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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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würde sie abwarten, bis wir herauskamen, oder es durchkämmen, um uns aufzuspüren.
    Sobald der Streifenwagen verschwunden war, waren wir wieder auf den Beinen und hasteten weiter. Der Wind hatte aufgefrischt, und ich sah dunkelgraue Regenwolken heranziehen. Nach zwanzig Minuten Dauerlauf über unebenes, von kleinen Wasserläufen durchzogenes Gelände erreichten wir eine große freie Fläche, ein mindestens zwei Hektar großes, aus dem Wald herausgeschnittenes Quadrat, das von einem weißen Weidezaun umgeben war. Genau in der Mitte stand am Ende einer von der Straße abzweigenden Zufahrt ein Ranchhaus: ein mit Schindeln verkleidetes einstöckiges Haus mit Spitzgiebeln und grauem Schieferdach. Nach hinten hinaus war eine Maschinenhalle angebaut, die jetzt als Garage für einen Pick-up, zwei weitere Autos und ein kleines Motorboot auf einem Anhänger diente. Das Haupthaus, die Garage und zwei der drei Fahrzeuge hatten schon bessere Zeiten gesehen.
    Es gab keinen Zugang zur Garage, der nicht über deckungsloses Gelände führte. Und das Haus hatte bestimmt auf allen Seiten Fenster, damit seine Bewohner die Aussicht genießen konnten. Auf der Weide grasten fünf oder sechs Pferde, aber ich sah nirgends einen Hund, und das Haus wirkte fast unbewohnt. Vielleicht schliefen seine Bewohner alle noch.
    »Du bleibst hier«, flüsterte ich Sarah zu. »Ich gehe los und hole uns ein Fahrzeug. Sobald du mich rausfahren siehst, kommst du an die Straße.«
    »Wieso nimmst du mich nicht mit?« Das klang misstrauisch, als fürchte sie, ich könnte mit dem Wagen abhauen und sie hier allein zurücklassen. Wenn sie gewusst hätte ...
    Ich hatte es nicht nötig, meine Entscheidung zu rechtfertigen, aber ich antwortete trotzdem. »Erstens mache ich allein weniger Lärm - ich weiß, was ich tue, du nicht. Zweitens will ich nicht, dass du noch jemanden erschießt. Und drittens bleibt dir nichts anderes übrig. Ich habe deine Papiere hier.« Ich drehte mich halb, damit sie die Ledertasche auf meinem Rücken sehen konnte. »Willst du, dass ich dir weiter helfe, wartest du hier.«
    Das quadratische Stück Land war grün und flach wie ein Billardtisch. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass die Straße frei von Fahrzeugen und der Himmel frei von Hubschraubern war, rannte ich durchs Gras, das knapp zehn Zentimeter hoch und dicht mit Wassertropfen bedeckt war. Ich lief geduckt, obwohl mich das nicht weniger sichtbar machte, aber das war eine instinktive Reaktion. In meinem Kielwasser blieb im nassen Gras eine deutliche Spur zurück, aber dagegen konnte ich nichts machen.
    Ich behielt die Fenster im Auge und versuchte, irgendeine Bewegung hinter ihnen zu erkennen. Als ich näher ans Haus herankam, sah ich, dass die Vorhänge im ersten Stock zugezogen waren. Ich fragte mich, ob Mr. und Mrs. Redneck im Bett saßen und sich die Fernsehberichte über die nächtlichen Ereignisse am Falls Lake ansahen. Drüben am See überstieg die Zahl der Kameraleute inzwischen bestimmt die Zahl der dort eingesetzten Polizeibeamten.
    Als ich das Haus erreichte, kauerte ich erst einmal unter einem Fenster mit offenen Vorhängen. Bei diesem trüben Wetter hätte dahinter Licht gebrannt, wenn die Hausbewohner wach und auf den Beinen gewesen wären; trotzdem wollte ich nicht riskieren, einen Blick durchs Fenster zu werfen. Ich horchte einige Sekunden lang angestrengt. Nichts. Aus der Nähe war zu erkennen, dass die Schindeln gar nicht aus Holz, sondern aus Aluminium bestanden, das entsprechend lackiert war, während die Dacheindeckung lediglich aus Dachpappe bestand, die ein Schieferdach imitierte.
    Ich setzte meinen Rundgang bei wieder einsetzendem Regen fort, wobei ich darauf achtete, tief gebückt an den Fenstern vorbeizuschleichen.
    Dann war ich endlich in der Garage. Auf dem Betonboden waren keine Reifenspuren zu sehen, und die Fahrzeuge waren trocken. Also waren sie mindestens seit gestern Abend nicht mehr bewegt worden.
    Als Erstes musste ich kontrollieren, ob eines der Autos mit einer Alarmanlage gesichert war. Ich sah keine Warnaufkleber, rot blitzende LEDs oder andere Hinweise. Aber eine Alarmanlage hätte vermutlich mehr gekostet, als die beiden Autos - ein verrosteter kleiner Dodge, der wie ein Billig-Rover aussah, und ein ältlicher Kombi mit imitierten Holzpaneelen an den Seiten - noch wert waren. Ich versuchte, die Türen aller Fahrzeuge zu öffnen, erst die des Pick-ups, dann die der beiden Autos. Alle waren abgesperrt. Regen trommelte auf das

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