie begann plötzlich zu strampeln, klammerte sich an meinem Arm fest, um noch mehr Halt zu haben, und trat wie wild um sich. Ein Tritt traf das Tischchen mit der Lampe, die zu Boden krachte. Ihr Schirm aus farbigem Glas zerbrach auf dem Fußboden.
Der Krach verriet meine Anwesenheit; jetzt brauchte ich mich nicht mehr auf Zehenspitzen zu bewegen. Ich schleppte Sarah mit mir zur Treppe. Anfangs strampelte sie noch und trat um sich, sodass ihre Füße auf den Holzboden trommelten, aber dann schien sie zu erkennen, dass sie sich das Genick brechen konnte, wenn sie sich nicht bemühte, ein Hohlkreuz zu machen und ihre Füße auf dem Boden zu behalten.
So erreichten wir die Treppe, und ich wollte mich gerade nach rechts wenden, um den Abstieg zu beginnen, als ich hörte, wie links neben mir eine Tür
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