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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Spiegelbild im Seitenfenster des Pick-ups. Er hielt seinen rechten Arm ausgestreckt, und die Revolvermündung berührte weiter mein Genick. So konnte er mich versehentlich erschießen, wenn sein Zeigefinger sich verkrampfte, oder ich war erledigt, sobald sein Sohn und weitere State Trooper hier aufkreuzten.
    Kam meine erste Bewegung schnell genug, war ich eine Sekunde lang vor ihm sicher; was ich unmittelbar danach tat, würde darüber entscheiden, ob ich am Leben blieb oder nicht. Das Risiko war verdammt hoch, aber ich musste es eingehen, wenn ich nicht geschnappt oder erschossen werden wollte.
    Damit er nicht merkte, dass ich meine Lunge mit drei tiefen Atemzügen mit Sauerstoff füllte, ließ ich ihn weiter die Revolvermündung in mein Genick rammen, während ich die Augen schloss und mich auf meinen Angriff vorbereitete. Er lachte gackernd über seinen eigenen Humor, als er sagte: »Wart nur, bis mein Sohn dir in dei’n traurigen Arsch tritt!« Mit zunehmendem Selbstbewusstsein wurde er zorniger. »Was fällt dir ein, dich hier rumzutreiben und Leute umzulegen? Scheiße, warum bleibst du nicht, wo du hingehörst, und legst sie dort um?« Er überlegte, was er hinzufügen könnte, und wurde fündig: »Arschloch!«
    Ich holte zum dritten Mal Luft und öffnete die Augen. Zum Teufel mit dem Risiko, tu’s einfach!
    AHHHHHHHHHH!
    Ich trat mit dem rechten Fuß vor, drehte mich gleichzeitig auf dem anderen Fuß nach links, riss meinen linken Arm hoch und brüllte dabei wie ein Wahnsinniger. Damit wollte ich zweierlei erreichen: ihn hoffentlich verwirren und mich selbst anfeuern. Mit welchem Teil meines linken Arms ich seinen rechten Arm mit der Waffe traf, spielte keine Rolle; wichtig war nur, dass ich ihn überhaupt traf. Dann schlug mein Arm gegen seinen, und ich spürte plötzlich keinen kalten Stahl mehr im Genick.
    Mein linker Unterarm musste Kontakt mit seinem rechten Arm mit der Waffe halten, während ich mich weiter herumwarf, bis ich ihm gegenüberstand. Er war größer, als ich erwartet hatte. Sein unrasiertes Gesicht unter einer ungekämmt nach allen Seiten abstehenden grauen Mähne war von Wind und Wetter wie altes Leder gegerbt. Ich grapschte nach dem Stoff des Kleidungsstücks, in dem sein Arm mit der Waffe steckte, um sicherzustellen, dass der Revolver überallhin, nur nicht auf mich zielte.
    Dann löste sich ein Schuss. Der Knall und sein Echo in der Garage waren ohrenbetäubend laut. Der Alte hatte vermutlich nicht einmal gemerkt, dass er abgedrückt hatte. Nun begann er ebenfalls zu kreischen und rief laut: »Ruby!« Sein Gesicht war kaum eine Handbreit von meinem entfernt, sodass ich die
    Zahnlücken in seinem weit aufgerissenen Mund gut sehen konnte.
    Als ich mich weiter herumwarf, gelangte ich seitlich hinter ihn. Der alte Knabe machte ein unglückliches Gesicht. Vor wenigen Sekunden war er noch ganz Herr der Lage gewesen; jetzt fürchtete er, ich könnte ihn ins Jenseits befördern. Als Kopf und Oberkörper sich von mir wegdrehten, kehrte der Alte mir den Rücken zu, sodass ich mit der rechten Hand seinen Kopf an den Pick-up knallen konnte. Während ich den dumpfen Aufprall hörte, sah ich, dass ich noch immer den linken Ärmel seines blauen Overalls gepackt hielt. Ich rammte ihn mit meinem ganzen Gewicht gegen das Fahrzeug, sodass er keine Luft mehr bekam, und trat ihm hinten in die rechte Kniekehle, damit er zusammenklappte.
    Ich sagte dabei kein Wort. Das war auch nicht nötig. Er kniete mit hochgereckten Armen vor dem Pick-up, und sein Gesicht war an die Fahrertür gepresst. Ich packte seinen Arm mit der Waffe und schüttelte ihn kräftig. Der Revolver fiel scheppernd zu Boden.
    Aber damit war die Sache noch nicht zu Ende. Dieser alte Knabe gab nicht so schnell auf. Blut und Speichel spritzten aus seinem Mund, als er abwechselnd fluchte und nach seiner Frau rief.
    Mrs. Redneck machte mir Sorgen: Telefonierte Ruby mit der Polizei oder holte sie die Schrotflinte heraus? Ich trat einen Schritt zurück, zog meine Pistole mit Schalldämpfer und stieß ihn mit einem Fuß um. Sobald er auf dem Boden lag, gab ich zwei Schüsse ab, die ihn dazu brachten, eiligst unter den Pickup zu kriechen. Was nun? Ich rannte los.
    Ich spurtete aus der Garage, bog vor dem Haus nach links ab und hetzte auf der Spur, die ich vorher hinterlassen hatte, über die Pferdekoppel zurück. Inzwischen goss es wieder in Strömen.
    Hinter mir hörte ich eine Frau etwas schreien, sah mich aber nicht nach ihr um. Schüsse fielen

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