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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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werden und sich lebend ans Ufer retten.
    Ich sah mich nach einem Ast um, der für meine Zwecke lang genug war. Er brauchte nicht stark zu sein, nur lang genug. Ich sprang hoch, bekam einen mit beiden Händen zu fassen und hängte mich mit meinem ganzen Gewicht daran. Von den Blättern ging ein Schwall Wasser über mich nieder. Der Ast brach ab. Ich zog und zerrte daran, bis er sich schließlich ganz von dem Baum löste. Ich machte mir nicht die Mühe, ihn von den kleineren Zweigen zu befreien, sondern nahm ihn so mit zum Ufer hinunter.
    Dort zog ich erst meine Stiefel, dann die Jeans aus. Sekundenlang stellte ich mir vor, ich könnte der Menschheit hier einen großen Dienst erweisen. Vielleicht wusste London, dass sie das Potenzial besaß, ein zweiter Hitler zu werden. Dann streifte ich meine Jacke ab und spürte den eisigen Wind, der mir fast den Atem verschlug. Scheiße, wie kam ich dazu, von der Polizei gejagt irgendwo in der Wildnis meine
    Klamotten auszuziehen, um eine Frau zu retten, nur damit ich sie anderswo liquidieren konnte? Mein Realitätssinn siegte erneut. »Halt deine verdammte Klappe, Stone! Was soll das Gejammer - du weißt genau, dass du’s tun musst.«
    Meine Pistole und die Gummihandschuhe mit unseren Papieren steckte ich in die Schultertasche, die ich mir wieder umhängte. Dann rannte ich mit Stiefeln an den Füßen, aber mit Ast, Jeans und Jacke in den Händen unter den Bäumen hervor auf die Brücke zu. Bestimmt sah ich wie jemand aus, der vor einem wütenden Ehemann flüchtet, der ihn mit seiner Frau im Bett erwischt hat.
    Als ich über die Eisenbahnschwellen polterte, aus denen der Brückenbelag bestand, sah ich Sarah noch immer wie eine Klette an dem Pfeiler hängen und gegen die Strömung ankämpfen, die ihren Kopf unter Wasser zu drücken versuchte.
    Sie hörte mich kommen und sah auf. »Nick, Nick, hier bin ich ... hier!«
    Als ob ich das nicht gewusst hätte. Ich beugte mich übers Brückengeländer. »Halt die Klappe!« Ich musste schreien, um das Brausen des Wassers zu übertönen, als ich ein Bein meiner Jeans, in das ich einen Knoten gemacht hatte, damit sie sich besser festhalten konnte, zu ihr hinunterließ. Das andere war mit einem Jackenärmel verknotet. Wie dieser sichere Knoten hieß, konnte ich mir nie merken. Hätte mich das wirklich interessiert, wäre ich zur Marine gegangen. Am Ende des Jackenärmels saß ein weiterer Knoten, damit er mir nicht aus den Händen rutschte.
    »Nur am Knoten festhalten!«, brüllte ich. »Und genau zuhören, okay?«
    Sie sah zu mir auf und blinzelte heftig, um das Wasser aus den Augen zu bekommen. Ihr Blick fixierte das verknotete Jeansbein, als sei es eine Rettungsleine. Ihre Augen waren vor Angst geweitet.
    Ich hielt die Jacke weiter an mich gedrückt, während ich das Jeansbein so vor Sarah herabließ, dass sie es leicht fassen konnte, ohne den Halt am Pfeiler zu verlieren. Ihre Zähne erreichten den Stoff und verbissen sich darin; dann senkte sie den Kopf, um ihn näher an ihre Hände heranzubringen. Sobald sie den Knoten gepackt hatte, sah ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie entschlossen war, ihn nicht mehr loszulassen.
    »Sarah, sieh mich an.« Ich wollte, dass sie genau wusste, was sie zu tun hatte. In kritischen Situationen nicken viele Leute, als hätten sie alles verstanden, während sie in Wirklichkeit nichts mitbekommen haben. »Ich werfe jetzt den Rest dieser Sachen ins Wasser und hole ihn auf der anderen Seite der Brücke heraus. Sobald ich rufe, lässt du den Pfeiler los und hältst dich nur noch an den Jeans fest. Kapiert?«
    »Ja, ja. Mach schnell!«
    »Okay, es geht los.« Nach einem letzten Blick, ob wir etwa beobachtet wurden, warf ich den Rest meines improvisierten Rettungsseils von der Brücke.
    Dann wechselte ich auf die andere Seite über, streckte mich auf den Bahnschwellen liegend aus und hängte mich weit über den Rand. Meine Jacke mit dem verknoteten Ärmel schwänzelte in der reißenden Strömung. Als ich unter der Brücke hindurch stromaufwärts sah, hielt Sarah das Jeansbein mit verzweifelter Kraft umklammert.
    Ich angelte mit dem Ast nach meinem improvisierten Seil, bekam es beim dritten Versuch zu fassen und zog das Ende zu mir hoch. Ich wickelte mir das verknotete Ende ums Handgelenk und stemmte mich gegen eine der Stützen des Geländers, um den Ruck abfangen zu können. Sarah konnte ich nun nicht mehr sehen.
    »Fertig, Sarah? Los!«
    Sie ließ den Pfeiler los und wurde von der Strömung unter der

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