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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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seinen gefesselten Händen hochgehalten, aber sein Körper war mit gespreizten Beinen zusammengesackt, als sei er das Opfer eines Erschießungskommandos geworden. Lance würde die Kälte jetzt nicht mehr spüren. Sarah hatte ihn mit einem Genickschuss erledigt. Sie kniete noch hinter ihm und steckte die Pistole gerade in eine Jackentasche.
    Scheiße, was war bloß mit dieser Frau los? Ließ ich sie mit einem Mann allein, legte sie ihn unweigerlich um. »Her mit der Waffe, Sarah ... her damit!«
    Sie verdrehte die Augen, als langweile sie sich, zog die Pistole aus der Tasche und warf sie mir zu. Ich kroch wieder ins Freie. Zu flüstern brauchten wir jetzt nicht mehr; die halbe State Police würde wissen, wo wir steckten. »Was soll der Scheiß, verdammt noch mal?«, knurrte ich.
    »Glaub mir, er hätte nicht aufgegeben. Er hätte sich mit den beiden anderen zusammengetan oder auf eigene Faust weitergemacht. Ich kenne diese Leute. Und ich kenne Lance sehr gut. Was die beiden anderen betrifft . sie wissen, wo, wann und wie das Attentat ausgeführt werden soll. Dass du heute Morgen ihre Komplizen umgelegt hast, hält sie nicht auf.«
    Sarah funkelte mich an. »Nick, mir tut’s fast Leid, dass ich nicht dich erschossen habe und mit ihm geflüchtet bin.«
    Für lange Debatten war jetzt keine Zeit. Der Schussknall hatte uns verraten. Wir mussten flüchten - möglichst schnell und möglichst weit. Wohin wir uns wandten, spielte keine Rolle; es kam nur darauf an, das unmittelbare Gefahrengebiet zu verlassen. Erst in sicherer Entfernung konnte ich Halt machen und versuchen, unsere Lage zu analysieren.
    Falls der Schuss gehört worden war, was anzunehmen war, würde in der Einsatzzentrale der Polizei Chaos herrschen, sobald er über Funk gemeldet wurde. Die Beamten würden dabei sein, die Ereignisse der vergangenen Nacht vorschriftsmäßig aufzuarbeiten, und dann plötzlich peng ... ein zusätzliches Problem. Aber nach anfänglicher Verwirrung würden sie bald feststellen, wo der Schuss gefallen sein musste, und ihren Hubschrauber einsetzen und uns von bewaffneten Teams zu Fuß verfolgen lassen.
    Wir trabten los. Wir kamen jetzt viel schneller voran, obwohl Sarah durch die zu großen Nike-Sportschuhe behindert war. Ich war verdammt sauer auf sie, weil sie unseren Standort verraten hatte, aber ich versuchte, meinen Zorn zu beherrschen. Steigert man sich in Wut hinein, verliert man das eigentliche Ziel - möglichst schnell eine möglichst große Strecke zurückzulegen - aus den Augen. Ob Sarah gelogen hatte, war im Augenblick nebensächlich. Entscheidend war nur, dass wir jetzt nicht geschnappt wurden.
    Der Hubschrauber kam tief über dem Wald heran. Wir blieben stehen und gingen unter einem Baum in Deckung. Diesmal ging er jedoch nicht wieder in den Schwebeflug über, sondern brauste schnell und tief weiter. Er flog genau über uns hinweg, ließ einen Regenschauer von den noch immer nassen Bäumen auf uns niedergehen und röhrte im Tiefflug davon.
    Ich beschloss, die bisherige Richtung beizubehalten, weil sie in gerader Linie vom Haus wegführte. Mir kam es darauf an, möglichst schnell eine Straße oder ein bewohntes Gebiet zu erreichen. Wo es Häuser gab, würde es auch Autos geben.
    Inzwischen war es längst taghell. Das scharfe Tempo bewirkte, dass unsere Körper mehr Wärme erzeugten, und ich begann sogar zu schwitzen. Sarah keuchte und hechelte wie ich, während wir einen Hügel nach dem anderen hinauftrabten und dann steile Hänge hinabstolperten. Ich brauchte ihr nicht zu erklären, was ich vorhatte. Tatsächlich war sie sogar nützlich, weil es vorteilhaft war, auf ein zusätzliches Paar Augen und Ohren vertrauen zu können.
    Nach halbstündigem Dauerlauf stießen wir endlich auf eine Straße. Sie war kaum mehr als einspurig, mit Schlaglöchern übersät und nur etwa vier Meter breit. Ich bog parallel zu ihr ab, blieb unter den Bäumen und folgte ihr mit ungefähr zehn Meter Abstand. Wir waren noch nicht weit gekommen, als ich ein Auto hörte und Sarah ein Zeichen machte, meinem Beispiel zu folgen und in Deckung zu gehen. Der Wagen kam rasch näher; ich hörte seinen Motor und das Zischen der Reifen auf dem nassen Asphalt.
    Ein Streifenwagen, dessen blaurote Blinkleuchten unter dem bedeckten Himmel ungewöhnlich grell wirkten, tauchte auf und raste an uns vorbei. Die Polizei würde ihre anfängliche Verwirrung überwunden haben; sie war vermutlich dabei, das in Frage kommende Gebiet großräumig abzusperren. Dann

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