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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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hätte am liebsten nur dagelegen und mich ausgeruht, aber ich wusste, dass es sich lohnen würde, eine weitere Anstrengung zu unternehmen. Ich zog mir den Riemen von Sarahs Tasche über den Kopf und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dann löste ich mit zitternden und vor Kälte fast gefühllosen Händen die Knoten in meinen Kleidungsstücken. Ich stellte einen Fuß auf den Kragen der Jacke, packte sie mit beiden Händen und fing an, sie auszuwringen.
    Sarah, die zitternd beide Arme um ihre hochgezogenen Knie geschlungen hatte, beobachtete mich stumm. Ich drehte die Jacke wieder auseinander und warf sie ihr zu. Sarah sollte jetzt aus zweierlei Gründen am Leben bleiben: Mir ging es noch immer darum, keine Leiche von hier wegschaffen zu müssen, und sie sollte mir einige Fragen beantworten.
    Sie legte sich meine Jacke um die Schultern und wickelte sich hastig darin ein. Danach schob sie sich rückwärts an den Baumstamm heran, zog ihre Knie wieder hoch und versuchte, auch ihre Beine mit der Jacke zu bedecken.
    Dann zog ich Hemd und T-Shirt aus und wrang sie ebenfalls aus. Ich zitterte so heftig, als hätte ich Muskelkrämpfe, aber das hier musste sein. Zwischen den Fasern musste sich wieder ein Luftpolster bilden können, damit meine Körperwärme - der verbliebene kleine Rest - nicht weiter abgeführt wurde. Allerdings konnten Baumwollstoffe nicht allzu viel Luft speichern. »Baumwolle killt«, heißt es in Outdoor-Kreisen, und diese Warnung ist berechtigt, aber was ich tat, war besser als gar nichts. Dabei musste ich an die »Hemden KF« denken, die wir bei der Infanterie getragen hatten. Was die Buchstaben KF bedeuteten, hatte ich nie herausbekommen; ich wusste nur, dass das Material juckte und kratzte und im Sommer viel zu heiß, aber bei Winterübungen geradezu ideal war - seine Fasern wirkten sehr gut wärmedämmend, selbst wenn es durchnässt war.
    Nachdem ich T-Shirt und Oberhemd wieder angezogen hatte, kniete ich mich hin, um meine Stiefel auszuziehen, und hatte dabei Mühe, die Knoten der Schnürbänder mit meinen vor Kälte starren Fingern zu lösen. Zuletzt wrang ich meine Jeans aus, wobei ich sorgfältig darauf achtete, dass die Pistole außer Sarahs Reichweite blieb.
    Als ich dann wieder angezogen war, steckte ich mein Hemd in die Jeans und meine Hosenbeine in die Stiefel, damit der Wind nirgends hineinfahren konnte. Die Pistole kam hinten in meinen Hosenbund, wo Sarah sie nicht erreichen konnte.
    Sarah, die sich fast nicht bewegt hatte, hockte links neben mir, als ich mich sitzend an den Baumstamm lehnte. Sie machte sich unter meiner Jacke so klein wie möglich und hielt den Kragen mit beiden Händen vor ihr Gesicht gezogen.
    Es ist immer ratsam, sich gegenseitig zu wärmen, und zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts, die sich zusammendrängen, erzeugen fünf Prozent mehr Wärme als zwei Menschen gleichen Geschlechts. Ich stieß Sarah mit dem Ellbogen an, breitete die Arme aus und forderte sie mit einer Kopfbewegung auf, zu mir herüberzukommen. Sie zog geräuschvoll die Nase hoch, strich sich ihr klatschnasses Haar aus der Stirn und rückte zu mir herüber.
    Über uns ließ eine starke Bö die alte Tanne knarren und schwanken. Ich streckte die Beine aus, und Sarah setzte sich so auf meinen Schoß, dass sie mit ihrer linken Seite an mir lehnte; dann zog ich die Knie an, um sie vom Boden zu isolieren und enger an mich zu drücken. Ihr nasses Haar streifte mein
    Gesicht, als sie sich an meine Brust gelehnt an mich kuschelte, während ich sie umarmte. Unser Zittern ließ sich nicht beherrschen, aber die wärmende Nähe eines anderen Körpers machte sich fast augenblicklich bemerkbar. Wir schwiegen zunächst, während wir versuchten, durch Autosuggestion warm zu werden. Ich blickte auf ihr nasses, schmutziges Haar herab, in dem sich Tannennadeln und Rindenstückchen verfangen hatten.
    Ich war überrascht, als sie zu sprechen begann. »Sie haben dir vermutlich erzählt, dass ich durchgebrannt bin?« Da sie nicht den Kopf hob, konnte ich ihre Miene nicht sehen, aber ihr Tonfall ließ erkennen, dass mit ihrer vorübergehenden Willfährigkeit bald Schluss sein würde.
    »Irgendwas in der Art.« Ich senkte den Kopf, um besser zu hören, was sie sagte, und zog meine Knie noch mehr an, um sie enger an mich zu drücken.
    »Und das hast du ihnen abgenommen? Jesus, ich habe dieses Unternehmen über vier Jahre lang vorbereitet, Nick. Jetzt hat es ein Vollidiot zerschlagen, den sie losgeschickt haben, um mich

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