Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
mir zu den Hüften reichte, und Sarah hielt den Riemen ihrer Schultertasche umklammert, die ich weiterhin trug. Beim nächsten Schritt befand ich mich plötzlich in reißendem Wasser, das an mir zerrte und mich von den Beinen zu holen drohte. Ich packte Sarahs Hand - um Halt zu finden oder sie zu stützen, beides war denkbar -, aber sobald ich den anderen Fuß hob, riss die Strömung mich mit. Trotzdem ließ ich Sarahs Hand nicht los; wir ruderten und strampelten beide, um uns über Wasser zu halten und ans andere Ufer zu gelangen, aber die Strömung drohte mich unter Wasser zu ziehen. Wird man von einer zwanzig Stundenkilometer schnellen Strömung bei einer Wassertiefe von nur einem halben Meter gegen einen Felsen gedrückt, müsste man zweihundertfünfzig Kilo stemmen können, um wieder davon wegzukommen. Gegen Hunderte von Tonnen Wasser, die hier zu Tal strömten, kamen wir nicht an.
    Mein Kopf wurde unter Wasser gedrückt. Ich nahm unfreiwillig einen großen Schluck des eisigen Flusswassers, kam prustend an die Oberfläche und hatte den Mund sofort wieder voll Wasser. Ich ließ Sarahs Hand los. Diesen Kampf musste jeder für sich allein bestehen. Sie warf mir einen entsetzten Blick zu, als sie merkte, was ich getan hatte. Aber das war nicht mein Problem; es würde erst meines werden, wenn die Polizei ihre Leiche vor mir entdeckte. Sie musste noch immer spurlos verschwinden.
    Flusswasser, das mir ständig in die Augen lief, nahm mir die Sicht, aber ich sah noch, wie sie den Kopf über Wasser zu halten versuchte und verzweifelte Schwimmbewegungen machte, während sie abtrieb. Dann wurde sie von der
    Strömung unter Wasser gedrückt, und ich konnte nicht beurteilen, wie weit sie es noch bis zum anderen Ufer hatte. Ich geriet immer wieder unter Wasser und konzentrierte mich mehr darauf, Luft zu bekommen, als das andere Ufer zu erreichen. Sarah war jetzt nicht mehr zu sehen, aber das konnte ich nicht ändern. Ich steckte selbst tief genug in der Scheiße.
    Als ich wieder einmal auftauchte und hastig Luft holte, hörte ich einen gellenden Schrei. Das musste Sarah gewesen sein. Ich sah mich nach ihr um, konnte sie aber in den schäumenden Fluten nirgends entdecken.
    Ich wurde erneut unter die Oberfläche gedrückt, schluckte noch mehr Wasser und kam verzweifelt strampelnd wieder hoch. Diesmal sah ich, dass ich das jenseitige Ufer schon fast erreicht hatte. Der Fluss war hier noch reißender, weil ich mich auf der Außenseite der Biegung befand, wo die Strömung am stärksten war. Dann geriet ich in einen kleinen Wirbel, der mich ausspuckte und ans Ufer warf. Ich streckte beide Hände aus und versuchte, einen Ast, eine Wurzel oder irgendetwas anderes zu erfassen.
    Ich rief nach Sarah, aber die einzige Antwort bestand aus einem weiteren Mund voll Flusswasser. Während ich blindlings nach einem Halt tastete, berührte meine linke Hand etwas Festes, vermutlich einen Ast. Ich klammerte mich daran, aber er gab nach und riss ab. Im nächsten Augenblick verhakte sich mein rechter Arm unter einer großen unterspülten Baumwurzel. Die Strömung riss mich herum und drückte mich ans Ufer, wo ich plötzlich festen Boden unter den Füßen spürte. Ich klammerte mich an die rettende Wurzel und atmete mehrmals tief durch, um mich wieder zu beruhigen. Stromabwärts sah ich nur Äste und Holzstücke auf der
    Wasseroberfläche tanzen.
    Ich kämpfte gegen das Gewicht meiner mit Wasser vollgesogenen Kleidung an und stemmte mich hoch, bis ich mit der freien Hand die nächsthöhere Wurzel erreichen konnte. Daran zog ich mich hoch, bis nur noch meine Füße, die von der Strömung zur Seite gedrückt wurden, im Wasser hingen. Eine letzte Anstrengung, dann lag ich nach Luft ringend am Ufer und fühlte mich erleichtert wie nie zuvor in meinem Leben. Ich blieb einige Minuten lang erschöpft liegen, musste immer wieder husten und merkte, wie ich ganz allmählich wieder zu Kräften kam.
    Als ich wieder einigermaßen klar denken konnte, wurde mir bewusst, dass ich vor einem weiteren großen Problem stand. Ich würde Sarah finden müssen, die irgendwo flussabwärts angetrieben worden sein könnte. Während ich die Ufer absuchte, riskierte ich, gesehen zu werden, sobald ich den Schutz der Bäume verließ, und beide Flussufer boten sich geradezu an, wenn das Suchgebiet erweitert wurde. Und was noch schlimmer war: Falls der Hubschrauber zurückkam, würden seine Piloten mich sofort sehen.
    Aber das ließ sich nicht ändern; ich musste einfach

Weitere Kostenlose Bücher