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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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losmarschieren und versuchen, aus dieser verfahrenen Situation das Beste zu machen. Drehte ich den Kopf zur Seite, erkannte ich den reißenden Fluss nur undeutlich, weil mir das aus dem Haar tropfende Wasser in die Augen lief. Von Sarah war noch immer keine Spur zu sehen.
    Meine klatschnassen Sachen behinderten mich, als ich den Fluss entlangstolperte und mich immer wieder über die Uferböschung beugte, um mich zu vergewissern, dass sie nicht irgendwo unter Felsen oder überhängenden Bäumen versteckt war. Konnte ich sie nicht finden und wurde sie stromabwärts oder sogar an der Küste aufgefunden, würde ich einfach akzeptieren müssen, dass ich Scheiße gebaut hatte. Aber noch konnte ich hoffen.
    Unterwegs hielt ich für den Fall, dass ich sie tot auffand, bereits Ausschau nach einem geeigneten Versteck für ihre Leiche. Sie zu verstecken, war keine Ideallösung, aber viel mehr konnte ich im Augenblick nicht tun. Mitschleppen konnte ich sie nicht, weil sie mich zu sehr behindert hätte, aber ich konnte in ein bis zwei Monaten zurückkommen, um sie endgültig zu beseitigen. Dazu brauchte ich ein Versteck, das ich später wieder finden konnte - vielleicht sogar in einer anderen Jahreszeit - und das abseits der von Wanderern und Kanufahrern benutzten Routen lag.
    Als der Fluss an der Biegung seine Richtung änderte, wurde sein donnerndes Rauschen fast ohrenbetäubend laut. Ich folgte ihm bis zu einer Stelle, von der aus ich ihn wieder gut überblicken konnte . und wollte meine Augen nicht trauen. Keine dreihundert Meter stromabwärts überspannte eine auf eingerammten Holzpfeilern ruhende Fußgängerbrücke den Fluss! Solche Dinge passierten immer nur mir. Hätte ich Ausschau nach einer Brücke gehalten, hätte es diese hier nicht gegeben.
    Ich blieb stehen und beobachtete und horchte. Die Brücke war natürlich auf allen Karten verzeichnet, und wer den Auftrag hatte, uns zu verfolgen, würde sie benutzen.
    Als ich bis auf etwa hundertfünfzig Meter an die Brücke herangekommen war, konnte ich sehen, dass sie auf drei massiven Holzpfeilern ruhte, die ins Flussbett eingerammt waren. Ihr Bohlenbelag - vermutlich alte Eisenbahnschwellen
    - befand sich ungefähr eineinhalb Meter über dem Wasserspiegel.
    Ausgangspunkt jeder polizeilichen Such- und Fahndungsaktion würde diese Brücke sein, weil anzunehmen war, dass die Flüchtigen sie benutzen würden. Vielleicht lauerte dort bereits ein Team der Polizei, das nur darauf wartete, dass wir sie überquerten.
    Sollte ich unter das schützende Laubdach ausweichen und erst stromabwärts ans Ufer zurückkehren, nachdem ich einen Bogen um die Brücke gemacht hatte? Nein, ich musste das gesamte Ufer absuchen. Bei meinem Pech hing Sarah vermutlich unmittelbar vor der Brücke tot im Ufergebüsch. Ich beobachtete noch etwas länger. Ein stürmischer Wind bewegte die Baumwipfel, und das Wasser rauschte als reißender Strom an mir vorbei.
    Zunächst glaubte ich, das Wasser schäume weiß gegen den mittleren Brückenpfeiler und spritze gelegentlich in einer Gischtwolke höher. Aber das Weiße war kein Wasser, sondern Sarah, die sich an den Pfeiler klammerte und immer wieder versuchte, sich auf den Bohlenbelag zu retten. Ich beobachtete, wie sie sich weit nach oben reckte und sich dann sofort wieder festklammern musste, weil die Strömung zu stark wurde. Eine Zehntelsekunde lang hoffte ich, sie würde fortgerissen werden; dann könnte ich mich darauf konzentrieren, meine eigene Haut zu retten, auch wenn das bedeutete, dass ich bei meiner Rückkehr große Unannehmlichkeiten zu erwarten hatte. Dann siegte mein Realitätssinn. Ich hatte noch immer eine Chance, Sarah herauszuziehen und meinen Auftrag fachgerecht auszuführen.
    Ich verschwand unter den Bäumen, arbeitete mich bis auf zwanzig Meter an die Brücke heran und blieb dort in Deckung liegen, um die Lage abzuschätzen. Sarah gab keinen Ton von sich. Sie war entweder clever genug, um zu wissen, dass sie nicht schreien durfte, ober zu verängstigt, um einen Laut von sich zu geben. Der Grund dafür war mir egal, solange sie den Mund hielt.
    In der Umgebung der Brücke war nirgends eine Bewegung zu erkennen, aber wenn die Polizeibeamten still auf der Lauer lagen, würde ich sie höchstens durch Zufall entdecken. Ich musste mich jetzt entscheiden: Ich konnte sie rausholen, um meinen Auftrag auszuführen, oder sie davontreiben und ertrinken lassen. Dann fiel mir ein, dass es noch eine dritte Möglichkeit gab: Sie konnte abgetrieben

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