Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Nike-Sportschuhe, und Sarah beschloss, ihm zu helfen, indem sie ihm die Schuhe von hinten von den Füßen zog. Als Nächstes kamen seine Levi’s dran, und als er sie abgestreift hatte, streckte Sarah sich liegend aus, schlüpfte mit den Beinen hinein und stemmte sich hoch, um in die großen Jeans zu schlüpfen. Sie war eben dabei, den Gürtel zu schließen, und er zog sein T-Shirt aus, als ich wieder den Hubschrauber hörte. Sarah und ich sahen auf, was reichlich zwecklos war, weil die Zweige, die uns tarnten, auch verhinderten, dass wir den Himmel sehen konnten. Lance hatte sein T-Shirt über den Kopf, aber noch nicht über die Schultern gezogen. Ich legte ihm die linke Hand auf den Nacken, rammte sein Gesicht in den Schlamm und drückte ihm die Mündung meiner Pistole ins Genick.
    Das Knattern der Rotoren war direkt über uns angelangt. Der Hubschrauber befand sich im Schwebeflug. Er blieb einige Sekunden über uns stehen, und die Bäume um uns herum bogen sich im Abwind seines Rotors. Form, Glitzern, Schatten, Umrisse, Abstände und Bewegung - das sind die Dinge, die einen verraten können. Aber wir lagen in guter Deckung; das wusste auch Sarah, die sich weiter langsam die warmen Sachen anzog.
    Der Hubschrauber flog ungefähr fünfzig Meter weiter, ging nochmals in den Schwebeflug über und kurvte dann weg. Das Rotorengeräusch wurde leiser und verhallte schließlich ganz. Ich nahm die Pistole vom Genick des Amerikaners und wies ihn an, sich weiter auszuziehen. Er streifte sein T-Shirt ganz ab. Sarah schlüpfte aus meiner Jacke, zog das T-Shirt an und zog wieder die Jacke darüber. Jetzt war die Reihe an Lance, der nur noch mit Socken und Boxershorts bekleidet war, vor Kälte zu zittern.
    Ich merkte an seinem Blick, dass er in Panik zu geraten begann. Er glaubte offenbar, ich würde ihn erschießen, denn er fing an, eine Art Gebet zu murmeln. Aber es klang nicht bittend, sondern eher wie das Gebet eines Mannes, der sich in sein Schicksal ergibt.
    »Schon gut, Lance«, sagte ich, »du brauchst Allah noch nicht; ich will dich nicht erschießen. Aber halt jetzt einfach die Klappe, okay?«
    Sarah war nun fertig. Sie kniete mit ihren Händen in den Jackentaschen da und trug Sportschuhe Größe elf und Jeans, deren Schritt ihr fast in den Knien hing und die so riesige Aufschläge hatten, dass sie wie die Kreation eines avantgardistischen Modeschöpfers aussahen.
    Der Junge lag noch immer auf den Knien, stützte sich auf seine Unterarme, hielt die Hände gefaltet und murmelte etwas, das wie ein Gebet klang. Er tat sein Bestes, um sich möglichst unsichtbar zu machen.
    Sarah warf mir einen fragenden Blick zu. »Was machen wir mit ihm?«
    »Komm, wir hauen ab, solange der Hubschrauber weg ist«, sagte ich. »Ich fessele ihn mit meinem Gürtel an den Baum. Dann wird er von der Polizei geschnappt, aber er bleibt wenigstens am Leben.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, lass ihn«, sagte ich. »Los, wir verschwinden. Wir müssen sehen, dass wir von hier wegkommen.«
    Sie seufzte resigniert. Ich zog den Gürtel aus der Umhängetasche, stieß Lance mit einem Tritt zu dem Baum hinüber und fesselte ihn an einen der unteren Äste. In ein bis zwei Stunden konnte er sich wieder befreit haben; falls er das nicht schaffte, hatte er es ohnehin nicht verdient, zu überleben. Er murmelte weiter vor sich hin, und als ich die Knoten anzog, bedachte er Sarah mit irgendwelchen Verwünschungen auf Arabisch. Bestimmt machte er ihr Vorwürfe, weil sie ihn nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, so schmählich verriet. Sarah ignorierte ihn. Ich hätte ihm am liebsten versichert, dass ich ihm nachfühlen konnte, wie ihm zu Mute war.
    Nachdem ich kontrolliert hatte, dass wir nichts zurückgelassen hatten, begann ich aus unserem Versteck zu kriechen. Sarah folgte mir - oder ich glaubte es zumindest. Das Gemurmel auf Arabisch wurde leiser.
    Ich bewegte mich noch auf allen vieren und hatte eben den Kopf ins Freie gesteckt, als ich unmittelbar hinter mir einen lauten Knall hörte. In einer instinktiven Reaktion presste ich mich flach auf den Boden. Im nächsten Augenblick merkte ich, dass der Schuss nicht mir gegolten hatte, und kroch hastig weiter.
    Mein erster Gedanke war, er habe es irgendwie geschafft, Sarah zu erledigen. Ich sprang auf und rannte um den Baum herum, um mich Lance von der anderen Seite anzunähern. Dort kroch ich mit schussbereiter Pistole auf dem Bauch liegend unter den Zweigen hindurch. Dann sah ich ihn. Er wurde noch von

Weitere Kostenlose Bücher